Interview mit The Dø

DSC_5649_1000Im Herbst kommen The Dø für weitere Shows nach Deutschland. Der Siegeszug des finnisch/französischen Popduos scheint hierzulande nicht aufzuhalten. Ihre Konzerte sind immer ausverkauft, stetig wird in etwas größere Hallen gezogen. Und auch das eher gemischte Festivalpublikum beim diesjährigen Hurricane Festival wussten Olivia und Dan mit ihrer stylischen Synthie-Pop-Show zu begeistern. Im Interview haben die beiden uns erzählt, wie viel Arbeit hinter so einer Live Show steckt. Und sie haben uns verraten, warum sie so gerne in Deutschland spielen.

Gerade wart ihr in Amerika, nun spielt ihr Festivals, im Herbst seid ihr schon wieder in Deutschland… ihr tourt ja wie die Wahnsinnigen!

Olivia: Oh ja, das trifft es gut. Wir sind die ganze Zeit unterwegs. Es fällt uns auch gerade erst auf, wo wir überall waren. Bis Ende des Jahres geht es auch so weiter. Wir sind verrückt, ich weiß (lacht).

Wie behält man da seine Energie?

Olivia: Ich weiß nicht. Vielleicht haben wir sie schon verloren (lacht). Wir versuchen gut zu essen, viel zu schlafen und ein bisschen Sport zu machen. Die Klassiker, um die Dinge am Laufen zu halten.

Dan: (deutet auf Olivias Tasse) Ihr Geheimnis ist heißer Wodka. Den trinkt sie ständig.

Wirklich?

Olivia: Nein, das hier ist ein anderes Geheimrezept (lacht).

Letztes Jahr ist euer neues Album „Shake Shook Shaken“ raus gekommen. Wie viel Zeit lag genau zwischen diesem und eurem letzten, „Both Ways Open Jaws“?

Olivia: Ungefähr anderthalb Jahre.

Tatsächlich, nur?

Olivia: Schön dass Du das sagst! Die meisten tun so als hätten wir wahnsinnig lang gebraucht. Aber wir machen alles zusammen und wir haben allein sechs Monate gebraucht, uns von der letzten Tour zu erholen. Dann sind wir direkt wieder an die Aufnahmen gegangen. Ich finde anderthalb Jahre auch nicht so wahnsinnig lang.

Ihr habt euch auch verändert mit der Zeit. Nicht nur offensichtlich optisch, auch euer Sound hat sich entwickelt.

Olivia: Wir wollten diesmal etwas, das direkt auf den Punkt kommt, mit etwas mehr Energie. Du drückst Play und bist sofort mittendrin in der Musik. Diesen Effekt wollten wir erreichen. Ein Album unterscheidet sich immer vom anderen. Bei diesem hatten wir mehr Druck dahinter und das spürt man.

Ihr arbeitet ja schon lange zusammen. Du sagst, jedes Album ist anders. Was habt ihr dieses Mal in eurer Arbeit völlig neu entdeckt?

Olivia: Ich glaube wir waren ziemlich überrascht, wie leicht die Synthesizer sich in unsere Musik eingefügt haben, wie gut sie zu unserem Songwriting passen. Vor ein paar Jahren wären wir wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, die Sounds auszuprobieren, die wir auf diesem Album gemacht haben. Die Produktion ist ein bisschen künstlicher, aber genau darauf waren wir aus. Das war auf jeden Fall neu. Aber das ist es was wir tun. Wir mögen es, uns gegenseitig zu überraschen. So vermeiden wir dass wir uns langweilen.

TheDo Heimathafen NeuköllnWenn ihr an einem Album arbeitet, macht ihr euch dabei Gedanken, wie ihr die Songs später live umsetzen wollt?

Olivia: Sobald wir an einem Album arbeiten, vergessen wir regelrecht, wie man Konzerte spielt. Für eine lange Zeit sind nur wir beide zusammen im Studio, da rückt das weit in den Hintergrund. Ich glaube auch es ist wichtig, in dieser Zeit zu vergessen, was man auf der Bühne alles machen kann und was nicht. Sonst schränkt man sich zu viel ein. Dem stellen wir uns dann später.

Und ist das manchmal schwierig?

Olivia:Ja, absolut, es ist schwierig! Bis wir mit unseren Live Shows zufrieden sind, das dauert fast so lange wie die Arbeit am kompletten Album. Wir sind jetzt mit diesem Album seit acht Monaten auf Tour und arbeiten immer noch an der Show. Einige Songs fangen jetzt erst an sich zu finden.

