Die wirtschaftliche Krise beeinflusst einfach alles. So dringen finanzielle Probleme langsam aber sicher auch bis in Mafia-Kreise vor. Ist Amerika nichtsdestotrotz das Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Dieser Frage widmete sich George V. Higgins in seinem Roman „Cogan’s Trade“, welcher bereits 1974 erschien. Regisseur Andrew Dominik („Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“) sah darin viele Parallelen zu der aktuellen Finanzlage, was ihn schließlich dazu bewegte, das Werk für die Leinwand zu adaptieren. Und so schlüpft Brad Pitt in „Killing Them Softly“ in die überzeugende Rolle eines Killers, der niemals Gnade kennt.
Nachdem die zwei Mittelklassegangster Frankie (Scott McNairy, „Monsters“) und Russell (Ben Mendelsohn, „The Dark Knight Rises“) erfolgreich ein Pokerspiel um 30.000 Dollar Preisgeld erleichtern, ist Polen offen und Paris in Flammen. Denn sie haben nicht einfach irgendwen beraubt, sondern Verbrecher der wirklich harten Sorte. Nun gilt es ein Zeichen zu setzen. Zum einen soll der Veranstalter des illegalen Spiels, Markie Trattman (Ray Liotta, „Smokin’ Aces“), seiner Position entbunden werden und zum anderen muss man sich auch um die beiden Kleinganoven kümmern, die den Auftrag von Geschäftsmann Johnny Amato (Vincent Curatola, „Die Sopranos“) erhalten haben. Dafür holt sich der akkurate Mafia-Mittelsmann (Richard Jenkins, „Ein Sommer in New York – The Visitor“) den Auftragsmörder Jackie Cogan (Brad Pitt) ins Boot. Seine Devise: „Killing Them Softly“.
Na das kann ja was werden! Wenn das Töten schon im Titel impliziert wird, kann man sich als Zuschauer auf so einiges gefasst machen. Der politisch anmutende Thriller setzt bei den massenhaften Morden aber vor allem Wert auf trockene Erzählweise und höchste Ästhetik. Ob Autounfall in Zeitlupe, der Drogenrausch aus der Sicht des Zugedröhnten oder auch schlicht und einfach die Dialoge in dem 97-Minüter – bei so viel Schönheit kann man gar nicht wegschauen! Und das, obwohl der Film in New Orleans gedreht wurde. Einem Ort, welcher von dem 2005er Hurrikan Katrina besonders stark verwüstet wurde und dem Brad Pitt mit seiner „Make It Right – Foundation“ versucht wieder auf die Beine zu helfen. So werden in modrigster Bürgerkriegskulisse Männer verprügelt, ermordet, in steinerner Miene Geschäfte abgeschlossen und von Frauengeschichten berichtet – allein Mickey, (James Gandolfini, „Die Sopranos“) der hinzugezogene Profikiller, kann man auch in Aktion erleben. Somit ist „Killing Them Softly“ eine bitterböse Gesellschaftskritik, die es gerade durch ihre ausgefeilte Ästhetik in sich hat.
Kinostart: 29. November 2012
Gesehen von: Hella Wittenberg