Zwei Stunden Support, anderthalb Stunden Jon Hopkins. Ein Umstand, der dem Set des 39-jährigen Briten die Balance nimmt. Denn gerade, als sich das „Singularity“-Universum so weit dehnt, dass man sich darin in Gänze ausbreiten könnte, endet das Konzert. Dann versperren Steppjacken die Sicht zum Ausgang und den Blick zur Seite. Eine wortwörtliche Reflexion – nicht möglich. Dabei braucht so ein Gig von Jon Hopkins Zeit. Zum Anschluss finden, Reagieren. Zum Verarbeiten.
Sein Liveauftritt erschafft eine Mehrdimensionalität, die die fünf Alben nicht in dem Umfang erahnen lassen. Die Tracks seines aktuellen Werkes sind weniger Ambient und mehr für alle, mehr MDMA und mehr konzentriertes Energie-Austreten lassen. Das Warten auf den einen Moment, der jeden in einen tranceartigen Tanz versinken lässt, wird zur allgemeinen Sehnsucht. Dass Hopkins dabei selbst außerhalb des Spotlights bleibt, hinter seinem Pult geschoben, macht da nur Sinn. Seine Beats erreichen schwelgerische bis theatralische Peaks und er verändert nicht einmal seine Mimik. Wer genau hinschaut, sieht einen Mann mit angespannten Kiefer und einem auf der Technik vor ihm ruhenden Blick.
Eine richtige Show bieten die Visuals, die auf der immensen Leinwand der Berliner Columbiahalle besonders gut zur Geltung kommen. Da fallen kleine Menschen ins Nichts und eine riesige Hand scheint nach Hopkins’ Kopf zu greifen. Zwei Frauen positionieren sich links und rechts auf der Stage, um mit XL-Leuchtstäben Erinnerungen an Zeiten im Zirkus hervorzuholen. Wenn er wollte, könnte Jon Hopkins wirklich die Sterne erreichen. Larger than life. Bigger than big. Aber bevor das geschieht, hört er eben auf. Keine Endlosparty. Der Donnerstagabend muss woanders weitergehen.
Bericht und Fotos: Hella Wittenberg