Gesehen: „To The Wonder“ von Terrence Malick

Gibt es so etwas wie die eine, große Liebe? Als der Amerikaner Neil (Ben Affleck, „Argo“) und die Französin Marina (Olga Kurylenko, „Oblivion“) beschließen gemeinsam nach Amerika zu gehen, sind sie zwei frisch Verliebte. Doch in Oklahoma angekommen, hält Routine Einzug. Neil geht seiner Arbeit nach während Marina und ihre Tochter versuchen sich an die neue Situation zu gewöhnen. Aber die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit auf der französischen Felseninsel Saint Michel verblassen, die Unsicherheit über die Entscheidung und die Liebe zu Neil wird stärker. In ihrer Angst wendet sich Marina an Pater Quintana (Javier Bardem, „Biutiful“). Nur ist dieser mit sich selbst im Unreinen, so dass er der jungen Frau kaum eine gute Stütze sein kann. Schließlich wählt Marina den Schritt zurück und fliegt wieder in ihre Heimat. Neil trifft derweil auf seine Jugendfreundin Jane (Rachel McAdams, „Midnight In Paris“), ihre Beziehung intensiviert sich und eine zweite Chance für die großen Gefühle zwischen Marina und Neil wird immer unwahrscheinlicher.

Terrence Malick zeigt mit „To The Wonder“ auf ungewöhnliche Weise wie die Liebe mit den Menschen ihre Experimente treibt. Wie sie zunächst zwei Seelen in Überschallgeschwindigkeit zueinander führt und sie eng umschlungen von dem rosigen Ausnahmezustand kosten lässt, um sie dann auf die Probe zu stellen.

„Irgendwann wirst du lieben, ob du es willst oder nicht. Gefühle ziehen vorüber wie Wolken. […] Wenn du liebst, riskierst du zu scheitern, betrogen zu werden. Du hast Angst, deine Liebe ist erloschen. Vielleicht wartet sie nur darauf in etwas Höheres verwandelt zu werden.“ (Javier Bardem)

Dabei wird, wie für Malick typisch (siehe zum Beispiel „The Tree of Life“), von einer traditionellen Struktur des Erzählens abgesehen. Die Geschichte, welche hauptsächlich die der ewig tanzenden Marina ist, wird träumerisch dargeboten. Gezweifelt, gefühlt und Angst verspürt wird in den 112 Minuten meist im Flüsterton. Trotz dessen verliert Olga Kurylenkos Figur nie an Stärke, an femininer Sehnsucht. Ebenso wie der introvertierte Pater Quintana sucht sie nach der Erlösung, nach Freiheit und dem richtigen Weg des Lebens. Er sucht dies bei Gott, sie bei Neil. Doch jeder für sich läuft dabei gegen eine Mauer. Eine Mauer aus Stille und Zweifel. Der mittlerweile sechste Kinofilm von Terrence Malick weiß auf romantische sowie für Malick recht direkte Weise von Menschlichkeit und Spiritualität zu erzählen und beeindruckt wieder einmal mit seiner poetischen Ästhetik. Man darf nun gespannt sein, ob die nächsten Projekte des Texaners, namens „Knight of Cups“, „Voyage of Time“ und „Lawless“, ebenso nah und zugänglich wie dieses Werk sein werden.

Kinostart: 30. Mai 2013

Gesehen von: Hella Wittenberg