JUNIP sind José Gonzáles, Elias Araya und Tobias Winterkorn. Am 10. September erscheint ihr erstes Album „Fields“. Wir haben mit José Gonzales und Tobias Winterkorn darüber gesprochen.
JUNIP gibt es ja bereits seit zehn Jahren. Jetzt veröffentlicht Ihr Euer erstes Album. Warum hat es so lange gedauert? José, Du hast ja in der Zwischenzeit zwei erfolgreiche Solo-Alben herausgebracht, ich nehme an, das war einer der Gründe.
Tobias: Es gab tatsächlich verschiedene Gründe, warum die Entstehung sich so lange hingezogen hat. Ich habe gearbeitet. Elias war auf der Kunsthochschule in Finnland und Norwegen.
José: Als wir 1998 angefangen haben, haben wir erst einmal eine Single herausgebracht. Wie Tobias sagt, wir haben alle gearbeitet. Ich habe auch noch studiert. Irgendwie haben wir alle drei die Musik für eine Weile hinter uns gelassen, vor zehn Jahren. Es hat ganze fünf Jahre gedauert, bis wir wieder zusammen gekommen sind. Wir sind auch alle ein bisschen langsam was das Schreiben angeht, vor allem ich. Es hat lange gedauert, bis ich die Texte fertig hatte. 2005 haben wir es dann nochmal probiert, aber wir hatten gerade mal fünf Songs fertig, dann bin ich schon wieder auf Tour gegangen.
Wie fühlt Ihr Euch jetzt? Jetzt, da das Album endlich fertig ist?
Tobias: Erleichtert (lacht). Nein, es ist pure Freude und ich bin sehr stolz auf die Songs. Ich denke nicht mehr nach über die Zeit, die es gedauert hat, bis wir es endlich geschafft haben. Jetzt ist es fertig, und es ist sehr gut geworden.
José: Ich bin auch erleichtert. Bei mir war es so, jedes Mal wenn ich auf Tour war und Interviews gegeben habe, habe ich immer über JUNIP geredet. Irgendwann hatte ich Angst die Leute denken ich lüge. Ja, ich habe da ja noch diese Band namens JUNIP… Ich habe das fünf bis sieben Jahre immer wieder gesagt. Jetzt habe ich endlich den Beweis! (lacht)
Sind die Songs, die jetzt auf dem Album „Fields“ sind, über die Jahre hinweg entstanden oder erst jetzt für das Album?
José: Es sind alles neue Songs. Wir haben uns entschieden nicht zu versuchen, etwas aus den alten Stücken zu machen. 2008 sind wir zusammen gekommen und haben unseren Probenraum in ein Studio umgebaut, sodass wir dort aufnehmen konnten. Wir haben angefangen zu jammen und Sachen am Computer aufzunehmen, ein paarmal die Woche. Wir haben auch versucht, so viel wie möglich gemeinsam zu schreiben, damit wir wirklich als Band arbeiten.
Wie hat es sich damals angefühlt, als Du, José, plötzlich so viel Erfolg mit Deinen Soloalben hattest? Besonders auch für Dich, Tobias?
Tobias: Erst habe ich gar nicht so viel darüber nachgedacht. Aber ehrlich, ich kann nicht anders als mich aus tiefstem Herzen für ihn zu freuen. Er schreibt tolle Songs deshalb denke ich… vielleicht als er angefangen hat zu touren, als wir gerade aufnehmen wollten und wir deshalb alles verschieben mussten. Da bin ich nicht unbedingt vor Freude in die Luft gesprungen. Aber eigentlich war es auch egal, weil ich selbst andere Sachen zu tun hatte. Und hey, die Leute kommen deshalb zu unseren Shows. Das ist großartig. Die Leute sind neugierig auf seine Band, und das hilft uns ja auch.
José was ist der größte Unterschied für Dich zwischen der Arbeit als Solokünstler und als Teil von JUNIP?
