In Dave Pens Stimme habe ich mich durch Archive verliebt – die zweite Band, in der er singt. Die Band um die es hier geht heißt Birdpen, es gibt sie seit 2004 und sie besteht im wesentlichen aus ihm und Mike Bird. Sie machen eine Art Alternative Pop, zuweilen sehr sphärisch, mit Hang zu düsteren Texten. Zweimal habe ich sie bereits als Vorband von Archive gesehen und war jedes Mal begeistert.
Zur Zeit arbeiten Birdpen an ihrem zweiten Album und ich habe im Zuge dessen mit Dave Pen telefoniert. Viel Spaß beim Lesen.
Ihr arbeitet gerade an eurer zweiten CD. Wie läuft es bisher?
Es läuft wirklich gut. Wir haben ca. 25 Songs als Demos und schreiben neue Ideen. Wir nehmen uns einfach unsere Zeit und hoffen im Sommer mit den Aufnahmen fertig zu sein und im Herbst unser zweites Album zu veröffentlichen. Es läuft also wirklich gut. Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir bisher geschrieben haben.
Ist es schwer, das zweite Album zu schreiben oder fällt es Euch leichter, weil Ihr vorher schon EPs veröffentlicht habt und es ist nicht mehr so ist wie das zweite große Ding?
Ich finde es nicht schwer, einen Song zu schreiben. Ich schreibe permanent Ideen auf. Ich denke, das eine Problem das wir haben ist, was wir erreichen wollen. Wir wollen eine bessere Version machen. Im Moment sind wir offen für alles. Wir sind noch dabei Ideen auszuarbeiten, was wir eigentlich mit diesem Album erreichen wollen. Also ja, es ist auf eine Weise schwer herauszufinden, wie wir das Album diesmal produzieren wollen. Wir wollen sicher gehen, dass unser Album ein richtiges Gefühl hat. Deswegen nehmen wir uns die Zeit dafür, die wir benötigen.
Für eure erste CD „On/Off/Safety/Danger“ hattet Ihr ein großartiges Artwork zusammen mit den Songs und allem. Ist es wichtig für Euch ein komplettes Paket abzuliefern?
In unseren Augen ja. Wir sehen uns als eine visuelle Gruppe bei den Auftritten und dem Konzept hinter dem was wir schreiben. Es ist immer schön etwas zu haben, das man sich angucken kann und auch etwas, das dich über Dinge nachdenken lässt. Ich mag Artwork. Wenn ich eine CD kaufe, bin ich immer neugierig auf Fotos von den Bands – manche Bands sind sehr fotogen und haben Fotos, die die Stimmung ihrer Musik einfangen, andere Bands sind sehr verdreht und haben ein verdrehtes Artwork. Bei und ist der Inhalt der Texte ziemlich düster und ich möchte die Bilder deswegen auch ziemlich düster haben, weil es offensichtlich so läuft. Man muss die visuellen Sachen auch kreieren. Also ist es für uns wichtig, ein komplettes Paket zu haben. Ich hoffe, du genießt diese Seite davon auch…
Ich liebe sie. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass alles zusammen passt. Ich liebe es, etwas in der Hand halten und es betrachten zu können. Ich genieße es nicht wirklich, mir MP3s herunterzuladen.
Ich verstehe das. Es kann sehr kalt sein, wenn man Sachen nur herunterlädt und man nichts in der Hand hat, keine Texte zum lesen und das Artwork nicht sieht. Es ist eine Sache, die im Moment am Sterben ist, weil viele Alben nicht so sind. Deswegen versichern wir uns, dass bevor der Download kommt,das Album erhältlich ist.
Dir sind die Texte der Band sehr wichtig. Sind sie Dir auch wichtig, wenn du Dir andere Bands anhörst oder übersiehst Du die Texte manchmal und gehst nur nach dem Hörvergnügen?
Ja, manchmal. Manchmal mag ich einen bestimmten Part in einem Song. Aber wenn ich ein richtiger Fan einer Band bin, dann muss ich die Texte der Band mögen und insbesondere ihre Melodien. Lyrische Bands sind sehr wichtig für mich. Wenn ich mir Musik anhören würde, bei der die Texte nichts bedeuten, dann könnte ich auch gleich Instrumental-Musik hören, wenn du verstehst was ich meine. Ich habe mir vor kurzem das neue Babybird Album gekauft, deren Texte sind einfach großartig und ich liebe die Band dafür. Ja, Songtexte sind sehr wichtig für mich.
