Der Geruch von Kaffee verbreitete sich, kurz bevor Triggerfinger am Montagabend die Bühne des Heimathafens in Berlin betraten. Bassist Paul Van Bruystegem hat statt Bier eine Pumpthermoskanne mit etwas, das wie Kaffee riecht und aussieht, an seinem Platz stehen. Vielleicht ein erstes Zeichen, dass die Herren das ganze nicht erst seit gestern machen. Die Band gibt es immerhin seit 1998. Und doch: Die Spielfreude hat keinen Deut nachgelassen – eher im Gegenteil: Sie haben mehr Energie als viele junge Bands und sie scheint bei jedem Konzert zuzunehmen. Das Konzert im Heimathafen war ein weiterer Beweis dafür.
Sie stellten ihr neustes Werk „By Absence of the Sun“ dem Berliner Publikum vor und mischten noch ein paar ältere Songs wie „My Baby’s Got A Gun“ drunter. Nicht nur mein Lieblingssong, wie die Reaktionen des Publikums erahnen ließen. Der Saal kochte bei diesem Song über. Allerdings gab es während des ganzen Sets keinen richtig ruhigen Moment – nur bei einigen ganz neuen Stücken wurde im Publikum etwas Zurückhaltung geübt.
Es ist auch immer wieder faszinierend die Chemie zwischen den Dreien auf der Bühne zu sehen. Im Gegensatz zur üblichen Aufteilung bei Livebands wird Drummer Mario Goossens nicht im Hintergrund versteckt, sondern sitzt mit seinem Schlagzeug zwischen Sänger und Gitarrist Ruben Block und Van Bruystegem. Was Ruben bereits im Interview erklärte, dass es für sie beim Auftritt um die direkte Interaktion zwischen den dreien ginge (hier nachzulesen), war auch an diesem Abend wieder deutlich zu spüren.
Wobei jeder sein eigenes Streckenpferd hat: Ruben setzt bei der Darbietung auf sein Sexappeal, Mario kombiniert das Ganze mit Witz und schleckt zwischen drin auch mal seinen Drumstick oder auch das Schlagzeug ab und Paul ist einfach nur cool. Er braucht auch nichts weiter zu machen. Selbst dann nicht, wenn er sich auf dem Boden wälzt, um Mario bei seinem Drumsolo während „All This Dancin‘ Around“ ins richtige Licht zu setzen.
Das Berliner Publikum dankte es den hart arbeitenden Männern mit frenetischem Applaus, zwei Stunden durchtanzen und erhielt sogar eine „echte“, ungeplante Zugabe und ein ungläubiges Grinsen. Ein ganz besonderes Highlight spielten sie in der ersten von drei Zugaben. Sie gingen nahtlos von ihrer äußerst erfolgreichen Coverversion von Lykke Lis „I Follow Rivers“ in Falcos „Jeannie“ über. Ein durchaus gewagtes Unterfangen, dass sie natürlich ohne weitere Probleme meisterten. Es dauert allerdings einen Moment bis mir klar wurde, dass Ruben da gerade in ziemlich gutem Deutsch singt.
Ruck zuck waren zwei Stunden vergangen und diese Powershow kam zum Ende. Das breite Grinsen des Abends kehrt auch noch Tage später in mein Gesicht Gesicht zurückwenn ich daran denke und die aktuelle Platte ausschalten kann ich auch nicht mehr. Ich hoffe, ich muss mich nicht zu lange verzehren, bis meine drei Herzbuben zurück nach Berlin kommen.
Zur Überbrückung haben wir noch ein paar Bilder geschossen, die wir euch nicht vorenthalten wollen.
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Text: Dörte Heilewelt
Livefotos (c): Markus Werner