„When I am happy, I am too busy being happy to write songs…“
Sarah Howells ist eine Hälfte der walisischen Band Paper Aeroplanes. Während die zweite Hälfte Richard Llewellyn krank im Bett lag, stellte sich Sarah beim Underground Festival in Gloucester ganz alleine dem Publikum – nicht zum ersten Mal, wie sie selber sagte. Nur wenige paar Tage später – drei, um genau zu sein – waren dann beide in Berlin, um ein Showcase im Kaffee Burger zu spielen. Es war ein ebenso wunderbarer Auftritt wie in Gloucester, Richard ist die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, und Walisisch ist eine faszinierende Sprache, wie er uns zeigte.
Nach Sarahs Auftritt beim Underground Festival habe ich sie noch zu einem Interview getroffen. Während im Nebenraum der vermutlich lauteste Akustikkünstler der Welt gespielt hat – immerhin war er lauter als Sarah mit Mikrofon -, haben wir im leersten Presseraum der Welt bei einer Tasse Tee eine Runde geredet.
Ich habe euch über eure Videos gefunden. Ich liebe sie, seitdem ich sie das erste Mal gesehen habe. Ihr habt sie alle mit Rosie Collins gemacht.
Ja, mit der gleichen Regisseurin.
Wie habt ihr sie gefunden?
Eigentlich durch einen Freund. Sie ist die Freundin eines Freundes und „Cliché“ war das zweite Video, das sie für uns gemacht hat. Es funktionierte wirklich gut und sie macht schick aussehende Sachen mit wirklich kleinem Budget.
Und sie passen wirklich gut zu euren Songs.
Genau. Sie hat eine gute Vision von dem, was wir mit unseren Songs sagen wollen und sie nimmt viele unserer Ideen auf. Es ist also ein wirklich kollaborativer Effekt mit all den Ideen und so.
Nehmt ihr viel Einfluss auf eure Videos?
Ja, wir haben definitiv Einfluss. Es ist normalerweise ihre Idee, das Konzept ist ihres aber sie ist offen für unsere Ideen. Ich habe immer ein bisschen Einfluss.
Wie habt ihr das „Dancing Every Night“ Video gemacht? Wurden euch die Clips zugeschickt?
Ja, wir haben viele unserer Fans gefragt. Wir haben jeden gefragt uns Clips zuzusenden, aus denen sie tanzen, während sie den Song hören. Wir haben einige Zusendungen bekommen. Aber wir waren in London auch auf der Straße, haben Leute angehalten, ihnen den Song vorgespielt und geguckt, ob sie dazu tanzen. Viele Leute haben abgelehnt, aber viele Leute, interessante Leute, waren auch dafür zu haben. Wir haben ihre E-Mail-Adressen gesammelt und ihnen dann das Video zuerst gezeigt.
Und mochten es alle?
Sie liebten es. Keiner hat sich beschwert. Alles ist gut.
Eure Videos sind eher lustig, wie auch das „Cliché“ Video, während es eure Texte nicht sind…
Traurig, ich weiß. Ich denke, wir mögen diesen Kontrast. Außerdem sollen sie unterhaltsam sein beim gucken. Ich denke, das ist der Grund. Die Stimmung erhellen und die optimistische Seite der traurigen Songs hervorzubringen.
Als du auf der Bühne warst [beim Underground Festival] hast du auch viele Anekdoten erzählt.
Ja, ich denke es ist gut, die Stimmung aufzuhellen, da die Songs melancholisch sind. Es ist nett, diesen Unterschied zu haben. Ich mag es, zu plaudern, da bin ich gut drin.
Ihr habt euch 2003 als Band gefunden und jetzt einen Neustart gemacht.
Wir haben immer zusammen gespielt, seit wir 2003 angefangen haben. Für kurze Zeit unter dem Namen Halflight… eigentlich eine längere Zeit, ungefähr fünf Jahre. Wir hatten einen Haufen neuer Songs und waren dabei, unser erstes Album zu veröffentlichen und haben uns dann dazu entschlossen. Wir hatten unseren Sitz immer primär in Cardiff und es ging bei uns immer um Wales. Wir wollten einfach einen neuen Namen und einen neuen Start, um zu expandieren. Also haben wir uns entschlossen, Paper Aeroplanes zu gründen.
Hattest du jemals Angst, dass wenn du das Datum der Bandgründung änderst, du einfach zum Trend gezählt wirst? Aktuell gibt es ja sehr viele Singer/Songwriterinnen.
