Am verregneten Sonntag des diesjährigen Hurricane Festivals (hier entlang zur Review) trafen wir Eric Sanderson, den Bassisten der Band We Are Augustines, auf ein kurzes Gespräch über das Wetter, warum es manchmal über zwei Jahre braucht, ein Album aufzunehmen und wie man es schafft, ein Musikprojekt von einer Band in die nächste zu retten, ohne die Motivation zu verlieren, es fertig zu stellen.
Ihr seid gerade auf dem Southside Festival gewesen und werdet in den kommenden Tagen ein paar Shows in den Niederlanden spielen. Seid ihr das erste Mal in Europa unterwegs und hattet ihr die Chance euch ein bisschen umzusehen?
Eric: Wir waren zwar bereits in Europa, hatten aber bisher nie die Gelegenheit, uns viel anzusehen. Was eigentlich sehr schade ist, denn soweit ich es von unseren Bustouren her beurteilen kann, scheint Deutschland landschaftlich sehr schön zu sein. Aber im Herbst werden wir wieder auf Tour gehen und z.B. in Berlin und Hamburg spielen. Dann haben wir hoffentlich die Chance, uns auch etwas umzusehen.
Wie war es auf dem Hurricane und Southside Festival für euch? Was habt ihr für Eindrücke gewonnen?
Eric: Beeindruckend fanden wir auf jeden Fall den großen Unterschied zwischen dem Wetter auf dem Hurricane und dem Southside Festival. Da unten war es total warm und hier haben wir im Regen gespielt (grinst), ich glaub ich habe mich auch bereits ein bisschen erkältet.
Ja, das Hurricane ist schon fast bekannt für sein wechselhaftes Wetter und den obligatorischen Regen. Konntet ihr euren Auftritt denn trotzdem genießen?
Eric: Ja absolut! Das Publikum hat sich von den widrigen Umständen anscheinend nicht stören lassen. Die Leute hatten bunte Regenjacken an, was von der Bühne aus sehr lustig aussah. Ihr scheint hier ja gut auf solches Wetter vorbereitet zu sein. Alle waren gut dabei, auch wenn wir den ersten Gig des Sonntags gespielt haben.
In den USA seid ihr ja schon eine Ecke bekannter als hier. Im Sommer habt ihr auf dem Coachella Festival auf der Main Stage gespielt und im Anschluss wart ihr auch bei der „Tonight Show with Jay Leno“. Zudem waren Du und Billy McCarthy auch schon mit eurer früheren Band Pela viel unterwegs. Wie ist es so, jetzt auf einem deutschen Festival die erste Band zu sein, die den Tag einläutet?
Eric: Wir sind in Europa natürlich nicht so bekannt wie in den USA, aber wir haben ja auch gerade erst unser Album veröffentlicht. Wir haben uns daher umso mehr gefreut und waren überrascht, dass vor der Bühne tatsächlich einige Leute standen, die unsere Texte mitsingen konnten.
Soweit ich weiß, habt ihr die Arbeiten zu eurem derzeitigen Album bereits begonnen, als ihr noch als Pela zusammen gearbeitet habt. Die damalige Band brach auseinander und ihr habt das Album „Rise Ye Sunken Ships“ erst zwei Jahre später unter dem Namen „We Are Augustines“ herausgebracht. Wie kam es zu dem Bruch der Band und warum hat das Album soviel Zeit gebraucht?
Eric: Oh, es waren sogar mehr als zwei Jahre! Aber es stimmt, dass wir an dem Album bereits als Pela gearbeitet haben. Aufgelöst haben wir uns, weil unsere Zeit wahrscheinlich einfach vorbei war. Wir hatten damals alle viel mit unserem Privatleben zu tun und sind auch als Band nicht mehr weiter gekommen. Wir brauchten sozusagen eine Pause. Nachdem die alte Band auseinander brach, blieben Billy und ich als einzige mit dem Wunsch zurück, weiterzumachen. Wir hatten etwas begonnen und wollten es auch zu Ende bringen. Leider befanden wir uns aber nicht in der besten Situation dafür. Wir hatten keine Band mehr und keinen Plattenvertrag. Zudem stellte sich heraus, dass es sehr schwierig war, einen neuen zu bekommen. Das war hart. Ständig fragten uns Leute, wann es weitergeht und ob wir bald wieder auftreten, und wir konnten immer nur sagen: „Tut uns leid, wir haben kein Geld!“.
