Zwischen diesem ganzen Auf und Ab, diesem Himmelhoch-jauchzend/Zu-Tode-betrübt die Balance zu halten, ist auf Dauer echt zu viel für mich! In den Tagen nach dem Berlin Festival habe ich mich gezwungenermaßen erstmal richtig in die Arbeit gestürzt. Karsten auch. Gelegentliches Chatten, ein kurzes Telefonat, mehr war da nicht. Da schleicht sich schnell wieder dieses bohrende miese Gefühl von “War´s das jetzt?” in den Kopf. Und ins Herz. Die Woche drauf ging´s mir dann richtig mies. Sowohl psychisch als auch physisch. Hab wohl die letzten lauen Spätsommerabende zu heftig genossen und prompt die Quittung dafür kassiert. Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Fieber. Kurz, das volle Programm. Vier Tage nur im Bett liegen und sich langweilen ist einfach nichts für mich. Klar, hab ich auch mit Karsten gesprochen, der sich am liebsten sofort ins Auto gesetzt hätte, um mir eine Hühnersuppe zu bringen, aber nicht mal das konnte mich aus dem Jammertal rausholen. Süß fand ich das ja schon, wie besorgt er war.
Zum Glück bin ich rechtzeitig fit für´s Wochenende und für´s Reeperbahn Festival. Ich dachte mir, das wäre eine gute Gelegenheit, mal nach Hamburg zu fahren und Karsten in seinem eigenen „Revier“ auszuchecken. Meine Tasche stelle ich allerdings pro Forma bei meiner lieben alten Freundin Bine ab. Sicher ist sicher, man weiß ja nie, was der Abend bringt. Freitag lassen wir das Festival aber erstmal Festival sein. Schließlich haben Karsten und ich uns zwei Wochen nicht gesehen und müssen uns zunächst wieder ein wenig beschnuppern. Mein lieber Schwan, ich habe ganz schön das Flattern in der Magengrube! Was, wenn der Zauber vom ersten Date bereits verflogen ist? Ja ja, ich sollte nicht immer so viel über das “was wäre wenn?” nachdenken und mehr aus dem Bauch heraus handeln. Aber nach der letzten Beziehungskatastrophe mit Johnny fällt es mir gar nicht so leicht, mich unbefangen auf etwas Neues einzulassen.
Der Abend ist aber sämtlichen Befürchtungen zum Trotz ein ganz toller. Gemütliches Abendessen beim Italiener mit reichlich Vino Rosso. Nein, ich muss mir nicht erstmal Mut antrinken! Total normal, einen Typen, den man erst einmal getroffen hat, zu besuchen und das Wochenende bei ihm zu verbringen, oder?! Meiner Mutter darf ich das gar nicht erzählen, die wittert sowieso schon hinter jedem, dem netten Mann in der Bäckerei eingeschlossen, einen gewissenlosen Axtmörder. Na ja, zum Glück muss ich´s ja nicht erzählen. Jedenfalls nicht sofort. Soll sie ruhig denken, ich verbringe das Wochenende mit Bine. Sonst würde mein Handy wahrscheinlich im Stundentakt klingeln. Wie peinlich wäre das denn?! Kontrollanrufe von Mama… Au weia, bin ich Fünfzehn???
Die restlichen Begebenheiten des Abends behalte ich allerdings lieber für mich und spule sie in meinem Kopfkino noch mal ab. Sorry, diese Vorstellung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Samstag nutzen wir um eine Runde zu Bummeln und Energie für den Abend zu tanken, bevor wir uns so richtig ins Festival Getümmel stürzen. FOTOS, Moddi, Féloche, Lonelady, Bernd Begemann, Marit Larsen, Leilanautik, Gonzales, LaBrassBanda… da weiß man ja gar nicht, wo man anfangen, geschweige denn aufhören soll! Fest steht aber, nach LaBrassBanda ist noch lange nicht Schluss. Ich bestehe darauf, noch über die Reeperbahn zu ziehen und die Clubs abzuchecken. Blood Red Shoes legen tatsächlich im „Molotow“ auf. Großartig. Dunkel, voll und heiß ist es da und man kommt sich unweigerlich näher. Habe ich aber gar nichts dagegen.
Zum krönenden Abschluss geben wir es uns so richtig, denn ich will unbedingt noch ein Fischbrötchen essen gehen. Das volle Touri-Programm also. Karsten ist leicht belustigt, zieht aber tapfer mit. Irgendwann morgens um Sechs, im strömenden Regen, kommt dann die Ernüchterung und ich will nur noch raus aus den nassen Klamotten. Und bis die wieder trocken sind dauert es lange. Sehr lange. Dumm, dass meine Tasche immer noch bei Bine steht…
…Fortsetzung folgt!