„Modfather“ Paul Weller spielte eins von vier Deutschlandkonzerten in Berlin im Admiralspalast. Leider war weder auf der Bühne noch im Publikum viel von der englischen Subkultur zu spüren. Ein bisschen Mythos flirrte noch durch den Raum, allerdings wollte sich das Gefühl von verschworener Gemeinschaft und einem Anführer, der einen in den Bann zieht und dem man bedingungslos folgt, nicht so richtig einstellen. Lediglich der Haarschnitt, den sich Weller mit Johnny Marr und Noel Gallagher teilt, erinnert ein bisschen an die Arbeiterklassenbewegung.
Eröffnet wurde mit „White Sky“, der erste Single aus dem neuen Album „Saturn’s Pattern“, das im Mai erscheinen soll. Eine Power geladene Blues Nummer, etwas bemüht in der Darbietung, trotz Wellers energetischem Äußeren. Vielleicht wurde dieser Eindruck dadurch vermittelt, dass Weller während des Singens die ganze Zeit Kaugummi kaute und somit etwas gelangweilt wirkte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass die Single in der Fangemeinde nicht besonders gut ankam und bereits in den Foren teils nach Erscheinen zerrissen wurde. Weller wirkte an diesem Abend sehr brav, ohne jegliche Attitüde aus den guten alten The Jam Zeiten. Man vermisste ein bisschen Auflehnung gegen das Establishment mit der damit verbundenen Rotzigkeit. Das mag wohl am Alter liegen, dass alles etwas gediegener zugeht. Das englische Tweed-Sakko wurde schnell abgelegt, die Songs ohne viel Worte und ohne viel Schnick Schnack solide runter gespielt. Mal mit Weller an der Gitarre, der er ordentliche Rock-Riffs abverlangte, dabei ein Plektrum nach dem anderen verschleißend, mal am Klavier sitzend. Das Publikum bekam ein breites Spektrum präsentiert, von ganz neuen Songs wie das rockige „Long Time“ oder „These City Streets“ – Weller ist ja bekannt dafür, dass er gerne noch nicht veröffentlichte Songs an seinem Publikum ausprobiert – bis hin zu seinen älteren Songs wie „Kosmos“ von seiner ersten Solo Platte. Bei den neuen Songs hatte man den Eindruck, er möchte mit der rockigen Härte von jungen Bands wie Royal Blood mithalten. Dabei geht allerdings zum Teil das Eingängige verloren, das seine alten Songs häufig innehatten.
Der vielleicht atmosphärischste Song war „You Do Something“. Das melancholische bluesige Stück wurde von einem psychedelischen Gitarren-Solo und einem Drum Solo gebrochen, man hatte den Eindruck, dass Weller in das Stück endlich ein paar lange vermisste Emotionen steckte.
Der Admiralspalst war leider nicht ganz gefüllt. Sehr licht waren die Reihen an mancher Stelle und selbst direkt vor der Bühne konnte man sehr bequem stehen. Vielleicht haben sich einige Fans nach dem letzten Weller Gig nicht mehr an Tickets ran getraut. Da wurde so manch einer von zu ausladenden Gitarrensoli und wenig eingängigem Sound verschreckt. Der ein oder andere Hardcore Fan war aber doch im Publikum. Vereinzelt konnte man Männer mit kämpferisch hoch gereckter Faust oder beim wilden Luftgitarren-Spiel mit verzerrtem Gesicht beobachten. So viel Action hätte man sich wenigstens punktuell auch auf der Bühne gewünscht. Der Rest des Publikums stand eher etwas unbeteiligt wippend herum und applaudierte eher höflich, um sich bei dem ein oder anderen älteren Song doch zu einem lauteren „Yeahhh“ hinreißen zu lassen.
Daher wirkte der eingeforderte Applaus nach knapp einer Stunde Spielzeit auch eher bemüht. Weller verlies fast fluchtartig die Bühne, um sich für jeweils drei weitere Songs noch mal auf die Bühne bitten lassen. Der Songtext aus dem Encore Song „Broken Stones“ “like broken stones – all trying to get home” wirkte fast ein wenig symptomatisch.
Nach zwei mehr oder weniger inszeniert wirkenden Zugaben, verabschiedete sich Weller und Band endgültig mit einem knappen Gruß und ein bisschen Applaus fürs Publikum.
Fotos: Markus Werner