Man möchte meinen, The Kooks sind noch gar nicht so alt, um ein Best Of Album raus zu bringen. Das klingt so nach Ruhestand und alten Männern, nahe am Rock ’n Roll Himmel. Ganze 10 Jahre gibt es jedoch die Band aus Brighton schon und sie haben in der Zeit so viele wunderbare Songs geschrieben, dass diese sehr wohl auf einem Album zusammen ihre Schönheit entfalten dürfen. Der Titel „The Best Of … So Far“ lässt vermuten, dass die Band uns auch weiterhin mit ihrem fröhlich machenden Britischen Indie-Rock verwöhnen wird. Des öfteren gab es auch um diese Band Trennungsgerüchte. Und ehrlich gesagt würde es einen nach der Auflösung von Bands wie The Maccabees oder den Klaxons nicht wirklich wundern. Zu schwierig scheint es heutzutage trotz immer wieder beschworener Freundschaft zu sein, so ein Gefüge im Hamsterrad des Songschreibens und Touren am Leben zu erhalten. So feiert die Band ihr 10-jähriges Jubiläum nicht nur mit einem Album, sondern auch mit einer Tour. Wie beliebt die Engländer auch hierzulande sind, zeigt dass die Konzerte so gut wie ausverkauft sind.
Viele Bands scheuen sich „alte“ Songs zu spielen, immer auf der Jagd nach dem neuen besseren Hook, die Nase rümpfend vor der eigenen Leistung, die zu dem ein oder anderen großen Hit geführt hat. Nicht so die Kooks. Aber warum sollten sie sich auch vor ihrer Vergangenheit schämen? Wer sich eine solide Fangemeinde mit so vielen eingängigen Indierock-Hymnen erarbeitet hat, darf sie auch selbstbewusst zum Besten geben. Und hey, was gibt Besseres für eine Band, als wenn einem jede einzelne Zeile voller Inbrunst von ausgelassen tanzenden Fans zurück geschmettert wird!? So auch bei ihrem Berlin Konzert In der Berliner Columbiahalle. Bis auf den letzten Meter drängen sich verschwitzte Körper aneinander, jeder auf der Suche nach einem klitzekleinen bisschen Freiraum um nicht nur die Arme jubelnd nach oben zu recken sondern auch um -so weit das überhaupt geht- die Hüften zu den eingängigen Melodien der Engländer zu schwingen. Nicht nur der Song „Seaside“, scheint von der Heimat der Band inspiriert zu sein. Immer wieder hat man bei der ein oder anderen Melodie das Bedürfnis in Brighton am Peer zu sitzen, die Beine baumeln zu lassen und mit der Musik im Ohr, den Blick aufs Meer schweifen zu lassen.
Luke Pritchard heizt die Menge ordentlich an, sodass bald die Luft dünn wird und der Schweiss fast von der Decke tropft. Aufforderungen, sich gegenseitig auf die Schulter zu nehmen, kommen die Fans dankbar nach, so entwickelt sich das Publikum so langsam zu einer wabernden, singenden Masse. Nur zwischendurch kommt ein bisschen Ruhe rein, wenn sich Luke an den Synthesizer setzt und „See Me Now“ singt, einen melancholischen Song, den er für seinen verstorbenen Vater geschrieben hat. An diesem Abend widmet er den Song allen Menschen, die einen ähnlichen Verlust erlitten haben und Chris Cornell, dem Sänger von Soundgarden, der des Lebens müde war, den selbst die Musik nicht mehr retten konnte. Es wird besinnlich in der Columbiahalle, einige Feuerzeuge flammen auf. Wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit, als man sich noch an seinem Lieblingssong die Finger verbrannt hat, bevor die Taschenlampen der Handys überhand genommen haben, mit einem Licht so unpersönlich wie das gerade weggewischte potentielle Date auf Tinder.
Doch die Fröhlichkeit kehrt schnell zurück. Symbolisch für den Abend sind die Songzeilen des Klassikers „Junk Of My Heart“: „I wanna make you happy, I wanna make you feel alive…“ überall strahlende Gesichter, wo man hin schaut Menschen voll gepumpt mit Dopamin, verschwitzt vom sich lebendig fühlen. Man kann nur hoffen, dass das „… So Far“ des Albumtitel wirklich wörtlich gemeint wurde und noch viele neue Kooks Songs aus England zu uns herüber geschwappt kommen. Zwei neue Titel wurden bereits zum Besten gegeben. Bitte gebt uns mehr…. so lange geben wir uns mit „The Best Of … So Far“ zufrieden.
Fotos: Anja von Kampen