Natalie Prass, 14.11.2018, Privatclub Berlin

Natalie Prass weiß, wie Understatement geht. Sie nutzt keine großen Worte, um auf den nächsten Song vorzubereiten. Denn darin sind die Worte eh schon so pointiert und wohlartikuliert, dass die Suche nach einem Äquivalent wohl ähnlich lange dauern könnte, wie die passenden Schuhe für den Winter zu finden. Und ja genau, es würde dem klugen Kopf der US-Amerikanerin nicht gerecht werden. Während des rund einstündigen Sets unterbricht sie sich sogar selbst mal mitten im Satz, nur um ein Lächeln an die Stelle des fehlenden Satzteiles zu platzieren.

Irgendwie ist das charmant. So, wie auch das gesamte Auftreten der vom Soulpop der Siebziger heftig inspirierenden Prass. Im Gold glitzernden Vintage-Kleidchen wippt sie auf der Bühne von einer Seite zur anderen. Die Augen, dick mit silbernem Glitzer beschichtet, bleiben dabei die meiste Zeit geschlossen. Eigentlich schade, würde sie einmal ausgiebig den Blick durch den gut gefüllten Raum schweifen lassen, könnte sie die unzähligen verzückten und ihr paralysiert zugewandten Gesichter sehen.

Aber so gut das Konzert mit „Oh My“ als Starter und „Sisters“ eher am Ende auch aufgebaut ist, so fehlt doch der letzte Funke vom Charmanten hin zum Euphorischen. Viele der Tracks klingen dann eben wie die Albumversionen, ohne das Extra. Das reicht natürlich, aber man hofft ja gerne mal auf mehr, mehr und mehr. Nur dafür scheint die leicht angeschlagene und dadurch sehr zurückgenommene Stimme von Natalie Prass an diesem Abend der Tour einfach nicht gemacht. Ein Tee bei der Zusage soll es richten. Und selbst, wie sie ihre Tasse dem Privatclub entgegenhält, derweil schräg grinst und allen – ohne einen Schwall von Worten – zuprostet, rundet das den Gig so ab, dass man auf jeden Fall auf eine Wiederholung hofft.

Bericht und Fotos: Hella Wittenberg