Interview mit RDGLDGRN

Was macht man dieser Tage wenn der Frühling noch nicht so richtig kommen mag? Mein Tipp: man hört „Doing The Most“, den gute Laune Song der großartigen Newcomer RDGLDGRN aus Reston, Virginia, einem Vorort von Washington, DC, in Dauerschleife. Der funkige Go Go-Beat, der so typisch für die DC Area ist, lässt kaum jemanden kalt. RDGLDGRN vereinigen gleich ganze Sonnensysteme an Genres in ihrem Sound. Sie sind geprägt von ihrer Heimat und Herkunft und inhalieren die Energie des Stadt-typischen Indierock. Diesen würzen sie mit Afro-Beat, Singalongs und kicken dabei coole Rhymes.

Erst kürzlich statteten die Jungs von RDGLDGRN Berlin einen längeren Besuch ab und gaben als Höhepunkt ein Konzert in der knallvollen Kantine am Berghain. Nach bester Rap- und Hip-Hop-Manier wurde auf beiden Seiten der Bühne getanzt, gesprungen und mit den Armen gewedelt. Vor dem Konzert haben mir die drei äußerst sympathischen Jungs rede und Antwort gestanden.

Wahrscheinlich habt ihr die Geschichte schon super oft erzählt. Da ihr hier noch nicht so bekannt seid, muss ich die Frage einfach stellen: was hat es mit Eurem Namen auf sich? Ihr habt in einem Interview gesagt, es ist mehr als nur eine Name, sondern ein Philosophie.

GREEN: Es hat sich eigentlich alles ganz natürlich ergeben. Irgendwann haben wir gemerkt, dass er (zeigt zu RED) immer irgendwas Rotes hatte. Daraus ist etwas entstanden, so etwas unter Kumpeln, so eine Art Geheimcode.

Ihr meint so ein Homie-Ding?

GOLD: Ja, du triffst es auf den Punkte. Ich mag den Gedanken. Eigentlich war es genau das: ein Crew-Homie-Ding!

GREEN: Statt alle die gleiche Farbe zu haben, haben wir dann versucht über unterschiedliche Farben unsere Individualität auszudrücken. Wir waren früher alle in unterschiedlichen Bands und haben schon dort immer wieder den Gedanken Farben zu sein in unseren Raps aufgenommen. Als wir dann als Band zusammen gewachsen sind, wurde daraus eine Idee. Es hat sich zu etwas ganz speziellem entwickelt, die Art und Weise wie die Leute uns wahrgenommen haben hat sich dadurch geändert.

GOLD: RED hat mal erzählt, dass jemand gesagt hat, dass er mehr wie ein fiktiver Charakter wirkt, dadurch dass er immer Rot trägt.

RED: Jas das stimmt. Das war eine Freundin von mir. Sie meinte mich jeden Tag in der gleichen Art von Klamotte mit der gleichen Farbe zu sehen, fühlt sich für sie an, als wäre ich eine Art Superheroe. Weißt Du wie Superman, der hat auch immer das Gleiche an.

Also stimmt das nicht ganz, was immer über Euch geschrieben wird, dass die Farben aus der Afrikanischen Flagge kommen?

GREEN: Es hat sich mit der Zeit dahin entwickelt und ist lustigerweise organisch entstanden. Klar denkt man bei den Farben, das ist doch eine Reggae Band. Aber es ist viel mehr, die Farben stehen für uns. Das sind wir. Und dann haben wir noch die Vokale weg genommen. Bam, damit wurde es unverwechselbar.

Ihr habt daraus also ein richtiges Markenzeichen entwickelt. Und jeder spricht darüber!

GOLD: Ganz genau. Damit kann man super eine Unterhaltung beginnen.

GREEN: Wir liken auch immer Kommentare darüber auf Twitter, wenn es um unsere Farben geht.

Stimmt, ihr habe auch einen meiner Tweets favorisiert.

GOLD: Siehst Du. Wir sagen hier nur die Wahrheit! Aber soll ich Dir was sagen, wir kennen uns gar nicht über die Musik sondern vom Basketball. Wir sind am Ende alle Basketball verrückte Amerikaner. Ein Freund von mir hat mit GREEN Basketball gespielt und er hat jemanden für seine Band gesucht und so sind wir alle zusammen gekommen.

Ihr habt alle unterschiedliche Wurzeln. GOLD, Du bist ursprünglich aus Rumänien, GREEN, Du hast Haitianischen Background und RED, Du bist aus Kalifornien. In wieweit beeinflusst das Eure Musik, die ja extrem vielseitig ist?

RED: Wir drei als unterschiedliche Persönlichkeiten mit unseren ganz unterschiedlichen Hintergründen machen absolut die Band und ihren Stil aus. GREEN bringt karibische Klänge mit einem Französischen Touch in die Musik. GOLD seine Rumänischen Einflüsse.