Wie erklärst Du Dir, dass ihr so große Schwierigkeiten hattet von einem Label gesignt zu werden?
Eric: Ich denke das lag hauptsächlich daran, dass die gesamte Musikindustrie eine sehr harte und unsichere Zeit durchmachte und noch immer macht. Es fehlte einfach überall an Geld und die Plattenfirmen wollten auf Nummer Sicher gehen.
Und daraufhin habt ihr euer eigenes Label gegründet und alles in Eigenregie gemacht!?
Eric: Ja, wir haben uns dann entschieden, auf diesem Wege weiter zu machen. Einfach war es aber natürlich trotzdem nicht. Zwei Jahre lang entsprachen wir dem, in den USA sehr bekannten Klischee, des gebrochenen Musikers, der mittellos ist und andauernd gegen Wände rennt. Unsere Freunde rieten uns schon teilweise, das mit der Musik doch zu lassen und auch ich habe kurzzeitig darüber nachgedacht nicht weiterzumachen, weil es einfach nicht voran ging. Gerade Billy hat in dieser Zeit auch große private Rückschläge hinnehmen müssen…
Ja, eure Songs erzählen in teilweise sehr persönlicher Weise von den Erlebnissen eures Sängers Billy McCarthy. Und es scheint als würde der Titel des Albums sowohl eure persönliche als auch eure Geschichte als Band ziemlich treffend beschreiben.
Eric: Ja genau. Wobei das nicht von Anfang an so war und auch nicht so geplant war. Das Album bekam seine spezielle Richtung erst zu der Zeit, als Bill sich entschloss über seine Geschichte zu sprechen und zu schreiben. Das war natürlich nicht von Anfang an so. Erstaunlicher Weise passt der Name des Albums heute in vielerlei Hinsicht zu unserer Entwicklung, aber auch das war ursprünglich nicht so geplant. Ehrlich gesagt war der Name des Albums eines der ersten Dinge, die feststanden. Die Bedeutung, die man heute darin sehen kann, bekam es erst später.
Das hört sich an, als hättet ihr schon viel gemeinsam durchgemacht und ihr euch sehr nahe seid. Euer Drummer Rob Allen, stieß aber erst später zu euch. Wie kamt ihr zusammen?
Eric: Bill und ich sind schon lange Freunde und machen auch schon ewig Musik zusammen. Dass Rob zu uns stieß war eher zufällig: Wir suchten einen Drummer und ein Freund schlug ihn vor. Wir versuchten es und es entpuppte sich als Glücksgriff.
Aktuell arbeitet ihr an eurem nächsten Album. Wird es thematisch ähnlich persönlich werden wie „Rise Ye Sunken Ships“?
Eric: Inspiration kommt ja meistens aus ganz verschiedenen Richtungen. Besonders wenn man unterwegs ist bekommt man immer unheimlich viele interessante Dinge mit. Man bewegt sich wie ein Empfänger mit großen Antennen durch die Gegend und nimmt ständig auf. Die Verarbeitung der Eindrücke erfolgt dann meist erst später. Wir haben zwar schon ein paar konkrete Ideen für das nächste Album, aber an denen kann sich natürlich noch jede Menge ändern, deswegen möchte ich noch nicht darüber sprechen in welche Richtung es gehen wird. Nur so viel, wir sind eine Rockband und wollen weiter Rock’n’Roll spielen. Die Leute müssen sich also nicht vor einem Stilwechsel von We Are Augustines fürchten.
Ok, dann blicken wir Rockfans furchtlos eurer im Herbst bevorstehenden Europatour entgegen und freuen uns auf die Shows in Deutschland!
Von Lena Krüger
Vielen Dank an der Stelle auch an Alex von First Step, der dieses Interview für uns möglich machte.
We Are Augustines im Web: www.weareaugustines.com
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