José: Der Hauptunterschied ist für mich der, dass ich mich entspannen kann und nicht alles an mir als Performer hängt. Es ist schön, ein wenig in den Hintergrund zu treten und etwas organisch passieren zu lassen. Wenn wir zusammen Songs schreiben geht es mehr darum, unser aller Vibe zu spüren, zu sehen, was dabei heraus kommt. Manchmal, wenn ich für mich selber schreibe ist es fast so als wolle ich angeben, Sachen mit nur einer Gitarre machen, die möglichst schwierig sind. Bei JUNIP ist mein Gitarrenspiel viel einfacher. Live ist es ähnlich. Wir sind fünf Leute auf der Bühne, das macht es mir einfacher, mich nur auf den Gesang zu konzentrieren. Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass ich theoretisch aufhören könnte zu spielen und es würde sich immer noch gut anhören.
Ihr wirkt auch wirklich sehr entspannt auf der Bühne. Die Leute im Publikum haben sogar ihre Schuhe ausgezogen (Gelächter).
Tobias: Das ist schön. So soll es sein.
Wenn Ihr Euch „Fields“ heute anhört – was denkt Ihr, wie hätte sich Euer erstes Album angehört, wenn Ihr es nicht jetzt, sondern doch schon vor fünf oder zehn Jahren aufgenommen hättet?
Tobias: Seit damals hat sich viel verändert. Wir haben zwei ernsthafte Anläufe unternommen, ein Album zu veröffentlichen. 2001 haben wir sogar ein komplettes Album aufgenommen. Wenn Du Dir die Songs heute anhören würdest… sie waren nicht so gut.
José: Es hatte einen Namen und alles. Wir haben es damals nur Freunden gegeben, aber irgend jemand hat es ins Internet gestellt. Wenn Du suchst, findest Du es.
Tobias: Der nächste Versuch war dann 2005. Wir haben sieben, acht Songs aufgenommen, aus fünf davon haben wir eine EP gemacht. Aber die Qualität und die Persönlichkeit der Songs war nicht so gut. Es ist gut, dass wir die Zeit hatten, die es jetzt gedauert hat.
José: Damals standen wir mehr auf Bands wie Songs: Ohia und Arab Strap, langsame, melancholische Sachen. Als wir wieder angefangen haben zu schreiben und zu proben, haben wir uns mehr die Uptempo Nummern herausgepickt, die fröhlicheren Songs.
Da Du fröhlich sagst – Wikipedia beschreibt Eure Musik als „Dark Pop“. So düster klingt „Fields“ im Gesamten gar nicht…
José: Wenn jemand die EP von 2005 hört und das Video sieht, das wir dazu gemacht haben – es ist schwarz-weiß, ein Totenkopf, die EP heisst „Black Refuge“… Ich habe auch versucht, möglichst düstere Texte zu schreiben. Über das neue Album kann man das eigentlich nicht mehr sagen, denke ich.
Tobias: Nein, eigentlich gar nicht. Höchstens ein Hauch von Düsterkeit.
José: White Pop ist es aber auch nicht wirklich. Vielleicht Grey Pop.
Tobias: Grey Pop! Mit einem kleinen bisschen Pink. Pink-Grey-Pop.
Was ist Euer großes Ziel mit JUNIP? Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft?
José: Wir sind nicht verrückt. Es ist in Ordnung, wenn es nicht riesig wird. Wir sind glücklich wenn wir Shows an verschiedenen Orten spielen können und unser Publikum finden.
Tobias: Ja, dass die Leute zu unseren Shows kommen. Das ist die Hauptsache. Wenn das Album draußen ist und sie uns ihre Songwünsche zurufen. Das wäre großartig.
José: Dass sie nicht bei jedem Konzert „Heartbeat!“ rufen.
Tobias: Ich bin einfach sehr dankbar für alles. Es ist großartig, Anerkennung zu bekommen. Fast wie eine Droge.
Jose: Schließlich haben wir die Musik anfänglich für uns gemacht, weil wir sie mögen. Alles andere ist ein Bonus für uns.
Interview: Gabi Rudolph
Fotos (c) Theresa Selent
JUNIP Live:
10. September 2010 – Berlin, Berlin Festival
24. September 2010 – Hamburg, Übel&Gefährlich
25. September 2010 – Leipzig, Central Theater
26. September 2010 – A-Wien, Szene
27. September 2010 – München, Atomic Café
28. September 2010 – CH-Zürich, Exil
29. September 2010 – Stuttgart, Schocken