Janelle Monáe, 09.07.2019, Columbiahalle Berlin

Janelle Monáe weiß wovon sie spricht, wenn es um die Schwierigkeit geht, die eigene Persönlichkeit zu entfalten und dabei geliebt, anerkannt und respektiert zu werden. „As a queer black woman in America“, wie sie sich an jenem Abend in der ausverkauften Berliner Columbiahalle bezeichnet, ist das bestimmt nicht immer so einfach. Natürlich steht Janelle Monáe, was das angeht, inzwischen auf der privilegierten Pole-Position. Die Tochter einer Hausmeisterin und eines LKW-Fahrers aus Kansas City ist inzwischen ein echter Superstar. Als Musikerin veröffentlichte sie bis dato drei Alben und arbeitete mit Größen wie Erykah Badu, Pharrell Williams und Prince zusammen, der ihr zu Lebzeiten noch als Mentor bei den Arbeiten zu ihrem aktuellen Album „Dirty Computer“ zur Seite stand. Als Schauspielerin war sie unter anderem in den Filmen „Hidden Figures“ und dem Oscar-prämierten „Moonlight“ zu sehen. Und ganz nebenbei hat sie die „Wondaland Arts Society“ gegründet, mit der sie Künstler aus allen Branchen fördert und ihnen ein Forum bietet. Letztes Jahr, zum Release ihres Albums „Dirty Computer“, äußerte sich Janelle Monáe dann zum ersten Mal zu ihrer Sexualität und bezeichnete sich öffentlich als eben jene „queer black woman in America“, die Beziehungen mit Männern und Frauen pflegt oder, noch schöner und deutlicher als „a free-ass motherfucker“ (wer zu dem Zeitpunkt das Video zu ihrem Song „Pynk“ gesehen hatte, dürfte allerdings wenig überrascht gewesen sein).

Selbstakzeptanz und Respekt von außen gehören zu den zentralen inhaltlichen Themen von Janelle Monáes künstlerischem Schaffen. Auf der Konzertbühne offenbart sich dann das unglaubliche, vielseitige Talent dieser Frau in voller Größe. Sie ist eine fantastische Sängerin ebenso wie Rapperin und tanzt wie die weibliche Wiedergeburt von Prince und Michael Jackson in einem. Sie hat Humor, sie weiß ihr Publikum zu nehmen – sie bringt einen mit Leichtigkeit zum Tanzen und weiß einen genauso emotional zu berühren. Vom Bühnensetting her bietet sie alles, was man von einer großen, amerikanischen Popshow erwartet – eine charismatische Band, Tänzerinnen, Visuals und wechselnde Kostüme (die Vagina-Hosen aus dem „Pynk“ Video sind auch dabei!). Aber dank ihrer Ernsthaftigkeit und ihrem Bedürfnis für Inhalt berührt einen das alles bei Janelle Monáe noch ein bisschen mehr. Wenn sie zwischen zwei Songs auf der Bühne verkündet, dass sie gekommen ist, um für uns alle einen Raum zu kreieren, in dem wir so geliebt und akzeptiert werden wie wir sind, wenn zum Ende von „Primetime“ das Gitarrenriff sich klammheimlich in das von „Purple Rain“ verwandelt – das geht schon richtig tief und über das knallbunte Treiben auf der Bühne hinaus direkt ins Herz.

In Deutschland ist Janelle Monáe offensichtlich noch nicht so bekannt und erfolgreich wie in ihrer Heimat, den USA. Das ursprünglich für die Zitadelle geplante Konzert wurde in die Columbiahalle verlegt, welche zuletzt dann aber doch noch aus allen Nähten platzte. Für alle Anwesenden war die Verlegung ein echter Glücksgriff – selten hat man die Gelegenheit, eine derart große Popshow im fast schon intimen Rahmen zu erleben. Kaum jemand dürfte an diesem Abend ohne ein Lächeln auf den Lippen den Saal verlassen haben. Es fühlt sich nämlich ganz schön gut an, von Janelle Monaé unterhalten und geliebt zu werden.


Fotos: Hella Wittenberg

Bericht: Gabi Rudolph