Gelesen: „Led Zeppelin – Sound and Fury by Neal Preston“

Durch die weite Verbreitung von Tablets und die sich daraus ergebenen technischen Möglichkeiten, erschloss sich in jüngster Zeit ein neuer Markt für interaktive Bücher. Warner Music traute sich nun auf diesen Markt und veröffentlichte am 15.04. „Led Zeppelin: Sound and Fury“, ein interaktives E-Book exklusiv für das iPad.
Neal Preston entwickelte bereits in seiner Highschool-Zeit ein außergewöhnliches Auge und Talent für Konzertfotografie und wurde später zu Led Zeppelins Tour-Fotografen. Fast alle nach 1973 veröffentlichten Fotos wurden von ihm geschossen. Und obwohl Led Zeppelin als sehr verschlossen galten, erhielt Neal einen außergewöhnlichen Zugang zu Led Zeppelins innersten Kreis. Neal Preston zeigt nun auf 312 Seiten 237 Fotografien sowie 75 Kontaktabzüge. Zusätzlich gibt es insgesamt über 30 Audiokommentare und Videointerviews, mehrere Erläuterungen und Anekdoten von Neal Preston bzw. ehemaligen Tourbegleitern. In „Gastbeiträgen“ erzählen Musiker zum Beispiel von Art of Dying, My Chemical Romance und Slipknot, wie sie durch Led Zeppelin beeinflusst und inspiriert wurden. Abgerundet wird das Gesamtbild durch Setlists und Abbildungen von Erinnerungsstücken wie Poster, Tickets und internem Schriftverkehr.
Manche Fotos wurden bei Proben und Konzerten, vor der Bühne, hinter der Bühne und auf der Bühne geschossen, andere zeigen die Bandmitglieder beim Reisen in Privatjets und Limos, bei Pressekonferenzen und anderen PR-Events und selbstverständlich auch beim Feiern. Bestimmte Fotografien werden durch die bereits genannten Erläuterungen unterstrichen, allerdings verliert das iBook dadurch auch auf Dauer seinen Fokus. Die Anekdoten der Mitarbeiter beziehen sich nicht nur auf das Arbeiten mit der Band, sondern auch mit Neal Preston. An manchen Stellen „überschattet“ Neal Preston Led Zeppelin und erlaubt so auch den Zweifel, ob es sich bei dem Buch wirklich um ein Led Zeppelin Fotoband oder doch viel mehr um Neal Prestons Biografie handelt.
Schade finde ich auch den Einsatz der verfügbaren Medien, denn ein multimediales Buch über eine der größten Bands der Musikgeschichte projiziert bei jedem eine bestimmte Erwartungshaltung. Alleine die Möglichkeit Ton mitzuliefern, erweckt in jedem Fan die Hoffnung, dass zumindest Songausschnitte enthalten sind. Doch die Ernüchterung kommt schnell, denn im Buch gibt es weder bewegte Bildaufnahmen, noch Tonaufnahmen der Band.
Ein echter Fan sollte sich von den negativen Punkten nicht aufhalten lassen, denn für 6,99 Euro bekommt man ein sehr umfängliches Sortiment an ikonischen Fotografien und Details. Vor dem Kauf sollte man dann noch mal kurz den verfügbaren Speicher des iPads überprüfen, denn die zahlreichen hochauflösenden Fotos sowie Ton und Videospuren wollen selbstverständlich untergebracht werden, sodass dieses iBook ca. 1,05 Gbyte Speicherplatz in Anspruch nimmt.

Gelesen von: Thorsten Müller