Die finnische Band Disco Ensemble hat vor einem guten Monat ihr bereits fünftes Album „Warriors“ rausgebracht. Natürlich will so eine neue Platte auch betourt werden, daher waren die Jungs gerade in Deutschland unterwegs. Sänger Mikka Koivisto und Drummer Mikko Hakila waren so nett, sich vor ihrem Konzert im Hamburger Logo zu einem Interview mit mir zu treffen. Gerade mit dem Bus aus Berlin angerollt, muss sich Mikka erst einmal eine Tasse Kaffee reinziehen um wach zu werden. Während die Crew die Instrumente ins Logo rollt und langsam damit beginnt die Bühne aufzubauen, haben sich Mikka, Mikko und ich in eine ruhige Ecke verzogen, wo die beiden mir Rede und Antwort standen.
Wo kommt ihr gerade her?
Mikka: Wir kommen gerade aus Berlin, das war bisher das beste Konzert der Tour mit wirklich vielen Leuten.
Also hattet ihr keine Zeit in Hamburg?
Mikka: Nein wir sind gerade erst gekommen. Manchmal hat man ein paar Stunden Zeit, vor allem an Off Days, so einen hatten wir in Wien. Aber an einem normalen Tourtag ist nicht viel Zeit.
Zu eurer Musik. Ich habe irgendwo gelesen, dass sie als Post-Hardcore mit Indie-Einflüssen beschrieben wurde. Wie würdet ihr sie denn selbst bezeichnen?
Mikko: Wir haben eigentlich auch keine Idee, wie wir sie nennen würden.
Mikka: Wir wurden eigentlich schon mit allem betitelt. Auf dem Poster draußen am Logo steht nur Hardcore (lacht), das ist schon ziemlich schlecht. Denn mit Hardcore haben wir wirklich nicht so viel zu tun.
Ich habe gelesen, dass ihr als eine AC/DC und Metallica Cover Band begonnen habt?
Mikko: Wir waren keine Coverband, wir haben nur deren Songs gespielt. Wir haben so auch keine Konzerte gespielt sondern nur vor uns hin im Proberaum. Das war halt die Musik, die wir zu der Zeit gehört haben.
Ist das denn noch immer die Musik, die ihr hört?
Mikko: Das hat sich schon ganz schön geändert, aber ich denke AC/DC kommt nie aus der Mode, Metallica hingegen schon (lacht).
Habt ihr denn irgendwelche Lieblingsbands zurzeit?
Mikko: Nicht wirklich. Ich höre sehr viel Joy Division.
Mikka: Aus irgendeinem Grund ist mir da Nichts an neuerer Musik im Gedächtnis geblieben. Wahrscheinlich bin ich recht modern im Hören neuer Musik, sodass ich mir einige Tracks bei Spotify anhöre. Auch manche Alben höre ich dort ein paar Mal, aber wenn sie nicht gut sind, vergesse ich sie auch wieder.
Gibt es denn in Finnland eine große Musikszene?
Mikko: Ich denke wir Finnen sind da schon sehr aktiv, aber nicht viele Bands sind auch über Finnland hinaus bekannt. Es gibt viele Bands und viele Shows, aber eben nicht viele, die es auch international schaffen.
Habt ihr mal darüber nachgedacht, ein Album in eurer Muttersprache aufzunehmen, so wie Mando Diao es dieses Jahr gemacht haben?
Mikka: Das erscheint mir nichts zu sein, was interessant für uns sein könnte. Mich inspiriert es auf jeden Fall nicht. Englisch ist da noch immer die bessere Sprache.
Euer neues Album heißt „Warriors“, warum das?
Mikko: Weil wir Warriors sind. Wir kommen in die Stadt, zerstören sie und gehen wieder. Ich bin mir sicher, dass wir auch diesen Club zerlegen werden. (Mikka lacht)
Seid ihr eigentlich auch beim Artwork involviert? Denn der Collagenstil scheint euch ja sehr zu gefallen…
Mikka: Die beiden letzten Cover der Alben sind zwar von Künstlern gemacht, aber wir sind in den Entstehungsprozess involviert gewesen. Dieses Mal haben wir nichts gefunden, wo es Klick gemacht hätte, kein passendes Foto, Gemälde oder sowas. In der letzten Woche, eigentlich in den letzten Tagen bevor alles gedruckt werden sollte kamen wir auf die Idee mit dem Totem. Ich hab es mit einem Typ von unserem Label zusammen gemacht. Ich hab was gezeichnet, eingescannt und ihm gemailt, so ist es also Stück für Stück am Computer entstanden. Aber es ist dann ja auch noch ganz gut geworden.