Macht es Dich nervös als Support für eine Band zu spielen, die du liebst [Anm.: Birdpen haben für Babybird bei einem Konzert in ihrer Heimatstadt als Support gespielt]?
Ich bin nicht nervös aufzutreten, diesmal werde ich nervöser sein hallo zu sagen. Bei allen, die ich getroffen habe und die so etwas wie ein Idol für mich waren, war es immer sehr nett hallo zu sagen. Ich will herausfinden, ob die Vorstellung in meinem Kopf die Realität trifft. Ich würde nicht wollen, dass meine Illusionen zerstört werden, weil sie wirklich mürrisch wären oder so.
Was willst Du mit Deiner Musik erreichen? Wieso machst Du Musik?
Ich mache Musik für mich selber, weil ich Ideen habe. Ich liebe die Tatsache, dass ich Ideen aus meinem Kopf raus kriege und dann damit auftrete. Es ist eine große Freude. Ich fühle mich lebendig, wenn ich das tue und diese Ideen übersetzen kann und Menschen sie verstehen und sich für Birdpen begeistern. Es ist für mich großartig. Es ist das was ich immer machen wollte: die Menschen inspirieren Musik zu machen oder eine gute Zeit zu haben oder ihnen auf irgendeine Weise zu helfen – sich gut zu fühlen oder sich schlecht zu fühlen. Das ist der Grund Musik zu machen. Sie zu spielen und Menschen dafür zu begeistern. Seit einer langen Zeit haben wir Lust darauf, einfach Musik für uns selber zu machen, sie auf unsere Weise zu spielen und unser Statement zu machen… und jetzt mit Birdpen sind wir Teil dieser Welt. Es ist eines der großartigsten Gefühle der Welt.
Wird Birdpen jemals in Berlin spielen?
Ich hoffe es. Ja, das werden wir. Ich weiß nur noch nicht wann. Es wäre großartig. Dieses Jahr zwar nicht, aber irgendwann. Wir haben gute Kontakte, und wir haben langsam alles zusammen, um auf Tour zu kommen. Ich liebe es, mit Archive in Deutschland zu spielen und Deutschland war immer eines meiner liebsten Orte um zu spielen.
Das sagst Du bestimmt in jedem Land, aber ich glaube es trotzdem gerne…
Nein, ich habe immer gesagt, dass ich es liebe, in Deutschland zu spielen. Die Musik, die ich mache, kommt gut in Deutschland an. Ich denke, ihr seid nicht so in diesem Pop-Ding. Die Deutschen scheinen ihre Musik etwas düsterer zu mögen und mit etwas Inhalt, etwas Köpfchen. Sie mögen düsteren Elektro und die „Heaviness“.
Werdet Ihr jemals Eure zuvor selbstständig veröffentlichten Alben für eure Fans wiederveröffentlichen?
Vielleicht. Eines Tages wäre es ganz nett, eine Art limitierte Edition raus zubringen. Es gibt einiges gutes Material, das Mike und ich geschrieben haben. Im Moment haben wir dafür keine Zeit, weil wir lieber die neue Musik, die wir kreieren entdecken als uns mit dem Vergangenen zu beschäftigen. Eines Tages werden wir sie vielleicht wieder veröffentlichen, aber nicht jetzt.
Das Best Of-Album nach dem zweiten Album…[Gelächter auf beiden Seiten]
Ich denke, das wäre ein wenig zu früh…
Und zu guter Letzt die offensichtlichste aller Fragen [Anm.: Birdpen haben mehrere Vögel mit auf der Bühne und auch sonst ist der Vogel als Motiv des öfteren vertreten]: Was ist Dein Lieblingsvogel?
Ich mag den Kardinal. Es ist ein sehr schöner Vogel und ich habe tatsächlich einen in der Wildnis gesehen, als ich in Amerika war. Kardinäle haben einen großartigen roten Iro auf dem Kopf. Sie sind bemerkenswerte Individuen. Ich mag auch den Kolibri, er ist so grazil. Es gibt zu viele. Ich mag auch Albatrosse, weil sie so kräftig sind und tollpatschig und sie meistern ihr Leben, das ist wirklich schön. Wenn ich einen sagen soll, dann nehme ich den Kardinal.
Vielen Dank für das Interview.
Auf der offiziellen Seite von Birdpen kann man mittlerweile immer mal wieder neue Song hören und das, was ich bisher hören konnte, macht mich schon sehr neugierig auf ihr neues Album.
Interview und Fotos: Dörte Heilewelt