Auf dem Album „Desire“ sang Bob Dylan einst „One more cup of coffee for the road, one more cup of coffee ’fore I go to the valley below“. Damit inspirierte er nicht zuletzt Angela Gail und Jeffrey Jacob ihre Band, in Anlehnung an diese Zeilen, In The Valley Below zu nennen. Doch auf der 2013er „Hymnal“-EP des Duos aus Los Angeles befinden sich weniger folkige Klänge in Dylan Manier als Synthie-Pop mit Hang zur Romantik. Auch auf der Bühne wissen die Zwei eine einnehmende Mixtur aus zärtlicher Verträumtheit, Harmonie und Mysterium darzubieten. Im Gespräch vor ihrem Konzert im Berliner FluxBau sollte ein erster Versuch der Entschleierung unternommen werden. Wer steckt hinter In The Valley Below?
Ihr seid in diesem Augenblick mit eurem Soundcheck fertig geworden?
Jeffrey Jacob: Ja. Der Raum hat eine komische Akustik. Wir haben lange herumprobiert und hoffen sehr, dass es bei der Show besser läuft.
Angela Gail: Wir sind selten zufrieden zu stellen.
Im Moment lebt ihr in Echo Park. Ist dies auch der Ort, an dem euer Herz hängt?
Jeffrey: Auch wenn wir viel unterwegs sind, fühlen wir uns sehr heimisch. Schließlich sind dort all die Dinge, die uns wichtig sind.
Angela: Zurzeit teilen wir uns auch eine Wohnung. Da wir viel reisen, ist es so am einfachsten. Neben der Wohnung in Echo Park haben wir noch ein kleines Studio Downtown Los Angeles. Aber egal, an welchem Ort wir uns befinden, es ist uns wichtig, dass uns immer Musik umgibt.
Steckt ihr in eurer eigenen Blase oder bezieht ihr auch andere Menschen in euer Musiker-Leben ein?
Angela: Manchmal spiele ich meinen Eltern einen Song vor, um zu hören, was sie davon halten.
Jeffrey: Das Gute bei der Familie ist, dass ihnen nicht wichtig ist, was gerade angesagt ist. Sie hören nur auf den Song. Aber manchmal muss man ihnen etwas auch sehr, sehr langsam erklären… (lacht)
Angela: Doch sie merken gleich, wenn etwas Gutes dabei ist. Weil sie eine ganz andere Perspektive auf die Musik haben. Das hilft uns. Da wir so stark mit der Musik verbunden sind, dass wir oft das Gesamtbild nicht sehen können. Auch wenn wir nicht in der Nähe von unseren Eltern wohnen, unterstützen sie uns, wo es nur geht.
War es eine bewusste Entscheidung die Eltern nicht in der Nachbarschaft zu haben?
Jeffrey: Definitiv. Ich wollte dort nur weg. Als ich die Highschool beendet hatte, war das mein einziger Gedanke.
Angela: Ich wollte auch nur weg und an diesen märchenhaften Ort ziehen. Ich musste unbedingt mit eigenen Augen sehen, dass so etwas tatsächlich existiert. Und dann sieht man plötzlich Steve Martin die Straße entlang gehen… Das lässt es noch unwirklicher erscheinen. Aber es gibt dort auch viele Künstler. Dadurch fühlen wir uns sehr wohl.
Welchen Anliegen seid ihr mit eurer Bandgründung nachgegangen?
Angela: Wir wollten einprägsame Songs schreiben, mit denen jeder etwas anfangen kann. Die Musik sollte aber in keiner Weise kitschig sein. Unser Hauptaugenmerk legten wir dabei auf die Texte und die Produktion. Letztlich wollten wir die perfekte Musik für uns machen. Denn zu dem Zeitpunkt gab es nichts, das uns musikalisch interessierte. Ich höre am liebsten klassische Rockmusik. Und wir wollten selbst etwas Modernes machen, dass auch den Reiz von alter Rockmusik versprüht. Bei unserer Musik soll der Zuhörer ebenfalls zum Künstler werden. Das heißt, dass auch die Texte nicht zu offensichtlich sein sollten damit ein Song zu dem Song von dem Zuhörer werden kann.
Inwiefern hat sich euer Ansatz mit der Zeit gewandelt?
Jeffrey: Als wir anfingen gemeinsam Musik zu spielen, hatten wir zunächst nicht ins Auge gefasst als Live-Band aufzutreten. Aus reinem Spaß haben wir im Studio ein paar Songs aufgenommen. Dass wir schließlich zu einer Live-Band werden, hat sich wie von selbst so ergeben. Aber dadurch klingt unsere Musik nun umso energetischer, denn wir haben jetzt auch einen echten Schlagzeuger.
Angela: Unsere Band entwickelt sich sehr organisch in etwas, auf das wir sehr stolz sind. Wir haben uns auch bei unseren Albumaufnahmen in jeder Hinsicht immer mehr verbessern können.
Welchen Gedanke ging dem Wunsch voraus als eine reine Studio-Band zu fungieren?
Angela: Wir haben vorher schon in anderen Bands gespielt und wollten nun etwas erschaffen, bei dem wir nicht wie früher darüber nachdenken müssen wie man es live umsetzt.
Jeffrey: Außerdem gibt es in Los Angeles so viele Bands. Am Ende bettelt man doch immer nur seine Freunde an, damit sie wenigstens zum Konzert kommen. Dabei kommt man sich schlecht vor, weil sie einen schon zum vierten Mal in kürzester Zeit live sehen müssen. Eigentlich wollten wir das hinter uns lassen. Und nun fängt der Kreislauf wieder von vorne an. (lacht) Am Anfang haben wir wirklich noch versucht es ihnen zu ersparen. Denn auch wenn die Freunde einen selbst mögen, muss das nicht gleich heißen, dass sie auch von der Musik begeistert sind.
Interview und Fotos: Hella Wittenberg