Shut Up And Shuffle! Mit Leah Fey von July Talk

Die kanadischen July Talk überzeugen mit ihrer Mischung aus bittersüßem Pop und schroffem Rock’n Roll und den  kontrastreichen, aber symbiotischen Stimmen der Sänger Peter Dreimanis und Leah Fay. Leah stillt unsere Neugierde auf private Playlisten und shuffelt sich für uns durch ihre Musik. Ihre Antworten stellen wunderbare unbekannte Musiker aus Kanada vor und haben uns zum Nachdenken und Lachen gebracht, so dass wir ihr elf statt der üblichen zehn Songs gewähren gelassen haben:

1. Crystal Castles – Alice Practice

Ich habe mir dieses Album immer auf meinen Kopfhören während meines Studio Drawing Kurs an der Uni angehört. I war sehr traurig und habe Selbstmedikation mit Alkohol praktiziert. Das sah so aus, dass ich einen ganzen Herbst lang Whiskey in meinem Kaffeebecher mit in die Kurse geschmuggelt habe. Diese amerikanischen Teen-Filme von Anfang 2000, wenn Rachael Leigh Cook und Julia Stiles einen künstlerischen, ungeliebten, ängstlichen „Nerd“ spielen, der immer feministische Literatur liest und über den sich alle lustig machen… das ist mein Soundtrack dazu, dass ich dieses Klischee total ausgelebt habe. Und ich war die ganze Zeit betrunken. Ich glaube, dass unser Manager Alex Bonenfant an diesem Album mitgearbeitet hat.

2. Matt Mays and El Torpedo – On The Hood

Ich habe diesen Song das erste Mal 2008 gehört, weil mir ein Date davon erzählt hat. Matt Mays und seine Band haben uns Jahre später mit auf Tour genommen und ließen mich auf der Bühne bei diesem Lied mitsingen. In dem Musikvideo tanzt die Band eine Choreographie. Sie würden mich umbringen, wenn sie wüssten, dass ich darüber rede.

3. M. Ward – Blake’s View

Lange vor „She and Him“ gab es einen Traum. M. Ward fragte mich, ob ich mit ihm in einer Band sein wollte. Irgendwie ist es wahr geworden, außer dass Peter nicht M.Ward ist, und ich bin nicht Zooey Deschanel.

4. Gord Downie & The Sadies – One Good Fast Job

Gordon Downie ist ein unglaublicher Frontmann (von der kanadischen Band The Tragically Hip) und ein Dichter, der in einer Menge Soloprojekte involviert ist. Auf jedem Album wird er von einer neuen Band begleitet und auf seinem letzten hat er „The Sadies“ (eine super heavy Alternative-Country Band aus Toronto) mit dabei, um ihn zu unterstützen. Das Ergebnis ist wie Feuer, was auf noch mehr Feuer trifft. Ich sehe ihn so oft es geht live spielen, denn er hat mir beigebracht wie wichtig es ist den Leuten während einer Performance in die Augen zu sehen. Die kanadische Musikszene ist ziemlich klein, also haben die meisten meiner Freunde aus Bands ihn getroffen oder mit ihm getourt oder kennen den Manager oder haben ihm schon mal ein Kinoticket verkauft. Bisher habe ich ihn noch nie getroffen, aber ich hoffe das wird eines Tages passieren. Gord Downie ist einer meiner Helden. Der Gitarrenspieler aus seiner Band kam einmal zu einer unserer Shows in Kingston, Ontario und ich habe losgeschrien, als er durch die Tür kam. Oops.

5. The French Kicks – Atlanta

The French Kicks haben sich 2014 aufgelöst und das hat mich total fertig gemacht. Diese Band sollte meiner Meinung nach die Welt beherrschen. Einmal hat mich Nick Stumpf (Leadsänger) bei einer Show in Montreal nach einem Schluck von meinem Bier gefragt und ich kam nicht darüber hinweg, dass wir ja so quasi einen Zungenkuss vollbracht haben, irgendwie.

6. Broken Social Scene & Kevin Drew – Backed Out On The…

Ich habe Broken Social Scene wahrscheinlich öfter als jede andere Band gehört.
Kevin Drew ist die Mayonnaise von Broken Social Scene. Was rede ich denn? Ich weiß es nicht. Sein Songwriting ist so alles auf einmal, lyrisch und klanglich. Man braucht ihn, ansonsten schmeckt das Sandwich nicht so gut.

7. Arcade Fire – Porno

Meine Interpretation des Songs ist, dass es ein massives Problem aller jungen Leute betrifft, was beginnt, wenn sie sexuell aktiv werden. Ich könnte wahrscheinlich 2000 Seiten darüber schreiben, aber um es einfach zu sagen: Mainstream heteronormative Internetpornos töten Romantik und haben Sex für alle ruiniert – besonders die, die nach 1980 geboren sind. Vielleicht ist Internetporno in Deutschland anders. In Nordamerika ist es verdammt gestört.

8. Angel Olsen – Sweet Dreams

Wenn Angel Olsen in deine Stadt kommt, dann geh dort hin und kauf all ihre Vinyls. Sie ist hell und dunkel und verletzlich und mysteriös auf einmal.

9. Father John Misty – Nancy From Now On

Eine meiner und Peter’s Lieblingsshows war von FAther John Misty in einem Theater, wo eigentlich nur er mit einer akustischen Gitarre war. Er konnte schimpfen, schwafeln und Brücken ziehen. Normalerweise kann man bei einer Show nicht drauf warten die Songs zu hören, die man kennt, aber hier haben wir an jedem Wort der neuen Lieder gehangen. Wir wollten nicht, dass sie aufhören. Es hat mich zu Tränen gerührt und war gleichzeitig unglaublich lustig und herzzerreißend. „Nancy From Now On“ ist eins meiner Lieblingslieder.

10. Jenny Lewis – Slippery Slopes

Das neue Album von Jenny Lewis ist brilliant. „Slippery Slopes“ erzählt vom Leben auf Tour, Party machen, Drogen und Beziehungen. Musiker zu daten ist furchtbar. Jenny Lewis erzählt es wie es ist und immer war.

11. Beyonce – Blow

Ich weiß nicht wie viele andere Diskosongs es gibt, die über Cunnilingus sind, aber dieses hier ist eindeutig das Beste.

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