Gestatten: Bretterbauer

Otto, Rainald Grebe, Michael Mittermeier… sie sind alle auf meiner roten Liste. Die rote Liste der Leute, die gewaltigen Ärger mit mir kriegen, sollte ich sie jemals treffen. Sie sind der Grund für zahlreiche Traumata meiner Jugend. Ich heiße nämlich genauso wie das zweite Schaf, wie die Spaßverderberin, wie die Mischung aus Döner und Torte, Dörte. Und jetzt kommen die Österreicher von Bretterbauer daher und schreiben einen Lied namens „Dörte“. Zugegeben dachte ich im ersten Moment „Oh nein, nicht schon wieder“, aber meine netagiven Erwartungen wurden glücklicherweise enttäuscht. Der Song entpuppt sich als eine Liebeshymne an eine Dörte, wenn man ihn wortwörtlich nimmt und das tue ich ganz frech. Für mich persönlich würde dieser eine Song reichen um Bretterbauer zu mögen, aber ihre anderen Lieder auf dem aktuellen Album „Bretterbauer“ sind auch nicht zu verachten. Bretterbauer machen deutschsprachige Gitarrenmusik, Rock um genau zu sein.

Sie scheinen fast vor Energie zu platzen – jede einzelne Sekunde auf dem Album strotzt nur so davon. Es wird dazu eingeladen einmal gehörig abrocken oder den Texten zu lauschen. Ihre Texte sind ironisch, direkt, ehrlich, ein wenig rotzig und mitunter durchzogen von Wut. Es sind Zeilen wie „Du denkst zu leise/Sprichst zu laut“ aus dem Song „Nichts Passiert“, die meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und an den frühen Udo Lindenberg oder Rio Reiser erinnern. Die Texte werden von Jakob Bretterbauer geschrieben, der das Projekt ursprünglich als ein Soloprojekt aufziehen wollte und dann ein paar Sandkastenkumpels zur Unterstützung heranzog. Gemeinsam gründeten sie Bretterbauer. Zuletzt wurde noch ein Keyboarder hinzufügte, der die Melodien abrundet ohne aufdringlich zu sein. Die oft treibenden Gitarren stehen überwiegend im Vordergrund. Dass die Band allerdings auch leise, akustisch und nichtsdestotrotz kraftvoll kann, beweisen sie bei „Wir Sind Die Guten“. Auf ihrer Facebookseite kann man folgendes in ihrer Biographie lesen:

In Zeiten wie diesen, in denen ein Zaubermittel Namens „Autotune“ endgültig den Einzug in den Mainstream gefunden hat und nun endlich jeder überproduzierte Popsong völlig identisch klingt; in Zeiten, in denen Plattenfirmen hauptsächlich massenkompatible, von animierten Jamba-Babys gesungene EM-Hymnen als Coca Cola Download veröffentlichen, Musik mehr und mehr zu einer lästigen Begleiterscheinung des täglichen Kaufrausches verkommt und sich so eine ganze Industrie dem Diktat einer Zielgruppe Mitte dreizehn unterwirft, ist die Frage, was bleibt?

Die Antwort ist einfach: Was bleibt sind Bands wie Bretterbauer, die sich mit aller Kraft gegen dieses System zu wehren scheinen. Die ihre Musik nicht bis zum Einheitsbrei polieren müssen um zu überzeugen. Und die Freunde der handgemachten Gitarrenmusik mit cleveren Texten bleiben, die sich ihren Musikgeschmack von keiner Industrie diktieren lassen.

Das Album Bretterbauer ist übrigens schon im August 2012 erschienen, aber es musste erst mein Bruder kommen und mir diesen einen Song schicken. Es braucht manchmal ein wenig Zeit und den richtigen Namen für ein Lied, um auf eine großartige Band aufmerksam zu werden. Am 30. November 2012 treten sie bei der Snowhite Night zusammen mit The Bishops im White Trash, Berlin auf.

https://www.bretterbauer.org/

Gehört von: Dörte Heilewelt