Nikka Costa: The „Ugly Face“ Of Funk

Nikka Costa live, sehr funkig und gar nicht hässlich im Berliner Postbahnhof.

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Der Postbahnhof in Berlin ist nur locker gefüllt, aber Nikka Costa freut sich. Fünf Jahre ist es her, seit sie das letzte Mal in Berlin gespielt hat, und ihr neues Album „Prowhoa“ erscheint bei uns erst im September. In Anbetracht dessen tut sie ihre Begeisterung darüber kund, dass so viele erschienen sind, in einer Stadt wie Berlin „where there’s so much to do“.

„Prowhoa“, der Titelsong des neuen Albums, eröffnet den Abend und sofort wird klar: Nikka Costa ist kein Popgirlie, sondern eine amtliche Funk-Lady – immerhin ist sie seit fast dreißig Jahren im Geschäft, „Prowhoa“ wird ihr bereits siebtes Solo-Album sein. An Energie und Bühnenpräsenz hat sie über die Jahre hinweg jedoch nichts eingebüßt, im Gegenteil. In knackengen Latex-Hosen und hochhackigen Stiefeletten tanzt, stampft und hüpft sie über die Bühne. Mit gewaltigem Stimmvolumen präsentiert sie eine Auswahl der neuen Songs wie zum Beispiel die aktuelle Single „Ching Ching Ching“, das poppigste Stück des Abends. Ältere Stücke wie „Happy In The Morning“, bei dem sie sich auch einmal selbst ans Schlagzeug setzt, zeigen deutlich, dass Nikka Costas Wurzeln im Funk liegen. Balladen wie das großartige „Push And Pull“, das sie bereits mit Freund und Mentor Prince gemeinsam auf der Bühne singen durfte, bezeugen jedoch ihre musikalische Vielfalt.

Bei Prince ging Nikka Costa auch eindeutig in die Lehre, was den Umgang mit Mikrofonständern angeht. Der wird zum Teil mit so viel _DSC2388_500pxoffensiver Zärtlichkeit bedacht, dass der eine oder andere männliche Zuschauer rote Ohren bekommt – oder sich direkt die Kleider vom Leib reißt wie der junge Mann neben mir. Überhaupt ist Nikka Costa ein großes Showtalent und nicht zimperlich darin, ihr Publikum herauszufordern. Ein paar zurückhaltende Damen werden mit den Worten „Come on bitches, this is a Nikka Costa show!“ zu mehr Einsatz aufgefordert. Und manchmal wird der Groove einfach so dreckig, dass man nichts anderes als „The Ugly Face“ machen kann, was sie auch eindrucksvoll demonstriert. Sollte jemand Fotos davon gemacht haben, möge er sie doch mit einer entsprechenden Erklärung versehen, wenn er sie schon ins Internet stellt, bittet sie und bringt damit alle zum Lachen. Ohne Frage, Nikka Costa ist ein kaum zu bremsendes Energiebündel mit viel Humor und einer beeindruckenden Stimme. Dementsprechend wählt sie am Ende den einzigen einem derartigen Funk-Monster würdigen Abgang: sie lässt sich von einem Roadie schultern und von der Bühne tragen. Natürlich nur um für zwei Zugaben noch einmal zurückzukehren.

Energie, Stimmvolumen, Selbstbewusstsein, Funk, Pop- und Sex-Appeal machen einen Live-Abend mit Nikka Costa zu einem großen Vergnügen. Jetzt freuen wir uns noch mehr auf das neue Album „Prowhoa“!

Bericht: Gabi Rudolph

Fotos (c) Lynn Lauterbach