Sleater-Kinney, 18.02.2020, Astra Kulturhaus Berlin

Ich kann mir nicht helfen, aber ich kriege automatisch gute Laune, wenn ich Carrie Brownstein nur sehe. Das mag vielleicht daran liegen, dass ich immer an das Goth-Pärchen oder die feministischen Buchladenbesitzerinnen denken muss, meine absoluten Lieblingsfiguren aus der Sketch-Serie „Portlandia“, die Brownstein und ihr Partner in Crime Fred Armisen bis 2018 produzierten. Oder daran dass Carrie Brownsteins Memoiren „Hunger makes me a modern girl“ zu meinen Lieblings-Biografien gehören. Ja, ich bin bekennender Carrie Brownstein-Fan, ihr habt es vielleicht schon raus gehört.

Nicht zuletzt ist Carrie Brownstein Mitglied der Band Sleater-Kinney, die sie 1990 zusammen mit Corin Tucker gründete. 1997 komplettierte Schlagzeugerin Janet Weiss das Trio. 2006 gab es eine Trennung auf unbestimmte Zeit, 2015 das Reunion-Album „No Cities To Love“, 2019 mit „The Center Won’t Hold“ endlich ein weiteres Studioalbum, produziert von Annie Clark aka St.Vincent. Dann die große Überraschung: kurz vor Erscheinen des Albums kündigte Janet Weiss an, die Band zu verlassen. Grund dafür waren unterschiedliche Vorstellung von der weiteren Zusammenarbeit. Brownstein und Tucker wollten laut Weiss die alleinige kreative Kontrolle, während Weiss nicht die Position einer quasi Sessionmusikerin einnehmen wollte. Verständlicherweise.

Ein bisschen tragisch ist es schon, dass die drei Damen nach all den Jahren gemeinsamen Musizierens keinen Weg finden konnten, weiterhin auch gemeinsam kreativ zu sein. Mit Angie Boylan wurde inzwischen Ersatz am Schlagzeug gefunden, und so sind Sleater-Kinney nun in neuer Konstellation auf Tour. In dieser klingen sie bereits sehr organisch und eingespielt. An jenem Abend im knackevoll gefüllten Astra Kulturhaus spielen sie ein überzeugend zusammen gewürfeltes Set aus alten und neuen Songs, die sich wie alte Freunde die Hand geben. Es lässt sich auch einfach nicht leugnen, dass Sleater-Kinney mit „The Center Won’t Hold“ ein extrem starkes Album abgeliefert haben – die neuen Songs tun der Setlist wirklich gut. Ich erinnere mich daran wie ich die Band zuletzt auf Tour mit „No Cities To Love“ gesehen habe und damals, bei aller Begeisterung, das Gefühl hatte der Abend ginge doch recht zackig auf einem Tempo durch. Irgendwie grenzen sich die Songs diesmal etwas besser voneinander ab, das tut der Sache gut.

Und trotzdem, auch wenn ich mir vornehme, allen Damen auf der Bühne gleich viel Aufmerksamkeit zu widmen, schwenkt mein Blick doch immer wieder zu Frau Brownstein ab. Ich glaube es ist dieser leichte Schalk, der in allem was sie tut stets durchblitzt – in ihrer Musik, ihrem Schauspiel und ihrem Schreiben. Vielleicht sind es auch die schwarzen Ledershorts, ohne die sie, wie eingefleischte Sleater-Kinney Fans inzwischen berichtet haben, so gut wie nie auf die Bühne geht. Aber keine Sorge, auf Instagram hat die Band inzwischen enthüllt, dass sie wenigstens ab und zu gereinigt werden. Was auch immer es ist – ich bin ein bisschen verliebt.

Fotos: Hella Wittenberg

www.sleater-kinney.com