Alle Jahre wieder ist es ein klein wenig wie nach Hause kommen. Ein vertrautes Gefühl macht sich bereits auf der Zufahrt zum Gelände breit, als wir den Eichenring in Scheeßel ansteuern. Drei Tage Musik und ein straffer Schedule an Interviews liegen vor uns – das Hurricane Festival kann beginnen!
Als wir eintreffen, erwacht das Festival Gelände gerade zum Leben. Die ersten Unterhaltung suchenden lassen sich zwischen Food Courts und Bühnen treiben. Auf der Hauptbühne, der Green Stage, haben soeben Sunset Sons mutig das Programm eröffnet. Die britisch australische Formation trägt auf Pressebilder gerne Hawaii Hemden und bringet dieses sonnige Gefühl auch in seinem poppigen Indie Rock rüber, der in seiner melodiösen Art ein wenig an Kings of Leon erinnert. Das Publikum ist noch nicht besonders zahlreich, dafür aber nicht weniger begeisterungsfähig. Hände fliegen in die Luft, es wird getanzt und mitgeklatscht. Die Stimmung auf dem Gelände ist noch ruhig aber zeitgleich auch aufgeladen. Man kann offensichtlich kaum erwarten, dass es richtig los geht.
Aber wir müssen weiter, denn im Pressezelt wartet das französisch/finnische Duo The Dø zum Interview auf uns. Olivia Merilahti und Dan Levy verbreiten mit ihren dunklen Sonnenbrillen und stylischen Outfits auf den ersten Blick ein etwas sprödes Rockstar Feeling, erweisen sich aber als sympathische Gesprächspartner, die ihren Erfolg als Liveband vor allem in Deutschland überaus zu schätzen wissen. Dass dieser nicht von ungefähr kommt, beweisen sie später auf der Zeltbühne, der White Stage. Das Publikum fliegt ihnen völlig zu Recht zu, The Dø beweisen in einer stylischen, mitreißenden Show, wie knackig gut elektronischer Pop live klingen kann. Zahlreich erschienene Fans und solche die bereit sind es zu werden danken mit viel Applaus und textsicheren Mitsingchören.
Und dass obwohl sich zur fast gleichen Zeit auf der Green Stage bereits der erste Publikumsmagnet nieder gelassen hat. Unglaublich, wieviele Menschen sich am ersten Tag um halb sieben versammelt haben, um die Bayern-Blasmusik-Rocker LaBrassBanda zu sehen! Der Band rund um Rampensau und Hardcore Trompeter Sepp Dettl eilt ebenfalls nicht zu Unrecht der Ruf einer fulminanten Liveband voraus, das durften wir selber bereits das ein ums andere mal erleben. Um die Festivalmenge zu erreichen, haben LaBrassBanda unter anderem ein Medley aus Neue Deutsche Welle Hits arrangiert. Das ist uns um diese Tageszeit dann doch noch ein wenig zu fröhlich.
Wer es dagegen lieber etwas ruhiger angehen lassen wollte, war mit dem Auftritt von Angus & Julia Stone auf der Blue Stage gut beraten. Auch hier wieder ein Gefühl von Vertrautheit, das australische Geschwister Duo war bereits im letzten Jahr dabei und brachte schon zu recht früher Stunde die White Stage zum bersten. Da machten sie sich atmosphärisch zwar ein bisschen besser, aber auch unter freiem Himmel kann man die beiden einfach nur lieb haben.
Das Abendprogramm auf der Green Stage leiteten um viertel nach neun The Gaslight Anthem ein. Brian Fallon und Bandkollegen lieferten eine sehr amerikanische Rockshow, bei der erstaunlicherweise der Funken doch nicht so ganz überspringen wollte. Und das obwohl The Gaslight Anthem in Deutschland eine besonders treue Fanbase haben und wir sie bei früheren Konzerten gemeinsam mit ihrem Publikum schon auf wahren musikalischen Höhenflügen erlebt haben. Fallon wirkte auf der großen Bühne leicht desinteressiert, das Set solide durch gespielt. Nach der Hälfte machte sich das Gefühl eines großen Deja Vus breit, ein Lied reihte sich gleichförmig ans andere. Aber, eines muss man The Gaslight Anthem lassen, sie überzeugen immer wieder mit den schönsten Band T-Shirts.
Und dann kam er, der eigentliche Star des Abends: der Regen. Erst als harmloses Fisseln getarnt, legte er sich nach und nach über alles und schaffte es am Ende sogar, unsere Regenjacken an den Rand der Kapitulation zu bringen. Eine Flucht ins trockene Territorium der White Stage misslang uns leider, da diese zu jenem Zeitpunkt The Glitch Mob fest in der Hand hatten und kein Einlass ins prall gefüllte Zelt mehr möglich war. Die Electro/Dub Step Performance der Kalifornier klang aber auch von draußen ziemlich gut.
Aber auf Placebo, den Green Stage Headliner des Abends, mussten wir dann trotz anhaltender Nässe doch noch einen Blick werfen. Die Londoner Band feiert dieses Jahr ihr 20 jähriges Jubiläum und war bereits 1999 erstmals Headliner beim Hurricane Festival. Seitdem spielen Brian Molko und Band sich auf konstant hohem Niveau durch große Hallen und Festival Headliner Spots auf der ganzen Welt. Eine beachtliche Karriere, der man in der heutigen Zeit, in der auch das Musikgeschäft immer schnelllebiger wird, schlichtweg Respekt zollen muss. Und so können wir auch an diesem Abend nur den Hut ziehen vor einer großen Rockshow und den vielen tollen Songs, mit denen Placebo dem hartnäckigen Regen erfolgreich die Stirn bieten.
Was wir am Samstag und Sonntag erlebt haben, erfahrt ihr in Kürze!
Waren dabei: Gabi Rudolph & Kate Rock
Atmo-Foto: Kate Rock