Wir haben uns mit einigen Bands auf dem Spot Festival 2012 getroffen und unterhalten. Wer das so war und was sie uns dabei so verraten haben, könnt ihr in unserer siebenteiligen Serie Spot Festival 2012 Special nachlesen. Wir werden euch jedes Mal eine andere Band vom Spot Festival vorstellen. Heute in Teil 2 mit Echo Me aus Kopenhagen.
Hinter Echo Me steht der junge Kopenhagener Musiker Jesper Madsen. Obwohl der 27-jährige Däne sowohl in der dänischen als auch der deutschen Musikszene noch ein eher unbeschriebenes Blatt ist, kann er auf eine beeindruckende musikalische Geschichte zurückblicken. Bereits im Alter von 10 Jahren bediente er sich der Plattensammlung seiner Eltern und lieh sich Texte von u. a. Simon & Garfunkel, Bruce Springsteen oder Creedence Clearwater Revival für seine eigenen ersten Kompositionen. Seitdem hat sich viel getan. Sein musikalischer Output wurde über die Jahre immer grösser und verlangt nun nach einem eigenen Projekt.
Jesper: Ich habe jahrelang in verschiedenen Bands gespielt. Jetzt habe ich mich dazu entschlossen, als Solo Projekt Echo Me zu gründen. Den Namen habe ich gezielt so gewählt, um zu verdeutlichen, dass es ein Ein-Mann-Projekt ist, und von Text bis Komposition alles von mir kommt und die verschiedene Seiten an mir zeigt. Nachdem ich mein Debütalbum letzten Sommer fertig gestellt habe, bin ich in den USA und Europa rum gereist. Ich habe all mein Equipment in einen Wagen verstaut und in den verschiedensten Locations Shows gespielt, von Clubs bis Cafés, alles war dabei.
Mit Für Records hat Jesper ein Label gefunden, das sein Debütalbum veröffentlichen wird. In Dänemark ist es sogar bereits erschienen. In Deutschland müssen wir uns noch bis zum 19. Oktober gedulden. Aber eins ist bereits jetzt gewiss: Das Warten lohnt sich alle mal. Denn das Ergebnis ist ein schlüssiges, kompromissloses Folk-Album mit einem klaren nordischen Klang, inspririert von diversen Reisen rund um die Welt. Besonders die Touren durch Amerika mit seiner langen Folk-Tradition finden sich als Einfluss in seiner Musik wieder. Darüber hinaus lassen sich gewisse Einflüsse anderer Bands und Künstler nicht leugnen.
Jesper: Die erste Band, die ich gehört habe, waren die Beatles. Meine Mutter hat mir eine CD gegeben, das war mein allererstes Album, das ich je besessen habe. Und genau diese Art von melodischer Popmusik hat mich schon immer inspiriert. Irgendwann habe ich angefangen, Gitarre zu spielen. Über die Jahre habe ich die verschiedensten Genres ausprobiert. Ich werde also genauso von Jazz sowie Hard Rock inspiriert, Sachen, die sich über die Gitarre ausdrücken. Aber auch Sänger wie Paul McCartney beeinflussen mich.
Jesper ́s grossartige facettenreiche Stimme entführt den Zuhörer in ein Gefühlsuniversum mit Ecken und Kanten. Aber nicht nur musikalisch überzeugt der junge Musiker auf ganzer Linie. Mit seinem Charme und seiner schüchternen Art wird er mit Sicherheit die ein oder anderen Herzen erobern können. Mehr als 200 Konzerte hat Echo Me im letzten Jahr weltweit gespielt. Im Herbst wird Echo Me auch wieder quer durch Deutschland touren. Einen guten Eindruck hat er auf jeden Fall schon jetzt von der deutschen Konzertkultur.
Jesper: In Dänemark hat man immer die gleichen 30 – 40 Leute, die man immer wieder auf den Konzerten sieht, während man in Deutschland ein immer wechselndes Publikum hat. Die Clubs machen eine Menge PR für ihre Shows, so dass viele Leute auch kommen, wenn sie die Musik noch nicht kennen, einfach nur, um neue Musik zu entdecken und kennenzulernen. Es ist aber natürlich auch schon ein wesentlicher Unterschied, dass Dänemark wesentlich kleiner ist als Deutschland. Ich hoffe also, dass Echo Me in Deutschland erfolgreich sein wird, alleine schon, weil es so viel größer ist als Dänemark.
