Wir sind bereits auf dem Endspurt bei unserer siebenteiligen Serie Spot Festival 2012 Special, bei der wir euch Bands und Künstler vorstellen, die wir auf dem Spot Festival 2012 für uns entdeckt und zum Gespräch gebeten haben. In Teil 6 dreht sich heute alles um den jungen Burschen um Rangleklods aus Dänemark
In Dänemark ist der in Kopenhagen lebende Rangleklods längst kein Geheimtipp mehr. Mit seinen explosiven elektronischen Konzerten hat er sich bereits eine eiserne Fangemeinde erspielen können. So zeigt es sich zumindest beim diesjährigen Spot Festival, denn der Auftritt von Esben alias Rangleklods ist so gut besucht, dass zahlreiche Besucher nicht mehr reinkommen, obwohl sie bereits eine Stunde vor Beginn vor dem Club anstehen. Es herrscht ein regelrechter Hype um den jungen Dänen. Wir freuen uns also umso mehr darüber, dass er trotz straffen Zeitplan die Zeit für ein kurzes Gespräch mit uns findet.
Esben: Ich habe ein DJ Set gespielt letzte Nacht. Ich bin erst gegen 5 Uhr heute morgen ins Bett gekommen. Aber es war eine sehr gute Show.
Von Müdigkeit kann bei Rangleklods jedoch keine Rede sein. Wir treffen auf einen durch und durch enthusiastischen jungen Mann, der vor Energie und Kreativität nur so strotzt. Der eigenwillige Name ist ein Ausdruck für den komponierten, spielenden und unbestimmten Charakter der Musik. In der Meinungslosigkeit des Namens hat er Platz gefunden, um über die Begrenzungen und Erwartungen hinauszuwachsen.
Esben: Mein Projekt nennt sich Rangleklods und beschreibt elektronische Popmusik. Das trifft es eigentlich nicht ganz genau, aber um es in ein Genre zu packen, reicht die Beschreibung eigentlich. Es ist Musik, die ihre Einflüsse von überall her schöpft. Ich höre so viel unterschiedliche Musik, und das hab ich eigentlich auch schon immer. Ich werde zum einen von wirklich harten elektronischen Sachen inspiriert, dann aber auf der anderen Seite auch von Songs mit schönen Songwriting. Was ich nun also versuche, ist, alles zusammenzufügen und Musik ohne jegliche Vorurteile zu schaffen. Immer wenn ich einen neuen Song schreibe, weiß ich nie, was passiert und am Ende dabei raus kommt. Und genau das ist die Art, die ich mag, um Musik zu machen.
Mit vollständiger Hingabe zu Kreativität und Spiel mit dem Computer, in Form des alles umgreifenden und unbegrenzten Instruments, gelingt es ihm, den begrenzenden Rahmen von Genre und Geschmack zu sprengen. Die Kompositionen werden von der charismatischen, tiefen Stimme Esbens‘ getragen und vereinen sowohl das Melodische als auch klanglich Experimentierende, was sich tief im Gehörgang festsetzt und mutig die Gefühle anspricht. Dabei hat alles um Rangleklods ganz zufällig angefangen
Esben: Mit Rangleklods habe ich ungefähr vor dreieinhalb Jahren angefangen. Es hat alles eigentlich eher zufällig angefangen. Ich habe an der Musikuniversität hier in Aarhus studiert und ich sollte an einem Tag ein Konzert spielen, ich hatte aber überhaupt nichts, was ich spielen konnte. Ich hab mich also selbst eingeschlossen und innerhalb einiger Wochen 4 Songs geschrieben, und alle vier Songs sind entweder auf der EP „Home“ oder auf dem Album , das ich im März hier in Dänemark veröffentlicht habe. Das war es also, wie alles angefangen hat. Ich mag die Geschichte dahinter, da ich nicht wirklich die Zeit hatte, darüber nachzudenken, was ich machen werde, unter Zeitdruck ist einfach was ganz Natürliches entstanden, und ich hatte das erste mal seitdem ich Musik machen -und das mache ich eigentlich schon immer- das Gefühl, dass ich Musik mache, die ich auch machen soll.
Der besondere Klang, der sich zu gleichen Teilen aus eingespielten Instrumenten und analogen Equipment sowie rein digitalen und stramm programmierten Elementen zusammensetzt, lässt Klangbilder entstehen, die sich vom minimalen Techno bis hin zum Sound der 60iger Jahre bewegen, und so Referenzen zurück zu Beach Boys und Doors ebenso nahe legen wie zu James Holden und The Field.
