Das Wochenende hielt auch eine große Überraschung bereit. Wir hatten uns ja eigentlich schon darauf gefreut, Kate Nash in neuem Soundgewand zu betrachten, hätten uns also so oder so zur richtigen Zeit vor der Clubstage eingefunden. Doch ein Vögelchen zwitscherte uns bereits vorher, dass die Beatsteaks zu eben dieser Zeit einen Geheim-Gig spielen sollten. Wir haben uns ein wenig nichtsahnend vor dem Auftritt im Publikum umgehört, um wen zu sehen sich die Leute denn hier eingefunden hätten. Die meisten waren tatsächlich wegen Kate Nash da, darum war es auch noch recht leer. Anhand der Bühnendeko hätte man allerdings schon ahnen können, wer dort gleich auf die Bühne steigen sollte und spätestens als der Roadie eines der Mikrofone mit „Mike Check Bernd“ testete, hätte der Groschen fallen können. Doch als die Beatsteaks dann tatsächlich die Bühne betraten, war das Staunen groß und die Freude umso größer. Ein knackiges 45-Minuten Set mit einer Auswahl der besten Songs und wenig Gerede, um mehr Musik unterzubekommen, sieht man von den Herren selten. Ein absolutes Highlight, vor allem weil Thomas nach seinem folgenschweren Unfall endlich wieder den Platz hinter den Drums besetzt. Die Beatsteaks sind einfach immer wieder großartig!
Auch The Killers, die den weiten Weg aus Las Vegas auf sich genommen hatten, um den Ring in einem Konfettiregen aus Blitzen und K’s versinken zu lassen, machten ihre Sache wie immer richtig gut.Man bekommt so langsam das Gefühl, dass sich die Bands ham Ring besondere Mühe geben und selbst einfach eine richtig gute Zeit haben. Insofern schon mal Begeisterung pur. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die Palma Violets. Sie sind ein bisschen Garage, ein bisschen Indie, ein bisschen Punk-Rock. Vor allem aber Brit-Rock. Obwohl sie erst im Februar dieses Jahres ihr Debütalbum „180“ beim legendären Londoner Rough-Trade-Label veröffentlichten, waren sie bereits im letzten Herbst auf der Titelseite des NME zu bestaunen. Ob der Hype berechtigt ist oder nicht, soll an dieser Stelle nicht Thema sein. Sicher ist aber, dass die Bühnenpräsens der jungen Londoner hinter den Erwartungen, die ihre Platte weckt, zurückbleibt. Das konnte auch die Sternkette, ein wahrer Blickfang, die Sänger Sam Fryers trug, nicht rausreißen. Vielleicht war die Bühne auch einfach (noch) etwas zu groß. Vielleicht machen sie momentan genau die Art Musik, die von den kleinen Keller-Clubs lebt, in denen sie stattfindet.
Kraftklub Fronttänzer Felix schien am Sonntagnachmittag ähnlich wie wir von der Masse an Menschen vor den Bühnen ganz schön beeindruckt. Mehrmals äußerte er, es gar nicht glauben zu können, vor einem so großen Publikum zu stehen. Immerhin spielten die Chemnitzer am Ring ihren bisher größten Gig. Und es waren nicht nur unheimlich viele Leute gekommen um Kraftklub zu sehen, nein, diese Leute sprangen dann auch noch, wenn Felix es verlangte. Sogar fünf paar Brüste wurden auf Kommando vor der Bühne präsentiert. Wie um sich zu vergewissern, dass das alles tatsächlich echt ist, ließ er es sich nicht nehmen durch die erste Welle der Crowd zu surfen. Auf dem Weg ging ein Schuh verloren und zwischendurch bekam man fast Sorge, den halbnackten Sänger auf der zweiten Welle nur noch im Schlüpper ankommen zu sehen. Hat aber alles funktioniert. Auch der Schuh fand sich später auf der Bühne wieder an. Alles echt. Sympathisch fanden wir das! Stand es doch im krassen Kontrast zu der Bühnendeko, welche die Karl-Marx-Städter aufgefahren haben: Die bekannten K-formenden Hände gab es in unglaublich groß und aufblasbar auf der Bühne zu bestaunen. Solche Teile aufzublasen und zu Beginn des Konzertes wachsen zu sehen, ist natürlich auch ein toller Effekt. Man hatte ja schon geahnt, dass der Stern der Hosenträgerjungs am Indie-Rap-Rock Himmel seinen Zenit noch nicht erreicht hat, aber dass ein Gastauftritt von Casper von vielen Menschen eher zur Kenntnis genommen als gefeiert wurde, erstaunte dann doch. Aber so sympathisch wie die Berlinhasser sich selbst auf der Centerstage des größten Rock-Festivals Deutschlands geben, gönnt man ihnen das einfach alles und nimmt auch den an Größenwahn gemahnenden Bühnenpomp als fast schon authentisch hin. Ein bisschen neben dem Beat einfach. Aber nett. Gerade deswegen.
