Für mich ist es immer sehr schwer ein Konzert von Miss Kenichi in Worte zu fassen. Mein Körper wird erfüllt von den hypnotischen Klängen ihrer Gitarre, ihre Stimme vertreibt die Gedanken und versetzt mich in einen Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit. Wenn es dann vorbei ist, brauche ich immer ein paar Minuten um mein zerstreutes Selbst einzusammeln. Das war bei ihrem Konzert in der Kantine am Berghain nicht anders.
Jede Tour von Miss Kenichi ist etwas anders, weil sich ihre Band in einem ständigen Fluss befindet und immer wieder andere Herzensmenschen den Weg zu ihr auf die Bühne finden. Am Ende des Konzertes erzählt Miss Kenichi mit einem Lächeln, dass die Musiker auf der Bühne (und auch auf dem Album „The Trail“) ihre Freunde sind und ihr sehr am Herzen liegen. Das spürt man auch im Publikum. Die Chemie, die auf der Bühne herrscht, ist etwas ganz Besonderes.
Wie üblich saß Earl Harvin am Schlagzeug und wie immer ist es eine Freude ihm zuzusehen und zu hören. Sanft, präzise und anmutig. Einen Magier hatten sie auch dabei. Sein Name: Knox Chandler. Auf der Facebookseite von Miss Kenichi simpel als Bassist und Gitarrist bezeichnet, ist er live unbeschreiblich. Vor ihm lag ein Tablet, auf dem er mit seinen Fingern rumwischte, man hörte die Manipulation im Sound, aber was er da wirklich macht, versteh ich nicht. Und wenn er dann mal eine Gitarre in der Hand hat, ist das hörbare Resultat auch keine pure Gitarre, aber ein großes Effektpedalesammelsurium hat er da auch nicht rumliegen. Höchst faszinierend! Wenn der Bass nicht bei Chandler war, dann bei Shaun Mulrooney, der auch Gitarre spielt oder an der Orgel sitzt. Und dann noch Arne Augustin an den Tasten. Einfach super.
Zumeist reichen für Miss Kenichi ruhigere Töne, dezente Highlights verleihen ihrer Musik eine hohe Emotionalität. Mit dieser Band im Rücken konnte allerdings auch mal richtig abgerockt werden auf der kleinen Bühne der Kantine am Berghain und es war immer noch perfekt.
Worte und Fotos: Dörte Heilewelt