Gesehen: „Silver Linings“ von David O. Russell

Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere

Silver Linings“ rollt das Feld von hinten auf. Selten zeigte sich eine amerikanische romantische Tragikomödie so gut besetzt und facettenreich zugleich.
Ganze acht Monate musste sich Pat Solatano (Bradley Cooper, „Hangover“ – übernahm auch den Part des ausführenden Produzenten) auf richterliche Anordnung hin in einer Psychiatrie aufhalten. Nachdem er nämlich seine Frau im gemeinsamen Heim in flagranti erwischt und den anderen Mann krankenhausreif geschlagen hat, soll er in der Klinik lernen seine Aggressionen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Bei Pat stellt sich schnell eine enorme Motivation ein. Er treibt regelmäßig Sport, versucht positiver zu denken und auch zu handeln. Schließlich will er nur eines: seine Frau wieder für sich gewinnen. Dies ist der einzige Gedanke in seinem Kopf als er die Anstalt schließlich verlassen kann und zunächst bei seinen Eltern (Jackie Weaver, „Animal Kingdom“ und Robert De Niro, „Der gute Hirte“) einzieht. Doch alles verkompliziert sich als er die mit unzähligen Problemen behaftete Tiffany (Jennifer Lawrence, „Winter’s Bone“) kennenlernt. Zwar will diese ihm helfen seine alte Liebe zurückzuerobern, aber dafür muss er zuerst einmal einen sehr zeitintensiven Tanzkurs und folgend einen Tanzwettbewerb mit ihr durchziehen. Nichts einfacher als das?

„Für mich war es eine besondere Freude, einen Blick in das Leben all dieser Menschen werfen zu dürfen und ihnen – in ihrem ganz eigenen Haus in ihrer ganz eigenen Nachbarschaft – dabei zuzusehen, wie sie sich den Hindernissen in ihrem Leben stellen, zu denen nicht selten auch sie selbst gehören. Es war herzzerreißend zu erleben, wie sie sich dabei bemühen und abstrampeln, aber es dann irgendwann doch schaffen, ihre Hürden zu überwinden. Zumindest für den Moment.“ (David O. Russell)

David O. Russells „Silver Linings“ basiert auf dem Roman von Matthew Quick aus dem Jahr 2008. Darin geht es auf humorvolle Art und Weise um Liebe und gefährliche Verrücktheiten. In der Verfilmung sind neben den schlagfertigen Dialogen die beiden Hauptdarsteller das Herzstück des Zweistünders. Jennifer Lawrence und Bradley Cooper offenbaren eine solch selbstsichere Darstellung, die stets auch von einem zartem Optimismus durchdrungen ist, so dass man sich trotz der diffizilen Charaktere schnell in die Szenerie hineinfühlen kann. Nicht zuletzt auch, weil das Tanz-Element (neben der präsenten Mit-Daddy-Football-gucken-um-eine-gemeinsame-Gesprächsebene-zu-haben-Thematik) höchst einnehmend und angenehm mühelos herausgearbeitet wird. Dass die zwei Schauspieler zusammen einfach Klick machen, merkte wohl auch Susanne Bier („In einer besseren Welt“), die ihr 2013 erscheinendes Drama „Serena“ ebenfalls mit Lawrence und Cooper als Protagonisten bestückte. Trotz eines Altersunterschiedes von 15 Jahren lassen sie in „Silver Linings“ das Liebespaar sowie die Geschichte lebendig werden und ebenso den Wunsch darum, dass Liebe und ein Happy End zu jeder Zeit und an jedem Ort möglich sind.

Kinostart: 03. Januar 2013

Gesehen von: Hella Wittenberg