Lorde, 29.05.2014, Columbiahalle Berlin

Auch wenn man sich aufgrund der öffentlichen Aufmerksamkeit, die Lorde in den letzten Monaten genossen hat, etwas stärkere Besucherzahlen an diesem Abend gewünscht hätte – enttäuscht dürfte kaum einer nach Hause gegangen sein.
Es ist schon erstaunlich, mit welcher Selbstsicherheit die 17 jährige Neuseeländerin sich auf der Bühne bewegt. Dabei erstaunt gar nicht mal so sehr die Tatsache, dass sie überhaupt das tut, was sie tut, sondern eher die Tatsache wie sie es tut. Lorde hat mit ihren jungen Jahren bereits einen sehr eigenen, unverkennbaren Stil entwickelt. Dieser reicht von ihrer Art zu singen bis zu wie sie sich kleidet und bewegt. Sie ist ebenso talentiert wie mutig und speziell – ihr Tanzstil dürfte vor wenigen Jahren in der heimischen Schülerdisco noch für Irritationen gesorgt haben. An diesem Abend bewundern nicht nur Teenager, sondern auch Zuschauer der gehobeneren Altersklasse ihre Kühnheit. Wie man in so jungen Jahren schon so selbstbewusst und -bestimmt wirken kann, ist durchaus faszinierend, vor allem wenn man an eine Reihe von jungen Kolleginnen denkt, die noch mit Anfang 20 verzweifelt darum kämpfen, herauszufinden wer sie eigentlich sind und was sie darstellen wollen. Mitunter fragt man sich automatisch, ob die junge Dame wirklich so jung ist, wie sie vorgibt zu sein.
Aber dann steht Lorde auf der Bühne und erzählt, wie sie ihren, wirklich großartigen, Song „Ribs“ geschrieben hat, von der ersten ausufernden Party im Haus ihrer Eltern und davon, wie erschreckend es sein kann zu spüren, dass man erwachsen wird. Ein Schmunzeln entlockt es einem schon, wenn einem ein Teenager von der Bürde des Erwachsenwerdens erzählt, der bereits einen Grammy gewonnen hat, neulich erst mit Win Butler abhing und in diesem Moment einen Ventilator zu Füßen hat, der seine Lockenpracht erst richtig zur Geltung bringt. Aber wie sie ihre Geschichte erzählt, ein wenig zu ausufernd, nach Worten suchend und dennoch vor Herzblut triefend, da bekommt man erstmals das Gefühl dafür, dass Lorde im Herzen immer noch ein heranwachsender Teenager ist. Und irgendwie möchte man sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass da leider noch eine Menge kommt im Leben. Aber alles wird gut. Besonders wenn man Lorde heißt und am Ende des Abends in Goldlamé gekleidet im Glitterregen steht.

War dabei: Gabi Rudolph
Fotos (c) Lynn Lauterbach