Das heißt, ihr ändert immer noch die Arrangements der Songs?

Olivia: Ja,ständig! Die Songs haben auch früher schon funktioniert, aber man braucht einfach seine Zeit, bis man mit dem Kopf raus aus dem Studio ist. Dann findet man immer mehr raus, wie die Songs zusammen mit dem Publikum funktionieren. Was man tun muss, damit sie ein Leben bekommen. Es heißt nicht umsonst „live“. Wir haben sehr lange mit unserem Sound Engineer und unseren Musikern gearbeitet, ungefähr sechs Monate, bis wir etwas hatten, womit wir zufrieden waren und auf Tour gehen konnten. Jetzt sind wir seit acht Monaten unterwegs und arbeiten immer noch dran. Studio und Tour, es sind zwei fast komplett unterschiedliche Jobs.

Eine weitere Herausforderung ist dann bestimmt, ältere Songs in das Set zu integrieren, sodass sie funktionieren und ein harmonisches Ganzes entsteht.

Olivia: Absolut. Das ist eine große kreative Herausforderung. Wir müssen die alten Songs im Sound des neuen Albums arrangieren. Aber wir mögen Herausforderungen (lacht).

Spielt ihr gerne Festival Shows? Wie ist das, wenn man vor Publikum spielt, das wahrscheinlich nicht zu 100 Prozent gekommen ist um einen zu sehen?

Olivia: Ich mag Festivals. Wir sind so viel in geschlossenen Räumen, da ist es schön, zur Abwechslung draußen unterwegs zu sein. Man sieht die Sonne und kann sich die Füße im Matsch dreckig machen. Und man hat die Möglichkeit, andere Künstler kennenzulernen. Es ist immer schön, wenn die Festivalsaison beginnt. Genauso schön ist es aber auch, wenn sie wieder vorbei ist (lacht).

Eure Berlin Shows sind ja inzwischen regelrecht legendär. Bei eurer Show im Heimathafen Neukölln zum Beispiel herrschte so große Begeisterung, dass man fürchten konnte der Laden bricht zusammen…

Dan: Wir haben großes Glück mit unserem Publikum in Berlin. Es ist immer ein großes Vergnügen dort zu spielen.

Kommt ihr deshalb so oft wieder? Ihr wart innerhalb eines Jahres zweimal in Berlin und im Herbst kommt ihr schon wieder. Worüber wir uns natürlich sehr freuen!

Dan: Ganz einfach, wenn es ausverkauft ist, muss man wiederkommen. Das ist für uns selbstverständlich.

Olivia: Wir haben tatsächlich vorhin erst drüber gesprochen. Irgendetwas ist hier in Deutschland, eine Energie, die gut für uns funktioniert. Es ist wirklich besonders.

Bis Ende des Jahres seid ihr also noch auf Tour. Wie geht es dann weiter?

Olivia: Das wissen wir noch nicht. Wir finden es gerade so nach und nach raus. Vielleicht nehmen wir uns einen Monat komplett frei. Das ist etwas, das wir so gut wie nie machen, aber eigentlich ist es wichtig. Ein kreativer Kopf hört aber nie damit auf, kreativ zu sein. Ich glaube, das ist gesund. Wahrscheinlich werden wir sehr schnell wieder im Studio sein.

Habt ihr schon angefangen, neue Songs zu schreiben?

Olivia: Ich habe gerade im Moment damit angefangen. Erst vor kurzem.

Dan: Wirklich? Das wusste ich noch gar nicht (Gelächter). Es ist aber meistens so, dass Olivia anfängt, Texte zu schreiben. Ich brauche diesen Startschuss von ihr.

Olivia: Wir erleben so viel. Sind an so vielen Orten, treffen unglaublich viele Menschen und erleben wahnsinnig viel. Da wird man so randvoll mit starken Emotionen, das muss einfach raus. Auf Tour hat man nicht so viel Zeit sich darauf zu konzentrieren, aber irgendwie geht es. Ich bin bereit!

Interview: Gabi Rudolph & Kate Rock
Fotos: Lynn Lauterbach

The Dø Live:

02.11. Köln, Buergerhaus Stollwerck
03.11. Darmstadt, Centralstation
04.11. Freiburg, Jazzhaus
05.11. München, Freiheiz
07.11. Berlin, Astra

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