Single… again. Back on the market. Wieder zu haben. Warum nur habe ich das Gefühl, dass mir das regelrecht auf die Stirn tätowiert zu sein scheint? So wie das rote “A” bei Demi Moore in diesem Uralt-Schinken “Der scharlachrote Buchstabe“. Muss ich mich schämen, wieder Single zu sein? Kein Stück. Tja, dabei dachte ich tatsächlich, zumindest für einen winzig kleinen (vier Monate anhaltenden) Moment, ich hätte “ihn” gefunden. Wen? Na, “ihn”. Meinen Traumprinzen, meinen “Mr. Right”, den Mann für´s Leben. Und das obwohl mich doch selbst Andy, mein “Best Gay Friend” immer gewarnt hat: “Schätzelein, hör auf zu träumen. Es gibt sie nicht, die Traumprinzen, die auf weißen Pferden daher geritten kommen. Alles auch nur dreckige Stallburschen und bockige Esel. Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche”. So ungern ich es auch zugebe, Recht hat er, mein lieber Andy. Und deshalb schäme ich mich, doch wieder mal der Illusion erlegen zu sein. Aber nur ein wenig. Also schämen, meine ich.
Aber mal zurück zum Anfang. Und zu Johnny (eigentlich heißt er Johannes, aber dafür kann er persönlich ja auch nichts). Kaum zu glauben, aber getroffen habe ich Johnny wundersamerweise nicht im Internet, sondern tatsächlich auf der Geburtstagsparty einer Bekannten. Ganz klassisch also. Schon als ich zur Tür rein kam fiel mein geschultes Auge direkt auf ihn und ich dachte mir “Hallo Schatz, wer bist DU denn?”. Dunkle Haare, braune Augen, einen Kopf größer als ich (perfekte Größe zum Knutschen mit High Heels und ohne sich den Hals zu verrenken). Kurz: Genau der Typ Mann, bei dem ich zweimal hinschaue. Ehrlich gesagt, musste ich ihn immer wieder regelrecht hypnotisiert anstarren wie das Kaninchen die Schlange -ganz heimlich und unauffällig versteht sich. Johnny war von einem Freund mitgeschleppt worden und kannte wie ich fast niemanden weiter. Unglaublich, wie schnell wir ins Gespräch gekommen sind und schwups war der Rest der Welt mal einfach ausgeblendet. Klingt total kitschig, war es irgendwie auch. Aber schön kitschig. Am Ende des Abend hatten wir Telefonnummern ausgetauscht und er verabschiedete sich von mir mit einem schelmischen Grinsen und einem verstohlenen Kuss auf die Wange. Und schon war ich hin und weg.
Zwei Tage später hatten wir unser erstes Date. Es folgte das zweite, und dritte und ganz schnell und beinahe selbstverständlich trafen wir uns regelmäßig. Mit Johnny konnte ich mich getrost überall sehen lassen, mit seinem Charme zog er rucki-zucki alle in seinen Bann und auch meine Freunde mochten ihn. Sogar telefonieren konnte ich mit ihm und das will was heißen. Alles super, fast schon zu perfekt. Klar, dass das dicke Ende nicht lange auf sich warten lassen würde.
Dann kam mein Urlaub, zwei Wochen Kuba mit meiner besten Freundin. Lang geplant und lange drauf gefreut. Aber was mache ich? Anstatt mich an der Beachbar mit köstlichen Mojitos verwöhnen zu lassen, saß ich am Computer in der Hotel-Lobby und schrieb regelmäßig Emails an Johnny. Schön blöd, ich weiß. Als wir zurück kamen erwartete mich eine Überraschung. Johnny hatte meine Abwesenheit genutzt, um herauszufinden, dass er ja als Single schon irgendwie ganz glücklich war und eigentlich gar keine Beziehung haben wollte. Also ehrlich, kaum ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch… Aber Freunde könnten wir doch sein, denn wir hatten ja immer so viel Spaß, wenn wir etwas unternommen haben. Ja, schönen Dank auch. Da war ich dann doch zugegebenermaßen mehr als ein klein wenig vor den Kopf geschlagen. Ich meine, sorry, aber da erwehre ich mich 14 (!!) Tage lang erfolgreich gegen die Avancen einiger heißblütiger, Salsa tanzender, alles andere als unattraktiver Bilderbuch-Latinos und wenn ich wieder da bin kommt der Typ mir so?!? Wenn ich einen guten Freund brauche, mit dem ich um die Häuser ziehen oder einen Film schauen will, dann hab ich dafür Andy. Da brauche ich nicht noch einen dahergelaufenen Hansel, ähm Johnny! Was glaubt der Kerl eigentlich? Die “Bitte lass uns Freunde bleiben”-Nummer ist doch so was von durch. Aber das Gezeter nutzt ja alles nichts, weiter dreht sich das das Karussel. Nach einer angemessenen Trauerphase mit reichlich Schoko- oder/und Eis-Exzessen geht´s nun also auf in die nächste Dating-Runde.
Was tun? Ab in den nächsten Flieger zurück nach Kuba? Na ja, vielleicht versuche ich es doch erst noch mal im Internet?! Gelöscht hatte ich mein Profil ja zum Glück noch nicht…
…Fortsetzung folgt.