Esben: Ich hab definitiv musikalische Einflüsse. Wenn ich größere Namen nennen müsste, würden auf jeden Fall The Field und James Holden auftauchen, aber auch Künstler wie David Bowie und The Doors beeinflussen mich. Zudem eine Menge 80iger Jahre Popmusik, ja, die Liste geht eigentlich so weiter, das sind halt welche von den größeren, aber ich werde natürlich auch von kleineren Bands und Künstlern beeinflusst.
Ganze fünf Jahre hat der junge Musiker in Aarhus verbracht. Es fühlt sich für ihn also ein Stück weit wie zu Hause an. Seine Musik ist jedoch hochgradig davon geprägt, dass Rangleklods Anfang 2010 seine Basis von Aarhus nach Berlin verlegt hat. Dort wurden Routinen aufgegeben und die enorme elektronische Szene durchforstet.
Esben: Im Jahre 2010 bin ich nach Berlin gezogen, eigentlich noch während ich Musik hier in Aarhus studiert habe. Es war Teil des Masters und ich hatte eine Menge Zeit. Ich brauchte dringend neue Inspiration. Berlin ist nicht so weit weg und war eine der Städte, in die ich am meisten wollte. Ich habe dort eineinhalb Jahre gelebt und das war definitiv eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Das war der Ort, an dem Rangleklods zu seiner heutigen Form gefunden hat. Ich meine, ich habe erst in Berlin so richtig heraus gefunden, was ich als Rangleklods kann und was nicht. Durch diese besondere Atmosphäre in Berlin trägt alles auch wirklich diese besondere Handschrift. Für mich bedeutet das, dass alles sehr offen, vielseitig und kombiniert ist, und so sehe ich auch meine eigene Musik. Ich glaube, meine Zeit in Berlin, hat mich in der Hinsicht beeinflusst, dass ich nicht so fokussierte Musik mache, also nicht nur auf ein Genre bezogen. So sehe ich Berlin auf jeden Fall, und das ist auch genau das, was ich an Berlin so mag.
Kreativität ist ein wichtiges Theme für Rangleklods. Nur so kann sich Esben voll entfalten, nur so findet er die Energie, die er schließlich voll und ganz in seine Musik umwandelt. Kein Wunder also, dass es ihn für eine Zeit lang in die deutsche Hauptstadt gezogen hat.
Esben: Auf jeden Fall ist Berlin sehr inspirierend. Als ich aus Aarhus weg gezogen bin, war elektronische Musik nur eine Unterkategorie, also zumindest die elektronische Musik, die ich mag. Und in Berlin ist es DIE Musik der Leute. Überall gibt es diese Art der Musik zu hören, egal ob im Club oder auf den zahlreichen Open Air Parties. Es war eine vollständig andere Erfahrung für mich, aber eine die ich wirklich genossen habe. Nun bin ich wieder zurück nach Dänemark gezogen. Ich habe jetzt auch gar nicht mehr die Zeit, so viel auszugehen, aber die Zeit in Berlin hat vieles verändert, zum Besseren, und mich sehr geprägt.
In Kopenhagen hat Esben also nun seine neue Basis gefunden. Grund genug für uns, um ihn nach einer Empfehlung und kleinen Skizze zu seinem Lieblingsort Christiania zu fragen
Esben: Ich wohne in Kopenhagen in der Nähe von Christiania. Ich würde den Leuten immer empfehlen dort hinzugehen, und ich meine jetzt nicht wegen des Weeds, das Du da bekommen kannst. Am ersten Tag, den ich dort war, bin ich einfach dort rumgelaufen. Das Wetter war fantastisch. Es ist wie eine kleine Stadt inmitten von Kopenhagen. Du musst wirklich in die kleinen Ecken dort laufen, es ist wirklich wunderschön dort. Überall gibt es Kanäle und Du bekommst ein wenig das Gefühl, als wärest Du auf einer Zeitreise. Das ist also zweifelsohne mein Lieblingsplatz in Kopenhagen. Die Atmosphäre dort ist so anders, so viel entspannter. In Kopenhagen steht man ständig unter Druck sich beweisen zu müssen, und ein Besuch in Christiania ist wie ein Break von all dem.
Ich bin bereits nach diesem Gespräch zu tiefst beeindruckt von Rangleklods, und spätestens nach seinem Auftritt beim Spot Festival 2012 hat er wohl zuletzt mein Herz genau so erobert wie das zahlreicher anderer auch. Man darf also gespannt sein, was wir von ihm noch zu hören und sehen bekommen. Wir bedanken uns in jedem Falle für dieses wundervolle Interview und wünschen Rangleklods natürlich nur das Beste für alles, was er sich noch vorgenommen hat.
Von Jessica Franke
Spot Festival 2012 Special:
Teil 1: The Megaphonic Thrift
Teil 2: Echo Me
Teil 3: Age Of Giants
Teil 4: Snake & Jet’s Amazing Bullit Band
Teil 5: Zebra & Snake