Spot Festival 2012 Special: Teil 1 mit The Megaphonic Thrift

Wir haben uns mit einigen Bands auf dem Spot Festival 2012 getroffen und unterhalten. Wer das so war und was sie uns dabei so verraten haben, könnt ihr in unserer siebenteiligen Serie Spot Festival 2012 Special nachlesen. Wir werden euch jedes Mal eine andere Band vom Spot Festival vorstellen. Los geht es heute mit The Megaphonic Thrift aus dem schönen Bergen in Norwegen.

The Megaphonic Thrift, das sind Richard Myklebust (Stereo21 und Young Dreams), Linn Frøkedal und Njal Clementsen (Low Frequency in Stereo) und Fredrik Vogsborg (Casiokids und Young Dreams). Eine Supergroup, die sich im Jahre 2007 zusammen gefunden hat, nachdem sich Richard’s Band Stereo21 aufgelöst hat. Es folgte Fredrik am Schlagzeug, der von einer Low Frequency in Stereo Show so beeindruckt war, dass er sowohl Linn als auch Njal unbedingt mit im Team haben wollte. Als Linn schließlich am Bass besetzt war, bedurfte es nicht mehr viel Überzeugungskraft, und schließlich wurde noch Njal mit ins Boot geholt. Und das war sie dann, die Geburtsstunde von The Megaphonic Thrift. Bereits im Folgejahr veröffentlichten sie „Acid Blues“ und „Mad Mary“, und konnten damit schon für einige Furore in Skandinavien sorgen. Internationales Aufsehen erregten sie jedoch erst Anfang 2010 mit ihrer Debüt EP „A Thousand Years Of Construction“, mit der es schließlich das ganze Jahr durch rund um den Globus ging. Neben eigenen Shows supporteten sie A Place To Bury Strangers in UK, ernteten nicht zuletzt dafür die Lorbeeren von der Presse. Zahlreiche internationale Festivals wie SXSW, The Great Escape und Standon Calling, Berlin Festival und das in den Niederlande ansässige Eurosonic bespielten sie, konnten sich dabei eine stetig wachsende Fangemeinde erspielen. Im Jahre 2011 erschien ihr Debütalbum „Decay Decoy“. Die Presse überschlug sich auch hier, und sogar Bands wie Band Of Horses und Dinosaur Jr wollten sie höchst persönlich als Support Act mit auf Tour haben. Niemand geringeres als Jay-Z stellte The Megaphonic Thrift sogar in seinem Magazin „Life and Times“ vor.

Es scheint also richtig gut für die Kombo zu laufen. Das war jedoch nicht immer so. Erst im vorletzten Jahr wurde bei einem Brand fast ihr vollständiges Equipment zerstört. Ein Glück kann man sich auf gute Freunde stets verlassen, und so konnten sie mit geliehener Ausrüstung schließlich doch ins Studio. Was ein Glück! Denn den energiereichen Rock von The Megaphonic Thrift möchten wir jetzt schon nicht mehr missen. Aber wie genau kann man den Sound der Norweger nun eigentlich beschreiben?

Njal: Wir sind The Megaphonic Thrift aus Bergen in Norwegen, und wir spielen laute Musik. Richard: Wir finden nie eine Beschreibung für die Musik, die wir spielen. Wir sind eine Rockband mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. Wir spielen laut und singen dazu.

Mit dieser knappen Beschreibung lösen sie in der Runde ein herzliches Lachen aus. Dabei bedarf es eigentlich auch gar nicht mehr. Spätestens seit ihrem Auftritt beim Spot Festival ist nämlich klar, in welche Richtung ihre Musik gehen soll. Und dem ein oder anderen mögen vielleicht sogar noch jetzt alleine beim Gedanken daran die Ohren piepen. Flirrende Gitarren, ein krachendes Schlagzeug, alles zusammengefügt zu einem Gesamtbild aus harmonischen Klängen, begleitet von bitter-süßem Gesang. Das legt doch die Frage nahe, welcher Musik sie sich eigentlich privat gerne widmen.

Fredrik: Traditionale Jazz Musik.
Njal: Ich höre wirklich gerne ruhigere Sachen, wenn ich alleine bin.
Richard: Celine Dion und solche Sache. Der Titanic Soundtrack ist ja auch wirklich sehr schön.
Njal: Haha! Nein, das nicht, aber es passiert wirklich äußerst selten, dass ich was Lautes auflege, wenn ich alleine bin.
Fredrik: Das habe ich mal, aber da war ich noch jünger. Die Zeiten sind eindeutig vorbei.
Richard: Wir möchten an der Stelle bemerken: Wir sind wirklich cool. Ach herrje, so sind wir also, wenn wir alleine sind. Wir sind wirklich wild.

Auch hier müssen wir alle wieder unweigerlich anfangen zu lachen, und ziehen mittlerweile sogar schon die Aufmerksamkeit benachbarter Tische auf uns. Mit ihrer sympathischen Art und ihrem Humor gewinnen sie mein Herz in Handumdrehen. Es handelt sich um vier durchweg charmante Musiker, die stets für eine witzige Geschichte zu haben sind, und mit denen es einfach Spaß bringt, in einer Runde zu sitzen.

