Kate Nash, 19.08.2017, Festsaal Kreuzberg Berlin

Don’t mess with Kate Nash. Das bekommen die etwas raumgreifenden Herren zu spüren, die sich in den vorderen Reihen zu breit machen und ein paar kleineren Damen die Sicht versperren. Von Kate werden sie erst einmal dazu aufgefordert, den Mädels mehr Raum zu geben. Charmant, aber bestimmt. Als sich dann auch noch in den vorderen Reihen Zigaretten angezündet werden, gibt es kein Pardon mehr. „I don’t want to be a dick, but…“ Es wäre einfach unhöflich, in Gegenwart einer Sängerin zu rauchen. Und so werden die Jungs mit einer klaren Ansage in die hinteren Reihen verbannt – und gehorchen.

Wer Kate Nash als den Fast-Noch-Teenager mit den niedlichen Pausbäckchen in Erinnerung hat, als der sie damals mit ihrem Superhit „Foundation“ bekannt wurde, der dürfte sich etwas wundern, wenn er sie heute auf der Bühne erlebt. Aber immerhin sind seitdem mehr als zehn Jahre ins Land gegangen und Kate hat sich weiter entwickelt. Zu einer eigenständigen Künstlerin mit viel Selbstbewusstsein und noch mehr Eigensinn. Die unfreiwillige Loslösung vom Major Label nach ihrem zweiten Album „My Best Friend Is You“ hat zur Entwicklung ihrer kreativen Selbstbestimmung mit beigetragen. Dass in Kate Nash aber schon früh der Funke eines waschechten Riot-Girls steckte, offenbart sich, wenn man sich ihre alten Songs genau anhört. Auch wenn zu Anfang noch das Klavier das tonangebende Instrument war, steckt in einer Nummer wie „Mariella“ doch schon eine ordentliche Portion Punk-Attitüde. Es scheint, als habe Kate Nash sich mit den Jahren getraut, diese Seite ihrer Persönlichkeit mehr und mehr nach außen zu kehren. Was letztendlich in dem vor drei Jahren erschienenen Album „Girl Talk“ gipfelte, das sich anhört wie die Breeders zu ihren besten Zeiten. Letzendlich wirkt auch die Wahl der amerikanischen Riot-Girls Skating Polly als Vorband letztendlich nur konsequent.

Dabei verliert sie aber nie den Draht zu ihren verspielten Seiten, da wird die Bühne schon mal mit Blumen und aufblasbaren Wolken vollgestopft. Und selbst wenn sie ihrem Publikum gegenüber mit begeisternder Autorität durchgreift, ist da immer noch dieser mädchenhafte Charme an ihr. Es ist heutzutage gar nicht so leicht, von Herzen ein Mädchen zu sein und gleichzeitig ernst genommen zu werden. Da hat Kate Nash sich ganz schön was an Persönlichkeit erarbeitet.

So eine Best Of Tour zu einem bereits vor zehn Jahren erschienenen Album könnte leicht den Beigeschmack eines Lückenfüllers bekommen. Wenn man nicht genug Neues auf Lager hat, spielt man halt die alten Kamellen. Über diesen Zweifel hinweg zeigt Kate sich an diesem Abend aber souverän erhaben. Die Songs ihres Debütalbums bedeuten ihr eine Menge, man spürt es an dem Herzblut, das sie in die neuen Interpretationen legt. Das Publikum hält ihr dabei den Spiegel vor, so leidenschaftlich wie an diesem Abend getanzt und mitgesungen wird. „Made of Bricks“ ist ein Album, das den Nerv einer ganzen Generation getroffen hat und damit für viele Menschen eine immer währende Bedeutung haben wird. Es wird an diesem Abend gebührend zelebriert. Übrigens auch von Kates Mitmusikerinnen, die sich mit viel Leidenschaft und Charme in die Show einbringen und ihrer Frontfrau gemeinsam zum Abschluss sogar zu einer Hebefigur à la Dirty Dancing verhelfen. „The Time Of My Life“ ist tatsächlich der treffendste Abschluss, den man sich für diesen Abend wünschen könnte.

Unser Interview mit Kate Nash zur „Made of Bricks“ Jubiläumstour könnt ihr hier lesen. 

Fotos: Lynn Lauterbach

Bericht: Gabi Rudolph

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