Die Kunde, dass Robbie Williams am vergangenen Freitag ein “Geheimkonzert” in Berlin geben würde, noch dazu gratis, verbreitete sich einen Tag zuvor wie ein Lauffeuer.
Vor Ort im Prenzlauer Berg kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Keineswegs auf einem schnöden Truck (wie es zuvor in Medienberichten geheißen hatte) wird Mr. Williams spielen sondern auf einer riesigen Bühne. Angesichts des unglaublichen technischen Aufwands wird schnell klar, dass das Konzert zwar bis zur letzten Minute geheim gehalten wurde, dennoch aber von langer Hand professionell geplant war. Welch genialer Promotion-Schachzug von Plattenfirma und Medienpartner ProSieben.
Ein bunt gemischtes Publikum, dass sich da in froher Erwartung auf dem Vorplatz der Max-Schmeling-Halle tummelt. In Scharen sind sie gekommen, die Fans und auch die Schaulustigen. Über 10.000 sollen es sein, die Plattenfirma EMI spricht gar von 15.000. Etliche Jugendliche sind da, Frauen & Männer in den Dreißigern, teilweise sogar mit Hund und Kinderwagen. Ein Happening für die ganze Familie also. “Früher haben wir bei Konzerten Bier getrunken, heute gibt´s Tee aus der Thermoskanne und Kekse dazu,” schmunzelt ein sympathischer Mittdreißiger, der direkt neben mir steht. Das kleine Mädchen auf seinen Schultern kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht, schließlich ist es ihr allererstes Konzert. Auf meine Frage, ob sie denn überhaupt wisse, wer da gleich spielen wird, ernte ich nur einen missbilligenden Blick. Natürlich, schließlich habe sie auf dem Weg zur Einstimmung noch “Angels” gehört.
Die Erwartungen sind groß -und sie werden erfüllt. Robbie Williams ist gut gelaunt und charmant wie in alten Zeiten. Von Lampenfieber keine Spur. Er flirtet mit den (weiblichen) Fans in den ersten Reihen und macht, angesichts seiner mittlerweile deutlich erkennbaren grauen Strähnen, Anspielungen auf George Clooney.Allerdings hat Robbie heute in seinem blau-grauen “Kittel” eher Ähnlichkeit mit Hausmeister Krause als mit Sexsymbol Clooney. Dennoch, er hat immer noch das “gewisse Etwas”, das die Frauenherzen reihenweise zum Schmelzen bringt. Der Kreischfaktor ist demzufolge hoch. Alles beim Alten also. Beinahe nicht zu glauben, hätte doch, nach den Gerüchten der letzten Jahre um Drogenexzesse und dem Flop des letzten Albums “Rudebox” kaum einer auf ein Comeback des Engländers gewettet. Doch Mr. Entertainment ist mal wieder für eine Überraschung gut und belehrt uns eines Besseren.
Für insgesamt 7 Songs zieht er die Zuschauer in seinen Bann. Neben der neuen Single “Bodies”, die übrigens auf Nummer 1 in den deutschen Charts steht, gibt es auch die guten alten Hits wie Feel und natürlich “Angels”. Und nicht nur das kleine Mädchen neben mir, dass nun lauthals mitsingt, hat ganz strahlende Augen.
Fotos: © ProSieben
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