Was ist typisch Rumänisch? Ich denke da eher an volkstümliche Musik.

GOLD: Toll dass Du das fragst. Das ist in der Tat nicht so offensichtlich. Es gibt einige volkstümliche Instrumente die mich beeinflussen wie zum Beispiel Violine und Becken. In Rumänien wird viel Französische und Italienische Popmusik gehört.

Das Französische findet sich ja auch in der Haitianischen Musik wieder.

GREEN: Ganz genau. Haiti hat einen großen musikalischen Einfluss in der Musik und wird immer populärer. Jeder kennt jeden in der Musik mit Haitianischen Wurzeln. Da ist Jason Derulo, Wyclef, dann ist da Regine von Arcade Fire und viele mehr. Es ist wunderbar zu sehen, wie sich diese großartige Kultur in die Musik trägt.

Stimmt, Arcade Fires letztes Album „Reflektor“ wurde auch stark durch die Haitianische Musik beeinflusst. Die ganze Band war sogar eine Weile dort.

GREEN: Ja, es gibt sogar einen Song von ihnen, der heißt „Haiti“, den liebe ich.

Eure Musik ist sehr typisch für die DC Gegend, aus der ihr kommt. Was genau ist der Go Go Style für den Ihr steht?

RED: Es ist ein Rhythmus der auf Funk basiert, der sich vor circa 30 Jahren in DC entwickelt hat. Wir sind damit aufgewachsen. Jede Radiostadion in der Gegend hat Sendungen, wo nur Go Go gespielt wird. Interessanterweise ist der Beat wirklich nur mit der Gegend verhaftet und hat sich nicht national verbreitet.

Ich habe vor Euch noch nie davon gehört.

GOLD: Kein Wunder. Viele Amerikaner haben noch nie von Go Go gehört. Es ist ein bisschen wie Tribal Drums, ein starker Afrikanischer Einfluss. Es fühlt sich ein bisschen an wie eine Party, die niemals aufhört.

RED: Wir haben den ursprünglichen Beat weiterentwickelt und in unsere Musik integriert.

Dave Grohl hat für Euch Schlagzeug gespielt. War es für ihn ein ganz natürlicher Rythmus und einfach zu spielen, weil er auch aus der Gegend ist? Es hört sich so ganz anders an als die Foo Fighters.

GOLD: Na ja, wenn Du die Foo Fighters hörst, zum Beispiel „My Hero“, das ist nicht wie irgendein Rock Song. Das hat auch einen ganz speziellen Beat, da ist viel Go Go drinnen. Dave ist mit dieser Art von Musik aufgewachsen. Er hat in verschiedenen Bands gespielt. Seine Bands haben oft in Fusion Shows mit Bands die Go Go machen zusammen gespielt. Eigentlich ist das genau das was wir musikalisch machen. Wir sind wie eine Fusion Show und kombinieren die ganzen Sounds in unserem eigenen Stil.

Also ihr meint, selbst in Nirvana könnte ein bisschen Go Go sein?

GREEN: Ja, bestimmt. Wenn man genau hinhört findet man das ganz sicher in irgendeinem Song. Dave hat ja den Sound von Nirvana stark beeinflusst.

„Doing The Most“ ist ein großartiger Song. Wie war es mit Pharrell als Produzenten zu arbeiten, er kommt ja auch aus der DC Area. War die Zusammenarbeit auf Augenhöhe, konntet ihr Eure Meinung sagen?

GREEN: Als wir ihn das erste Mal getroffen haben, hat er sich total geehrt gefühlt uns kennenzulernen. Ich meine, wir sind mit seiner Musik aufgewachsen und schauen zu ihm auf und er freut sich uns zu treffen. Das war schon verrückt. Die Arbeit war extrem respektvoll. Er hat uns immer zugehört und das aufgenommen, was wir gesagt haben. Es war wirklich ein enger Austausch im Studio.

GOLD: Ich komme mehr aus dem Rock Hintergrund. Ich war immer großer Fan von den Foo Fighters. Für mich war es wesentlich einfacher und entspannter Pharrell zu treffen als Dave. Dave war mein Jugendheld. Für RED und GREEN war es genau umgekehrt. Es war irgendwie lustig, ich habe im Studio direkt neben Pharrell gesessen und es war völlig ok. Als Dave im Studio die Drums eingespielt hat, war ich immer vorsichtig, dass ich ihm nicht zu nah komme. Dabei ist er so ein super lustiger und total netter Typ. Er hing zwischen den Stücken immer mit uns rum und ist so unglaublich bodenständig. Wir hatten eine Menge Spaß.

Stimmt es, was er am Anfang vom „Doing The Most“ Video sagt, dass er eigentlich nur auf „I Love Lamp“ spielen sollte und dann all Eure Songs einspielen wollte, weil er eure Musik so mochte?