Im September erfüllt sich Jesper einen langersehnten Traum und wird nach Berlin ziehen. Die Nähe zu seinem in Berlin ansässigen Label Für Records hat ihm dabei die Entscheidung leicht gemacht, seine Zelte in Dänemark endgültig abzubrechen. So kann man schließlich noch enger zusammen arbeiten. Und genau das tut Echo Me regelrecht unermüdlich. So sind die nächsten Projekte bereits schon jetzt in Planung.
Jesper: Für das nächste Album werde ich mit jemanden von der Band Kellermensch zusammenarbeiten. Das ist eine dänische Band. Sie machen einen Mix aus Folk und Heavy-Strange-Musik. Generell suche ich mir gerne Leute, die noch Ecken und Kanten haben, aber mit mir den gleichen Weg gehen, um es dann gemeinsam auf das nächste Level zu bringen. Also statt nach einem großen Produzenten oder Label zu suchen, bevorzuge ich die Zusammenarbeit mit Leuten, die ihr Ding machen.
Und in dieser Aussage steckt etwas, was mir schon lange auf der Seele brennt. Ich höre immer wieder über die Zusammengehörigkeit innerhalb der skandinavischen Musikszene. Man kennt sich nicht nur untereinander, sondern hilft und unterstützt sich auch wo es nur geht. Auch beim Spot Festival bekommt man immmer wieder dieses Gefühl.
Jesper: Gerade in Kopenhagen, aber generell auch in ganz Dänemark gibt es ein sehr kleines Umfeld. Ich kenne mindestens die Hälfte der Bands, die hier beim Spot Festival spielen, persönlich. Aber ich denke, es ist eine gute Sache, dass alles so klein und überschaubar ist.
Und so verwundert es mich schließlich auch nicht, dass mir Jesper während des gesamten Spot Festivals immer mal wieder über den Weg läuft. Das eine mal mit einem befreundeten Musiker beim gemütlichen Bierchen, das andere mal beim Aushelfen sowohl vor als auch nach dem Konzert einer befreundeten Band.
Jesper: Das ist mein erstes Jahr beim Spot Festival. Ich mag die Idee, dass man die Möglichkeit bekommt, eine Menge neuer Bands kennenzulernen. Es ist darauf ausgerichtet, dass alle Bands die gleiche Aufmerksamkeit erlangen, und die Bands selber helfen sich unter einander, um dieses Festival möglich zu machen. Und dann holt man Leute aus ganz Europa zu diesem Festival und es wird schließlich ein Teil eines großen Ganzem. Ja, ich mag die ganze Idee dahinter sehr.
Genau das ist es, was uns bei diesem Festival mindestens genauso beeindruckt hat. Eben genau diese überall spürbare Zusammengehörigkeit. Bei so viel Enthusiasmus über die dänische Musikszene wollten wir es uns dann natürlich nicht nehmen lassen, ihn nach seinen persönlichen musikalischen Empfehlungen zu fragen.
Jesper: Ja, es gibt eine Band namens Boho Dancers. Die spielen auch hier auf dem Spot Festival. Dann noch eine Sängerin, Penny Police. Ich weiß nicht, ob sie schon gestern gespielt hat oder heute noch spielt, aber sie ist eine wirklich talentierte Singer-Songwriterin.
Und welche CD hätte Echo Me im Gepäck, wenn er auf einer einsamen Insel wäre?
Jesper: Meshuggah. Das ist eine schwedische Progressiv-Metalband. Ja, die würde ich mitnehmen.
Genau wie The Megaphonic Thrift haben wir Echo Me gebeten ein Bild von seiner Heimatstadt zu malen, was er selbstverständlich mit großer Freude getan hat. Eine Erklärung gab’s auch dazu.
Jesper: Da ist lediglich ein Haus in dem Bild… Das ist das Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Es gab keine anderen Menschen in der näheren Umgebung. Es war weit außerhalb auf dem Land.
Damit ist unsere Zeit dann auch schon um. Wir bedanken uns an der Stelle ganz herzlich für das äußerst nette, wünschen Jesper natürlich alles Gute das kommende Album und die anstehende Tour. Wir freuen uns schon jetzt darauf.
Von Jessica Franke
Spot Festival 2012 Special:
Teil 1: The Megaphonic Thrift
Teil 3: Age Of Giants
Teil 4: Snake & Jet’s Amazing Bullit Band
Teil 5: Zebra & Snake
Teil 6: Rangleklods