Lilly Wood & The Prick, 27.09.2014 im Postbahnhof

Nachdem die futuristische Vorband Parasite Single in selbstgebastelten Kostümen abstrakt auf der Bühne getanzt hat, ist der sich langsam füllende Postbahnhof an diesem Abend eher ratlos und weiß nicht so recht, wo hin mit sich in der Zwischenpause, so ganz ohne Musik. Das Duo würde sich wohl eher als Hintergrundmusik in einer Bar zum Ausklingen der Nacht eignen, aber nicht so sehr zum Einläuten eines Konzerts.

Dieses wird dann durch plötzliche Dunkelheit und einer Computerstimme, die von Love und Hate redet, tatsächlich erst richtig eröffnet. Ganze sechs Franzosen nehmen die Bühne ein, zwei davon sind Sängerin Nili Hadida und Gitarrist Benjamin Cotto, zwei Bassisten, von dem einer so aussieht wie Kid Simius ohne Koteletten, ein Schlagzeuger und Synthesizer runden die Band ab. Alle ganz in schwarz gekleidet, scheinbar unscheinbar, bis auf Nili selber, die ganz französisch eindeutig keinen BH unter ihrem XL-Shirt trägt. Langsam startet das Set mit „California“, Nili muss erst einmal ihre Stimme finden und alle spielen sich ein, so dass spätestens bei „Middle Of The Night“ alle tanzen. Aber nicht nur das Seifenblasen pustende, aufgewärmte Publikum tanzt, sondern vor allem den Musikern auf der Bühne scheint es Spaß zu machen. Immer wieder werfen sie sich Blicke zu, die versuchen zu erinnern, dass diese Situation gerade real ist.

Dankbar zeigen sie sich den Leuten für das Upgrade, als sie erzählen, dass Anfang diesen Jahres im Postbahnhof noch der kleine Raum als Konzertlocation dienen musste und noch nicht einmal viele Leute aufgetaucht waren. Dass Lilly Wood & The Prick weiter nach oben gerückt sind, haben sie wohl oder übel Robin Schulz zu verdanken, der sie mit dem „Prayer in C“ Remix in die Charts ganzer acht Ländern katapultiert hat. Auf genau diesen Song schien die Masse zu warten, wurde aber erst mit der Zugabe belohnt. Die Band ist sichtlich erstaunt über die Reaktion der Leute und fast ein bisschen geniert, sie können den Jubel gar nicht fassen. Die Begeisterung schwappt auf alle über, die Energie ist auf dem Höhepunkt. Nili träumt: „I could do this forever“ und will am liebsten nicht mehr von der Bühne.

Fotos: Markus Werner

War dabei: Christina Heckmann