GOLD: Ja, eigentlich wollten wir ihn fragen ob er noch den einen oder anderen Song spielen kann. Aber er kam uns zuvor, er fragte uns ob er wir noch mehr von dem guten Zeugs haben kann. Da haben wir natürlich nicht nein gesagt.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Pharrell und Dave zustande gekommen? Man blättert ja wahrscheinlich nicht einfach sein Telefonbuch durch und ruft mal so an?

GREEN: Wir haben erst „I Love Lamp“ mit Grohl eingespielt. Da wusste Pharrell schon, dass er mit macht und war total interessiert an dem Projekt. Grohl kam dann noch mal ins Studio, da haben wir ihm gezeigt, was wir mit Pharrell aufgenommen haben.

GOLD: Unser Producer arbeitet in den Sun City Studios, wo Dave seine HBO Serie aufnimmt. Er hatte ihn sofort im Kopf als den perfekten Drummer für unseren Sound. Da hat er ihm eine E-Mail geschickt, nach dem Motto – schau dir mal die Jungs aus deiner Heimatstadt an und sag mir ob dir das gefällt. Dave mochte es sofort und wollte mitmachen. Wir haben dann diese E-Mail weiter geleitet bekommen von unserem Produzenten. Die Mail war von einem Typen, Dave, er sagte er ist zwar total beschäftigt mit „FF“ aber versucht es möglich zu machen, denn er mag den Song und die coolen Beats. Und wir haben versucht heraus zu finden wer dieser Dave ist. Und irgendwann haben wir es kapiert: „FF“ = Foo Fighters! Ich dachte nur oh mein Gott, das ist jetzt nicht wahr. Das war so ein verrückter Moment. Ich habe mich auf den Boden gelegt und bin erst mal ausgeflippt.

Ich weiss nicht genau ob ich den Text auf „Doing The Most“ richtig verstanden habe. Geht es darum, dass man mehr miteinander reden soll? Mehr im echten Leben als in der virtuellen Welt?

GREEN: Wow, super dass Du Dir das so genau angehört hast. Das stimmt, Du bist genial! Es ist eine typische Jungen/Mädchen Geschichte. Aber sie bekommt noch nicht mal mit, dass er sie mag, weil sie nicht fokussiert ist. Sie lässt sich von all dem anderen Kram ablenken. Es geht darum weniger zu machen und mehr aus einer Situation raus zu holen: „You should do less, cause you’re doing the most“.

Ihr habt fast eure gesamte Musik auf eurer Webseite zum streamen. Habt ihr keine Angst, dass Eure Songs dann nicht mehr gekauft werden?

GREEN: Das einzige was zählt ist, dass die Leute unsere Musik hören und mögen.

GOLD: Klau sie Dir, hol sie Dir. Bitte. Wir wollen, dass Du alles von uns hören kannst. Wie Napster damals raus kam, hat das die Musik verändert. Es war plötzlich wieder so als würde man Mixtapes machen. Erinnerst Du Dich? Das war doch großartig. Da hat man auch die Musik einfach aufgenommen und quasi „gestohlen“.

GREEN: Wir glauben, wer die Musik mag, kauft sie trotzdem. Man möchte das Album dann physisch haben. Und wenn Du das Album kaufst, dann weißt du auch, dass Du uns als Künstler unterstützt. Damit können wir wieder mehr Alben für Dich machen. Es liegt an jedem einzelnen zu entscheiden, ob er uns unterstützen will.

GOLD: Es gibt viele, die sich über Spotify beschweren. Aber das ist uns egal. Wir finden es ist ein super Weg die Leute mit unserer Musik bekannt zu machen. So viele Leute kommen zu uns und sagen: „Hey, ich habe Euch auf Spotify gefunden“. Das ist doch super für uns.

Heute Abend spielt ihr Euren einzigen Live Gig in Deutschland. Es gibt Videos, da kommen die Fans zu Euch auf die Bühne. Ist es wichtig für Euch, ganz nah an eurem Publikum zu sein?

RED: Das ist ein Teil von uns und unserer Performance. Es muss zwischen uns klicken. Wenn alle nur gelangweilt rum stehen, ist es keine gute Show.

GOLD: Wir sind Entertainer. Wir wollen die Menschen glücklich machen, Sie zum Tanzen und zum Lachen bringen. Wir wollen, dass jeder eine gute Zeit hat. Darum geht es.

Dann wüsche ich Euch ganz viel Spaß. Ich freue mich auf heute Abend!

GOLD: Danke Dir! Wir freuen uns, dass Du kommst. Du wirst es nicht bereuen.

Interview: Kate Rock

Die EP „Doing The Most“ ist im Handel erhältlich. Mehr zu hören gibt es auf der Webseite der Band:

www.rdgldgrn.com