Also ist es unter Druck entstanden?
Mikka: (lacht) Absolut.
Mikko: Das war das Gleiche mit dem Albumtitel, den hatten wir auch erst ganz zum Schluss.
Mikka: Ja wir haben die Musik fertig gemacht und auf einmal hat sich alles angestaut und dann dachten wir so: Warriors.
Seid ihr denn mit dem Ergebnis, dem Album zufrieden?
Mikka: Ja. Mit so einer Deadline und unter Druck zu arbeiten, da muss man auf seine Instinkte hören. Man hat einfach keine Zeit über alles 100 Mal nachzudenken, was wir eigentlich immer tun, wenn wir neue Songs machen. Die nehmen wir eigentlich immer richtig auseinander, aber wenn man keine Zeit dafür hat denkt man sich eher, das sieht doch gut so aus, weiter geht’s. Aber da ist ja auch nichts falsch dran.
Habt ihr denn Ratgeber während der Albumentstehung oder vertraut ihr ganz auf euch selbst?
Mikko: Es gibt schon eine Art von Ratgebern, aber eigentlich treffen wir alle Entscheidungen. Die wissen auch nicht so richtig über Musik Bescheid, wie wir es tun. Da heißt es dann das mag ich, das nicht so, aber nur weil sie dumm sind. Wir kümmern uns nicht so sehr um andere Meinungen.
Und eure Familien, mögen die was ihr so macht?
Mikko: Das weiß ich nicht. Ich hab keine große eigene Familie außer meiner Eltern. Ich weiß nicht, ob die Musik als etwas ansehen, was man mögen kann oder nicht. Für die ist das eher so eine Hintergrundsache.
Mikka: Mein Vater mag glaube ich wirklich was wir machen. Er analysiert unsere Songs immer richtig und kommt sogar mit eigenen Ideen, das ist wirklich süß. Aber er steht halt sowieso sehr auf Musik.
Ihr habt ja vor zwei Jahren schon mal hier im Logo gespielt. Dieser riesige Balken auf der Bühne (Anm.: Mitten auf der Bühne des Logos steht ein riesiger Balken, der die Bühne fast zweiteilt) muss doch wirklich nerven…
Mikka: Ich denke es wird sehr voll und heiß werden, da ist dieser Balken wirklich meine letzte Sorge. Beim letzten Mal konnte ich meinen Schuh nach der Show ausschütten, aus dem dann regelrecht der Schweiß lief. Das war wirklich verrückt.
Spielt ihr denn lieber auf großen oder auf kleinen Bühnen?
Mikka: Das hat beides etwas für sich, kleine intime Shows machen natürlich Spaß, aber wenn man nur diese hätte wäre das nicht das Wahre. Wenn so eine Tour große Hallen und kleine Clubs beinhaltet ist das schon die richtige Mischung.
Habt ihr bei der Auswahl eurer Vorgruppe eigentlich ein Wort mitzureden?
Mikko: Wir bekommen da eine Liste von unserem Label, auf der wir die ganzen Scheißbands raus streichen. Am Ende bleiben ein paar gute übrig und so findet sich das dann.
Mikko: Unsere jetzige Vorband „Death Letters“ sind zwei Dänen. Die sind wirklich gut und vor allem sind sie nur mit ihrem Tourmanager dabei, drei Leute, die nehmen zum Glück nicht so viel Platz weg (lacht).
Spielt ihr denn selber eigentlich noch Support Slots?
Mikko: Klar. Wenn z.B. die Foo Fighters an die Tür klopfen würden, da würde man nicht nein sagen.
Steht ihr generell mehr aufs Touren oder aufs Aufnehmen?
Mikko: Ganz klar touren.
Mikka: Ja touren, aufnehmen macht keinen Spaß.
Habt ihr denn nach der Show noch etwas Zeit über die Reeperbahn zu laufen, oder müsst ihr heute Nacht direkt wieder los?
Mikka: Das ist ja unser letzter Tourstop in Deutschland und wir bleiben sogar noch den morgigen Tag, bevor es zurück nach Finnland geht. Wir drehen morgen unser Video für „Second Soul“ hier in Hamburg.
Mikko: Ja, da werden wir schön hungover das Video drehen. Ich werde mich nach der Show wohl jedenfalls noch betrinken. (lacht)
Interview: Samira Szago