Fredrik: Vor drei Jahren haben wir auf dem Roskilde Festival gespielt. Es war die größte Show, die wir bis dahin gespielt haben. Wir waren also ziemlich aufgeregt und nervös. Auf unserer Setlist standen um die 7 – 8 Songs. Bereits beim ersten Song hat Richard angefangen, den falschen Song anspielen. Wir waren alle ziemlich irritiert, aber glücklicherweise war der Song im gleichen Takt. Richard hat es nämlich nicht gemerkt, so dass wir ihm schließlich folgen mussten.
Fredrik: Wir sind also buchstäblich mit seinem Song verschmolzen.
Richard: Ich hab’s selbst hinterher noch nicht gemerkt. Es war aber am Ende auch nicht so schlimm, da es sonst keiner gemerkt hat.

Das Gefühl der Zusammengehörigkeit bekomme ich während des Gesprächs immer wieder. Es ist ganz offensichtlich, dass es sich bei den vier Musikern nicht einfach nur um Bandkollegen, sondern vielmehr um Freunde handelt, die gemeinsam ihrer größten Leidenschaft nachgehen. Der herzliche Umgang miteinander spiegelt sich ununterbrochen auch im Gespräch wieder, so dass sich mir schließlich die Frage stellt, ob sie auch ihre Songs gemeinsam schreiben.

Fredrik: Der Songwriting Prozess hat sich von Beginn an stets weiter entwickelt. Richard war derjenige, der die Band gegründet hat. Er hat somit auch die Songs geschrieben und wir haben sie dann gespielt. Je länger wir zusammen gespielt haben, desto mehr haben wir uns mit eingebracht und die Songs schließlich auch zusammen geschrieben. Bei unserem letzten Album haben wir im Proberaum zahlreiche Ideenschnipsel aus Jamsessions gesammelt, die wir dann mit ins Studio genommen haben. Daraus haben wir dann die Songs gemacht.
Njal: Der wesentliche Unterschied zwischen diesem und dem letzten Album ist, dass es auf dem ersten Album Richards Songs waren, währenddessen es auf diesem Album unsere Songs sind, weshalb es auch den Titel „The Megaphonic Thrift“ hat. Es ist etwas, was wir alle gemeinsam geschaffen haben.

Und sie haben was wirklich wunderbares gemeinsam geschaffen. Das Album „The Megaphonic Thrift“ steht seit 17. Februar 2012 in den Plattenläden und sollte wirklich in keinem CD Regal fehlen. Eine letzte Aufgabe haben wir dann noch für das sympathische Quartett. Es ist Zeit für „Wahrheit oder Pflicht“: Entweder können sich The Megaphonic Thrift für eine weiter Fragen entscheiden oder sie müssen etwas tun.

Linn: Ohh, ich glaub, ich bin zu müde, um etwas zu machen.
Richard: Wir sind wirklich langweilig, wenn wir nichts machen, oder? Lasst uns Pflicht nehmen!

Und weil wir ja nicht so sind, bekommen sie auch eine leichte Aufgabe von uns: Malt ein Bild von eurer Heimatstadt!

Schon hat Richard Stift und Papier vor sich liegen und beginnt in Absprache mit den anderen seine künstlerische Ader zu entfalten. Was dabei rausgekommen ist, kann sich wirklich sehen lassen.

The Megaphonic Thrift kommen aus dem wunderschönen Bergen in Norwegen. Mit rund 260.000 Einwohnern ist die an der Westküste gelegene Hafenstadt zweitgrößte Stadt Norwegens.

Richard: Was sollen wir malen?
Njal: Auf jeden Fall Berge und die Bucht. Und es regnet eigentlich die ganze Zeit.
Richard: Außerdem gibt es eine Drahtseilbahn, die in die Berge führt. Die darf auf keinen Fall fehlen.

Die Standseilbahn Fløibanen ist eine der Hauptattraktionen Bergens. Darüber hinaus hat Bergen aber noch eine ganze Menge mehr zu bieten. Trotz aller Moderne hat sich Bergen den Charme und die Atmosphäre einer Kleinstadt bewahrt. Es bietet eine ideale Kombination aus Natur, Kultur und anregendem Stadtleben. Auch musikalisch bringt Bergen einiges hervor. So kommen neben The Megaphonic Thrift auch die Indie Pop Band Kakkmaddafakka aus dem beschaulichen Städtchen. Da darf ein Portrait von Sänger Axemax natürlich nicht fehlen.

Des Weiteren kommen auch die Kings of Convenience, das Duo um Eirik Glambæk Bøe und Erlend Øye, aus Bergen. Und die Skizze von Erlend ist Richard mehr als gut gelungen, wie wir finden. Über die zwei weiteren Personen können wir im Gespräch nicht viel herausfinden. Für den ein oder anderen Lacher sorgt das Gemälde in jedem Fall.

Richard: Es gibt einen Mann names Ben.

Njal: Er ist immer an ein und demselben Ort in Bergen anzutreffen.
Fredrik: Schreib seine Nummer mit hin, haha.
Richard: Mongo ist der Mystery Man von Bergen.
Linn: Hey, Du hast Mongo wirklich attraktiv gemacht.

Und damit ist das Bild auch schon vollständig. Wir bedanken uns an der Stelle ganz herzlich für das äußerst nette und amüsante Gespräch, wünschen der Band natürlich alles Gute bei allem, was noch kommt, und hoffen, dass wir bald wieder die Möglichkeit bekommen, The Megaphonic Thrift live zu erleben.

Von Jessica Franke


Spot Festival 2012 Special:

Teil 2: Echo Me
Teil 3: Age Of Giants
Teil 4: Snake & Jet’s Amazing Bullit Band
Teil 5: Zebra & Snake
Teil 6: Rangleklods