Und ja, der Casper. Den haben wir uns natürlich auch angesehen. Was macht der denn eigentlich gerade so? Bühnenstücke immer wieder neu interpretieren. Wirklich, langsam bekommt man den Eindruck, keine seiner Shows gleiche der anderen. Wenn auch manchmal nur kleine – Variationen in Beat, Musik und Rhythmus gibt es bei ihm anscheinend immer. Gut so! Wird nie langweilig. Ansonsten erzählte er auf seinem Blog schon im April von Studioarbeit: „Wir sind ja auch was am Machen dranne. Mit Laptops und so. Mit Pauken und Trompeten“… Mit ganz vielen Instrument also. Die kurzen Einblicke in neuere Stücke, die man auf der Rock am Ring-Bühne bekam, ließen aber auch wider auf mehr Rap hoffen. Schneller, fast aggressiver, technischer Rap. Geht’s demnächst also Back to the Casper-Roots? Oder wo sind die eigentlich genau? Rap oder Hardcore? Man darf gespannt sein, was für eine Trompeten-angereicherte Mischung das geben wird.
Auch Altmeister wie Bad Religion schaffen es am Sonntag noch einmal das Publikum für sich zu begeistern. Genauso wie Green Day, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen konnten. Nachdem Sänger Billie Joe Armstrong offensichtlich erfolgreich den Entzug hinter sich gebracht hat, sind die drei Amis endlich auf die Bühne zurück gekehrt. Und auch sie haben den Spaß ihres Lebens, so scheint es. Komische Clowns Kostüme, ganze Stücke die von der kompletten Band im liegen gespielt werden (hierbei hat uns besonders der Saxofonist beeindruckt: wie funktioniert das bloß im Liegen?) oder intime Momente, in denen die Band auch mal ganz leise werden kann. Wirklich schön, wenn Bands es immer wieder schaffen sich aufzurappeln und letztendlich seit unheimlich langer Zeit erfolgreich im Geschäft sind. Einen besseren Abschluss hätte es für das Festival kaum geben können, obwohl, da waren ja auch noch Seeed. Die haben wir uns ganz zu letzt dann auch noch kurz angeschaut und dachten, wow, was für ein Bühnenaufbau. Die ganze Truppe muss ja schließlich irgendwie auf so einer Festibvalbühne untergebracht werden also was macht man da? Man baut sich ein riesiges Podest mit mehreren großen Stufen. Nicht dass die Band selbst schon viel Platz in Anspruch nehmen würde nein, man lädt sich dann auch noch ein Gruppe tanzender Trommler ein, die das Set durchaus bereichern. Einzig etwas schade fanden wir, dass Songs vom Solo Album von Peter Fox gespielt wurden. Seeed selbst haben doch ein sehr großes Repertoire an tollen Songs, und hätten so einen Move damit eigentlich nicht nötig. Aber nun gut, zu Ende konnten wir uns das ganz dann leider auch nicht mehr anschauen, da eine lange Heimreise auf uns wartete.
Was bleibt am Ende zu sagen? Rock am Ring, es war und ein Fest!
Den 1. Teil des Berichts könnt ihr hier lesen.
Waren live dabei: Lena Krüger und Samira Szago