Gesehen: „Micmacs – Uns gehört Paris“ von Jean Pierre Jeunet

„Micmacs – Uns gehört Paris“ ist die skurrile neue  Komödie des französischen Regisseurs Jean Pierre Jeunet.

Micmacs PosterWie auch in seinen früheren Filmen („Delicatessen“, „Die fabelhafte Welt der Amélie“) strotzt die Handlung nur so von pittoresken Charakteren und skurrilen Ideen.

Der von Dany Boon („Willkommen bei den Sch’tis“) verkörperte Bazil ist Halbweise, seit sein Vater beim Minenräumen in Nordafrika tragisch ums Leben kam. Als er eines Abends Zeuge einer Straßenschießerei wird, trifft ihn eine verirrte Kugel in den Kopf. Im Krankenhaus stellt der operierernde Chirurg eine nüchterne Diagnose: „Hol’ ich die Kugel raus, wird er Gemüse sein. Lasse ich sie drin, kann er jede Sekunde tot umfallen.“ Der Wurf einer Münze entscheidet: Die Kugel bleibt drin.

Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus steht Bazil vor dem Nichts. Seinen Arbeitsplatz hat sein Chef flugs mit einer jungen attraktiven Frau besetzt, seine Wohnung ist vom Vermieter geräumt, seine Sachen hat man bereits auf der Straße unter sich aufgeteilt. Er versucht sich als Straßenkünstler durchzuschlagen und findet schließlich Anschluss an eine auf einem Schrottplatz lebende Truppe skurriler Außenseiter wie der biegsamen Kautschukfrau oder der lebenden Kanonenkugel.

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Mit ihrer Hilfe beschließt er, sich an den mächtigen Besitzern der Firmen, deren Waffen ihmund seinem Vater zum Verhängnis wurden, zu rächen. Die sympathische Verlierertruppe startet ihre ganz persönliche Version einer Mission Impossible…

Micmacs1Wie auch schon in „Delicatessen“, und in „Die fabelhafte Welt der Amélie“ führt Jeunet den Zuschauer in eine verrückt-sympathische Phantasiewelt. Aber dieses Mal hat er sich in der Fülle der Ideen etwas verzettelt. Sieben außergewöhnliche Charaktere (von denen jeder einzelne mindestens so außergewöhnlich ist wie eine Amelie), die gegen zwei Waffenhändler kämpfen, die sich bereits gegenseitig bekriegen und ein Killerkommando eines afrikanischen Diktators, dass gegen alle kämpft, das ist einfach zu viel des Guten. Das ist schade, weil es eigentlich viel liebevoll Entwickeltes zu entdecken gäbe. Es ist ein bisschen, als wenn man in 90 Minuten durch den Louvre rennen würde. Vielleicht hat Jeunet das selbst auch gemerkt und versucht, was ihn am an Zeit fehlt, durch Intensität auszugleichen. Aber auch das tut dem Film nicht gut. Bei Amelie ist der Charme von großer Leichtigkeit, hier wirkt er oft angestrengt.

„Micmacs – Uns gehört Paris“. Mit Dany Boon, Julie Ferrier, André Dusollier Dominique Pinon, u.v.a.

Gesehen von: Stefan Lehnberg