Bei einer feuchtfröhlichen Nacht in einem China Restaurant 1976, kamen sie auf die Idee, eine Band zu gründen. Die Studenten Kate Pierson, Cindy Wilson, deren Bruder Ricky Wilson, Fred Schneider und Keith Strickland aus Athens in Georgia hatten zwar keine echte musikalische Erfahrung, aber ein gemeinsames Faible für abgefahrene Sounds, Texte und Witz. Mit ihrer Mischung aus Retro Science Fiction, Rock’n Roll, Punk und Surf Sounds wurden the B-52s eine stilbildende Gruppe, die den Ruf Athens’ als Zentrum des alternativen Rock begründete. Heute sind sie selbsterklärt und unangefochten „The World’s Greatest Party Band“. Und nach 4 Jahren wieder auf Tour in Deutschland.
Zu ihren bekanntesten Hits gehören Love Shack, Roam und der Song Rock Lobster, zu welchem vor allem das deutsche Publikum eine besondere Beziehung hat, wie Sängerin Kate Pierson im Interview erzählt.
The B-52s haben schon eine lange Tourgeschichte in Deutschland…
Wir waren gleich zum Anfang unserer Karriere in Deutschland. Das war 1979 nach unserer ersten LP als Vorband von The Talking Heads. In Europa hatten wir in Deutschland und England immer die größte Fanbase. Es war verrückt, immer wenn wir in Deutschland „Rock Lobster“ spielten, bildete sich plötzlich dieser Moshpit. Die Leute fingen wie verrückt an zu tanzen. Das passierte sonst nirgendwo und auch nur bei „Rock Lobster“ (lacht).
Gibt es außer „Rock Lobster“ und dem Moshpit noch andere spürbare Unterschiede zwischen den Fans in verschiedenen Ländern?
Ich habe den Eindruck, dass die deutschen Fans wirklich auf die Texte hören. Sie denken über die Bedeutung nach und versuchen die Songs in einen größeren Kontext zu bringen, auch historisch. Das deutsche Publikum wirkt schon sehr intellektuell.
Bis ihr Rock Lobster spielt. Dann vergessen sie das ganze Intellektuelle und tanzen im Moshpit.
Ja, dann drehen sie durch (lacht). Das ist immer toll. Wir singen im Song den Text „Down, down!“, und das ganze Publikum geht langsam in die Knie…. Das Publikum ist jetzt sehr gemischt. Seit der Veröffentlichung von „Funplex“ haben wir eine ganze Menge junger Fans dazu bekommen. Einige kennen uns, weil ihre Eltern Fans sind und andere entdecken uns ganz von allein. Sie sehen sich all unsere Auftritte und Videos auf Youtube an und sehen unsere seltsam verrückten frühen Performances und spüren, dass da etwas sehr Einzigartiges passiert. Mal sehen, wieviele diesmal in die Knie gehen.
Ich habe The B-52s das erste Mal gehört, als ich etwa 12 war. Ich war sofort Fan und bin es bis heute. Irgendwie war da sofort eine emotionale Bindung. Hört ihr viele solche Geschichten von Fans?
Ja, das hatten wir echt nicht erwartet. Wir dachten immer, wir machen Party Musik. Die Songs hatten schon eine tiefere Bedeutung und auch gesellschaftliche Anspielungen, aber es war trotzdem Party Musik. Aber dann erzählten uns viele Leute, dass wir ihnen in schwierigen Phasen ihres Lebens geholfen haben. Das ist wohl die Wirkung von Musik, die man wirklich liebt. Die Musik ist schon wie eine sehr spezielle Insel für sich. Und die Menschen spüren das.
Liegt das auch an der Instrumentierung? Die Musik ist schwer einzuordnen, da ihr zum Beispiel nie ein typisches 80er Jahre Saxophon oder dergleichen benutzt habt.
Auf dem Album „Whammy!“ Haben wir eine Drum Machine eingesetzt und auch auf „Bouncing Off The Satellite“ haben wir etwas experimentiert, aber wir haben die Instrumente immer ungewöhnlich benutzt, so dass es sich nie einer bestimmten Zeit zuordnen lässt.
Wie stellt ihr die Setlist für die Konzerte zusammen? Und gibt es da für verschiedene Länder Besonderheiten?
