Mias erste Blind Date-Erfahrung
Das war also mein erstes Online-Date. Kaffee in der Mittagspause. Mit Holger. Um es kurz zu machen: Ein Reinfall auf ganzer Linie.
Dabei hätte alles so nett sein können. Ich war pünktlich und hatte mir einen Platz am Fenster ergattert, was nun wirklich eine Leistung ist. Also, ich meine, sowohl der Fensterplatz im übervollen Mitte-Szene-Café als auch mein pünktliches Erscheinen.
Soll ich bestellen oder auf ihn warten? Hm. 5 Minuten später eine SMS von Holger: “Sitze ganz hinten links“. Super. Wieso versteckt er sich bei einem Blind Date in der hinterletzten Ecke? Soll ich mich jetzt suchend durch den ganzen Laden kämpfen? Nee, mein Lieber, kommt gar nicht in Frage. Ich schicke ihm also ein knappes “Sitze vorne am Fenster” als Antwort und vertiefe mich wieder in die Karte. Wenig später steht er bei mir am Tisch. Gut, er hat´s verstanden.
In natura sieht er leider nicht ganz so umwerfend aus, wie auf den Fotos, aber immer noch ziemlich attraktiv. Ich bin erstmal erleichtert, hätte durchaus schlimmer sein können. Das Gespräch kommt allerdings nur schleppend in Gang, obwohl ich mir wirklich Mühe gebe, locker zu plaudern. Nein, ich erzähle nicht ohne Punkt und Komma von mir. Ich kann mich auch zurückhalten, wenn´s sein muss. Schließlich hab ich auch irgendwann mal in irgendwelchen Singleratgebern geblättert. Na gut, vielleicht hab ich das ein oder andere Kapitel auch mal etwas genauer gelesen. Ich gebe es zu. Schließlich will Frau beim nächsten Mal ja nicht wieder die gleichen vermeintlichen Fehler machen. JA, ich bin lernfähig.
Aber zurück zu Holger. Ich stelle ihm Fragen, höre interessiert zu -und langweile mich entsetzlich. Langsam aber sicher habe ich das Gefühl, meine Mundwinkel sind mit Gummibändern hinter den Ohren befestigt und das höfliche Dauergrinsen fängt an echt weh zu tun. Holger entpuppt sich als der absolute Spießer, sein Job, um den er vorher so ein großes Geheimnis gemacht hat, als sterbenslangweiliger Bürojob, der ihn sogar ihn anödet. Ich bin trotzdem nett und erzähle ihm, was er wissen will. Der Enthusiasmus, mit dem ich von meinem Job rede, irritiert ihn sichtlich und wird mit einem knappen “Dein Leben wäre mir ja zu anstrengend” kommentiert.
Ähm, Herr Ober, zahlen bitte! Ich muss sofort los… Als Krönung verkündet Holger mir zu guter Letzt noch, dass er sich das Treffen mit mir irgendwie “einfacher” vorgestellt hätte. Wie bitte? Einfacher?!?!?! Was zum Teufel soll denn das heißen? Ein demonstrativer Blick auf die Uhr unterstreicht mein knappes „Du, ich muss zurück zur Arbeit“ und meine Verabschiedung fällt nun doch ziemlich frostig aus. Passt ja zur Temperatur draußen. Kaum bin ich um die Ecke gebogen, lösche ich sofort Holger´s Nummer aus meinem Handy Soviel also zu meiner ersten Blind Date Erfahrung…
Als ich wieder am Computer sitze, kann ich allerdings schon wieder drüber lachen. Und meinen finya-Posteingang checken. Vielleicht hat ja der Weinliebhaber inzwischen geantwortet?!
…Fortsetzung folgt!