Die Gerüchte um eine The Libertines-Reunion erhielten seit geraumer Zeit immer wieder neue Nahrung, nun wurde sie Gewissheit: Im Herbst kehrt die bedeutendste britische Rockband des beginnenden 21. Jahrhunderts zurück auf Tour – und dies in Originalbesetzung! Auch für Deutschland hat die Band zwei Konzerte angekündigt: Am 4. Oktober gastieren The Libertines in Berlin, am 5. Oktober in Düsseldorf. Diese Shows dürften zu den größten Sensationen zählen, die der Konzert-Herbst zu bieten hat.
Ohne The Libertines hätten die Geschicke der britischen Rockmusik zu Beginn des neuen Jahrtausends zweifellos eine andere Wendung genommen. Ihr mutiger, frecher und enorm energetischer Stil zwischen Indierock, Britpop, Garagenrock und Post-Punk definierte eine neue Sound-Ästhetik. Ganzen Heerscharen von Bands dienten The Libertines als Blaupause für die eigene Stil- und Sound-Findung. Auch neben der Musik avancierten die beiden Köpfe, Sänger/Gitarrist Peter Doherty und Gitarrist Carl Barât, zu Role Models für Mode-, Style- und Popkultur-Fragen. Man könnte auch sagen: Was die Beatles für die 60er und The Smiths für die 80er bedeuteten, fand sich Anfang des 21. Jahrhunderts in The Libertines: Die alles überstrahlende, einzigartige Formation, die Trends setzte und eine komplette Szene neuartiger britischer Rockmusik schuf.
Mit nur zwei regulären Studioalben – „Up The Bracket“ und „The Libertines“ – wurde das Quartett, ursprünglich bereits 1997 gegründet, unsterblich. Alles begann, als sich Doherty und Barât Ende der 90er eine Wohnung teilten. Zu dem Zeitpunkt studierten beide an der University of London, brachen ihre Studien jedoch ab, um sich ganz auf ein gemeinsames Projekt zu konzentrieren. Durch Shows mit etablierten Acts wie The Strokes oder The Vines wurde ein größerer Fankreis auf das Quartett aufmerksam. Doch vor allem erkannten die britischen Musikmedien wie der ‚New Musical Express’ die herausragende Qualität der Band – und nahmen sie bereits auf die Titelseite, bevor überhaupt ein Tongträger erschienen war.
Als das Debütalbum „Up The Bracket“ im Oktober 2002 erschien, galten The Libertines bereits als die große neue Hoffnung der englischen Rockszene. Über 100 Shows, die sie im folgenden Jahr weltweit spielten, mehrten die Hysterie um die Band. Eine ihrer besonderen Stärken war und ist das höchst intensive Verhältnis zwischen Doherty und Barât, das ebenso von tiefer Freundschaft wie von wiederkehrenden zwischenmenschlichen Zerwürfnissen geprägt ist. Persönliche Probleme Peter Dohertys erschwerten die Arbeit zusätzlich.
Dies zeigte ich bereits rund um die Produktion des zweiten Albums „The Libertines“. Als es im August 2004 herauskam, geriet es zum globalen Erfolg. In England stieg es auf die Spitzenposition der Charts, in den meisten europäischen Ländern in die Top 30 – und auch die USA wurde im Sturm genommen. Dohertys Probleme nahmen indes derart überhand, dass sich The Libertines noch im Dezember des gleichen Jahres auflösten. Nicht minder erfolgreich erwiesen sich die im Anschluss gegründeten Formationen: Doherty erreichte internationalen Erfolg mit den Babyshambles, Barât reüssierte mit den Dirty Pretty Things.
Bereits 2010 fanden die beiden gemeinsam mit Bassist John Hassall und Drummer Gary Powell für zwei Konzerte zusammen. Nach der Ankündigung weiterer Festivalshows in diesem Jahr steht nun fest, dass The Libertines auf Europa-Tournee gehen. Überdies ließ Doherty in Interviews verlauten, dass er auch an neuen Songs für die Band arbeite – möglicherweise wird man also die Sensation eines weiteren Studioalbums erleben dürfen.
The Libertines Live:
04.10.2014 Berlin, Columbiahalle
05.10. Düsseldorf, Mitsubishi Elektric Halle