Wir stellen die Setlist immer wieder um, damit es frisch bleibt. Aber es gibt einige Songs, ohne die wir die Bühne einfach nicht verlassen können. Natürlich spielen wir „Rock Lobster“, „Love Shack“, „Planet Claire“, „Roam“ und „Private Idaho“. Und dann gibt es für einige Länder auch spezielle Songs, die wir einfach spielen müssen. Wir waren mal in Südamerika unterwegs und wussten nicht, dass Legal Tender dort ein großer Hit ist. Die Leute waren etwas enttäuscht, weil wir den Song nicht spielten. Das wird uns bestimmt nicht wieder passieren.
Wie entstehen die Songs für The B-52s? Habt ihr da eine Arbeitsaufteilung wie andere Bands?
Naja, wir haben nicht gerade eine Menge klassische Liebeslieder, die man schreiben könnte. Das meiste entsteht wenn wir zusammen sitzen und jammen. Keith bringt Melodien und Sounds mit und dann improvisieren wir und lassen die Ideen einfach fließen. Die Texte könnten wir daher vorher gar nicht aufschreiben. Bei Love Shack hatten wir diesen Break in der Musik und Cindy Wilson sang plötzlich „Tin roof. Rusty!“. Sie dachte an das echte Love Shack in Georgia und wie die Häuser dort aussehen und so entstand dieser Moment.
Es ist selten, Leute zu finden, die auf der gleichen Wellenlänge sind und die gleichen Interessen und Vorlieben haben. Ihr seid aber als Band schon über 30 Jahre zusammen. Überrascht Dich das manchmal?
Ja! (lacht) Wenn man so lange in einer Band zusammen ist, dann wird sie zu deiner Familie. Besonders wenn man zusammen auf Tour ist. Wir haben den gleichen Sinn für Humor, sind einfach gern zusammen und bringen uns gegenseitig zum Lachen. Das ist wohl echt ziemlich selten. Außerdem kennt mittlerweile jeder die Macken des anderen und wir respektieren das.
Du arbeitest im Moment auch an Deinem ersten Soloalbum. Was ist anders als bei The B-52s?
Für mich klingen die Songs ganz anders. Ich habe einige Songs mit SIA zusammen geschrieben, bevor sie durch ihre Zusammenarbeit mit Rihanna, Beyoncé und David Guetta bekannt wurde. Meine Stimme ist natürlich dieselbe, aber die Songs sind poplastiger und teilweise auch persönlicher.
Du hast mittlerweile zwei Motels eröffnet. Von den Bildern her sehen die Zimmer aus, wie der Ort, an dem die B-52s wohnen würden. War das ein lang gehegter Traum?
Das geschah eher zufällig. Ich fuhr die Straße entlang und plötzlich sah ich dieses „Zu verkaufen“ Schild. Die Gebäude stammen aus dem Jahr 1952. Jedes der Zimmer ist wie eine kleine Wohnung und mit Souvenirs von unseren Konzerttouren ausgeschmückt. Es kommen viele Fans und obwohl ich nicht immer da bin, freue ich mich immer riesig, wenn ich höre, dass es den Gästen gefallen hat.
The B-52s sind selbsternannt die „World‘s Greatest Party Band“. Hat irgendjemand schon mal versucht euch diesen Titel streitig zu machen?
Nein, niemand hat das jemals in Frage gestellt. Es ist wie mit der Queen of Soul oder den anderen Titeln, die sich Bands geben. Wir haben ganz bescheiden entschieden, dass wir die größte Party Band der Welt sind. Die Leute vergessen bei unseren Konzerten alles andere, lassen sich gehen, haben einfach Spaß und tanzen. Und uns macht es einfach immer wahnsinnig Spaß, von der Bühne aus dabei zu zusehen.
Vielen Dank für das Interview.
Gern! Und ich sehe Dich dann im Moshpit!
Oh ja, ich werde da sein!
Interview: Götz Kihr
The B-52s Live
Special Guest: Klimmstein
19.08.13 Bonn, Kunst!Palast
20.08.13 Hanau, Amphitheater
21.08.13 Berlin, Zitadelle Spandau
23.08.13 Leipzig, Parkbühne
24.08.13 München, Muffathalle