Auf dem diesjährigen Hurricane Festival hatten wir gleich am ersten Tag die Möglichkeit, uns mit Bombay Bicycle Club zum Interview zu treffen, wobei uns Sänger Jack Steadman und Bassist Ed Nash Rede und Antwort standen. Sie wirkten nach ihrem Gig sichtlich entspannt und waren froh über die viele Freizeit, die ihnen auf dem Festival noch verbleiben würde.
„Es ist immer toll und wichtig neue Leute zu erreichen“ antwortete Ed auf die Frage, was Sie am meisten an Festivals mögen. Außerdem sei es toll, selbst einiges sehen zu können. „Wir freuen uns über jedes Festival auf dem wir spielen dürfen, wir sehen tolle Bands und können die Festival Atmosphäre genießen. Und im Gegenteil zu den normalen Besuchern, bekommen wir alles umsonst!“ Insgesamt wirkten die beiden noch recht jungen Musiker sehr relaxt und trotz des Erfolgs den sie mit ihrer Band bereits hatten, auf dem Boden geblieben. Auch auf dem Hurricane, das in diesem Jahr mit außergewöhnlich gutem Wetter gesegnet war, hatten Sie sich schon umgeschaut und das Gelände erkundet. „In England sind wir ja eher schlechtes Wetter gewöhnt!“
Zum Thema Festivalanekdote meinten sie nur, dass es jedes Jahr wieder ein Spaß wäre, beim Glastonbury mit dem Bus im Schlamm festzustecken. Auch auf den Festivals, die sie in diesem Jahr bereits vor dem Hurricane gespielt haben, dem Northside in Dänemark und dem Hultsfred in Schweden, hatten sie Glück mit dem Wetter und konnten so immer im Sonnenschein spielen. Was ihnen in Schweden außerdem aufgefallen ist, sind die schönen Menschen. „Eigentlich ist das Publikum überall schöner als in England, doch in Schweden standen besonders viele schöne Menschen vor der Bühne“, lachten die Jungs.
Auf ihre Musik angesprochen meinte Jack, dass sie einfach so passieren würde. „Wir haben keine besonderen Einflüsse oder eine bestimme Herangehensweise beim Spielen. Wir entwickeln uns eben ganz natürlich im Laufe der Zeit immer weiter.“ So wird das kommende Album, an dem sie gerade schreiben wohl etwas elektronischer klingen als das, was man bisher von ihnen kennt. Sie haben allerdings erst an die 4 Songs aufgenommen, sodass das Album vermutlich im Laufe des nächsten Jahres zu erwarten sein dürfte.
Wie wir zuvor auf der Facebook Seite der Band gelesen hatten, haben Bombay Bicycle Club in den Wochen vor dem Hurricane in Holland am kommenden Album gearbeitet. Dies sei, wie Ed erzählte, eher zufällig so passiert. „Wir haben auf einem Festival gespielt und hatten danach eigentlich frei. Da die Umgebung dort allerdings so schön war, haben wir uns kurzentschlossen dazu entschieden, eine Hütte zu mieten.“ So konnten sie am neuen Album arbeiten, nebenbei noch ein bisschen Urlaub machen und unter anderem mit dem Rad die Landschaft erkunden.
Wie auch der Trip nach Holland quasi einfach so passierte, kamen die Jungs auch zu ihrem Namen, quasi wie die Jungfrau zum Kinde – sie haben sich nach einer englischen Asia-Imbiss Kette benannt. Inzwischen fänden Sie ihn, wie auch die Fans, wirklich gut und auch witzig, „für eine Namensänderung ist der Zug bereits schon lange abgefahren,“ sagte Jack. Auch die vermeintliche Verwechslungsgefahr mit der BBC (British Broadcasting Corporation)in England wäre nicht weiter schlimm. „Als Band sind wir inzwischen etabliert genug , da kommt es zu keinen Schwierigkeiten mehr.“
Zu der Musik kamen alle Bandmitglieder bereits in ihrer Kindheit. Ed erzählte uns, dass Frank Zappa der beste Freund von Gitarrist Juliens Onkel war. „Die Geschichten, die Julien von seinem Onkel über Frank Zappa zu hören bekam waren so faszinierend, dass er anfing sich immer mehr für Musik zu interessieren“, erzählt uns Ed. Was genau das für Geschichten gewesen sind wollten die beiden uns dann allerdings nicht so richtig verraten. Nur so viel: es ging wohl hauptsächlich um Sex, Drugs und Rock’n’Roll! Alle vier waren in ihrer frühen Jugend zuvor schon in anderen Bands und auch Ed’s Schwester Kate Nash ist, wie wir alle wissen, eine sehr erfolgreiche Musikerin. So war also die Musik auch bei Familie Nash bereits früh ein wichtiges Thema.
Auch die aktuelle Musik ist natürlich nirgends so wichtig wie auf einem Festival. Und von wem kann man bessere Tipps zu neuen Bands bekommen als von Musikern, die sich täglich in dieser Szene bewegen? Eben darum fragten wir Ed und Jack, welche Musik sie denn zurzeit so hören würden. „Die isländische Band Múm haben wir in letzter Zeit häufiger im Tourbus gehört.“ Diese Band steht allerdings im krassen Gegensatz zu der Musik, die sich Ed früher so angehört hat. Auf die Frage nach der ersten CD antwortete er nämlich mit dem Best-Of Album „Why Try Harder“ von Fat Boy Slim. Sein Vater hatte ihm diese Art von Musik verboten, was den Reiz für den damals etwa 9-jährigen natürlich nur noch größer machte.
Zum Abschluss des Interviews, das am Tag des Deutschland-EM Viertelfinal-Spiels stattfand, mussten wir natürlich noch wissen, ob sich die Jungs denn als Engländer auch für Fußball interessieren. „Natürlich, unsere Plätze für das Spiel heute Abend sind bereits reserviert!“ lachten sie. Für das England-Italien Spiel hatten sie allerdings keine großen Hoffnungen. Sie sagten uns damals schon voraus, dass England im Elfmeterschießen schließlich den Kürzeren ziehen würde. „Wir sind Engländer, so machen wir das nun mal.“ Sie sollten damit recht behalten.
Ich bin bereits sehr gespannt auf die neue Musik der vier Engländer und haben habe mich zudem sehr gefreut, dass sich Jack und Ed die Zeit genommen haben, uns ein Interview zu geben!
Interview: Samira Szago