Gesehen: „Zero Dark Thirty“ von Kathryn Bigelow

Zero Dark Thirty“ ist die militärische Ausdrucksweise für dreißig Minuten nach Mitternacht. Genau um diese Zeit startete die Spezialeinheit der Navy Seals ihren Angriff auf Osama Bin Ladens vermuteten Standort. Doch trotz des Wissens um die realen Ereignisse könnte die Spannung während des Films nicht größer sein.
Zunächst wird die junge CIA-Agentin Maya (Jessica Chastain, „The Tree of Life“) im Jahr 2003 nach Pakistan versetzt, um dort für Aufklärung in Bezug auf die Zusammenhänge der Terroranschläge des 11. Septembers 2001 zu sorgen. Maya fügt sich in ein kleines Team ein, welches unter anderem aus Dan (Jason Clarke, „Public Enemies“) und Jessica (Jennifer Ehle, „The King’s Speech“) besteht. Die zwei sind bereits längere Zeit vor Ort und führen schon völlig abgestumpft Vernehmungen mit solch fragwürdigen Foltermethoden wie Waterboarding und dem Einsperren einer Person in eine kleine Kiste ohne jegliche Löcher durch. Immer wieder muss die Gruppe mit mehr Rückschlägen als positiven Meldungen umgehen. Doch im Besonderen Maya hält unbeirrt an ihrem größten Ziel fest: Osama Bin Laden ausfindig zu machen. Die Teammitglieder, Prioritäten und Hinweise wechseln zwar, aber letzten Endes soll es endlich so weit sein, dass die Navy Seals rund um Teamleiter Patrick (Joel Edgerton, „Warrior“) sowie Justin (Chris Pratt, „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“) ein Haus stürmt, in welchem sich angeblich der meist gesuchteste Terrorist auf der ganzen Welt aufhalten soll.
Kathryn Bigelow und Mark Boal (die beiden arbeiteten bereits an dem Kriegsdrama „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ zusammen) steckten schon inmitten in den Vorbereitungen zum Dreh ihres ungewöhnlichen Actionfilms als bekannt wurde, dass man nun tatsächlich wüsste, wo sich der al-Qaida-Führer befinden würde und ihn letztlich sogar zur Strecke brachte. Schnell entschied man sich dafür das Drehbuch daraufhin noch einmal umzuschreiben und die Fiktion mit der Realität anzugleichen. Dies scheint der Story gut getan zu haben, denn speziell die letzte Hälfte des Werkes, in welcher der Zuschauer fast nur noch mit Nachtsichtgerät und knappen Zurufen auskommen muss, hält einen in atemloser Anspannung. Aber gleichzeitig macht sich bei dieser Mission, welche in Amerika als Heldentat gefeiert wird, Ernüchterung breit. Denn eigentlich gibt es in dieser Geschichte keine Gewinner, kein lautes Feier-Gebrüll. Allein die Hartnäckigkeit der Protagonistin Maya soll sich bezahlt machen. Für sie fiebert man mit, denn sie stellt als Herzstück des Werkes überhaupt erst eine emotionale Bindung her. Glücklich sieht sie trotzdem nicht aus. Und auch diverse Kontroversen bleiben bei solch einer Thematik nicht aus. Selbst Schauspieler wie Martin Sheen („Midnight in Paris“) und Edward Asner („Lou Grant“) protestieren gegen die Oscar-Nominierungen des Film, da dieser ihrer Meinung nach gewisse Foltermethoden verharmlosen und überhaupt erst rechtfertigen würde. Aber schließlich liegt es im Auge des Betrachters, welche Moral man aus den eher stillen sowie beobachtenden 157-Minuten zieht. 

Kinostart: 31. Januar 2013

Gesehen von: Hella Wittenberg