Vielleicht. Ja, ich denke schon. Es ist immer hart, wenn es viele gibt, die das gleiche machen wie man selber. Aber auch jetzt, mit vielen Frauen, die für das was sie tun anerkannt werden, glaube ich nicht, dass es da draußen etwas wie unsere Musik gibt. Es gibt definitiv Sachen, die ähnlich sind, aber nicht so ähnlich. Wenn man meine Stimme mit unserem Musikstil mischt, da gibt es nichts, das das Gleiche ist.
Es ist bei euren Songs auch sehr wichtig, auf die Texte zu hören.
Ich denke schon. Die Texte sind uns sehr wichtig. Über sie wollen wir uns mit den Leuten verbinden. Einige erzählen Geschichten, andere haben wirklich obskure Texte. Wir wollen, dass unsere Sachen mit den Menschen harmonisieren und mit den Emotionen, die Menschen erlebt haben.
Hast du jemals daran gedacht, dass du nur auf deine Stimme und die Musik reduziert werden könntest, da ihr jetzt nach Deutschland kommt und nicht unbedingt jeder eure Texte versteht?
[lacht] Bis jetzt nicht. Vielleicht ein bisschen, aber hoffentlich sind unsere Melodien stark genug und die Menschen mögen den Klang meiner Stimme.
Schreibst du deine Songs über persönliche Erlebnisse?
So ziemlich, ja. Es ist nicht alles persönlich, aber sie handeln von den Erlebnissen und den Gefühlen, die man bei verschiedenen Beziehung hat und solche Sachen. Im Grunde geht es um die Interaktion zwischen Menschen und Lebensphilosophie.
Als ich deine Musik gehört habe, habe ich mir vorgestellt du schreibst sie in einem dunklen Raum im Keller oder etwas in der Richtung.
So schlimm ist es nicht in meinem Leben. Es ist ziemlich ok. Aber ja, das, was Songs inspiriert, sind immer die komplizierten Perioden im Leben. Wenn ich frustriert bin oder wenn ich traurig bin, wenn ich durcheinander bin – das sind die Zeiten, die mich inspirieren. Ich kann es nicht ändern. Manchmal wenn ich glücklich bin, aber in der Regel nicht. Wenn ich glücklich bin, dann bin ich zu sehr damit beschäftigt, glücklich zu sein als dass ich Songs schreiben könnte.
Wie hast du angefangen Musik zu machen?
Ich denke, ich wollte das immer machen. Seitdem ich alt genug war um bei Kylie Minogues Platten mitzusingen. Ich meine, das erste Mal als sie groß war, nicht das zweite Mal. Und ich habe mit meiner besten Freundin Tanzchoreografien einstudiert und wir haben bei jeder Platte mit gesungen, die wir kaufen konnten. Dann habe ich Klavier gelernt und als ich 13 war, habe ich mich dazu entschlossen, mein eigenes Zeug zu auf dem Klavier zu erfinden, anstatt einfach nur nach Noten zu spielen. Vielleicht etwas früher, ich glaube ich war 11, als ich erste kleine Melodien erfunden habe und ich habe es viel mehr genossen, als einfach nur etwas nach zu spielen. Das hat mich zum Songs schreiben gebracht. Ich habe einfach zwei und zwei zusammengezählt und angefangen zu singen, während ich spielte. Meine beste Freundin schloss sich mir an und wir starteten eine Band, das wuchs einfach. Die gesamte Highschoolzeit war ich in einer Band mit meiner besten Freundin und zwei anderen Jungs aus der Schule. Es lief wirklich gut, wir machten Fortschritte und daraus wurde irgendwann Halflight. Das ist es, was ich immer gemacht habe. Ich war nie auf dem College.
Also hast du auch nicht Musik studiert?
Ich bin niemals auf die Uni gegangen. Ich habe meine A-Levels gemacht und A-Level in Musik [Anmerkung: A-levels oder Advanced Levels ist der höchste Schulabschluss in Großbritannien]. Es war einfach immer das, was ich gemacht habe.
Kannst du davon leben?
Nein, ich arbeite Teilzeit in einer Bar. Aber ich fange an, mehr und mehr Geld mit Musik zu verdienen und langsam wird ein schlecht bezahlter Vollzeitjob daraus. Großartig. Ich denke man kann sagen, dass wir jetzt professionell sind.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg weiterhin, Sarah.
„The Day We Ran Into The Sea“, das Debutalbum der Paper Aeroplanes, erscheint am 29.10.10 (endlich) bei uns auf den Markt und die dazugehörige Single „Cliché“ kommt schon am 15.10.10. Und hier noch ein Video – nicht das zur Single, sondern das Video zu „Dancing Every Night“. Viel Spaß bei gucken.
https://www.myspace.com/paperaeroplanes