Gesehen: „Immer Ärger mit 40“ von Judd Apatow

Wer sich nach der 2007er Judd Apatow-Komödie „Beim ersten Mal“ gefragt hat wie es mit dem eigentlichen Glanz-Paar des Filmes, Debbie (Leslie Mann, „Wie ausgewechselt“) und Pete (Paul Rudd, „Vorbilder?!“), weitergeht, kann nun mit einer üppigen Portion Nachschlag versorgt werden. Denn in „Immer Ärger mit 40“ wird ein gründlicher Blick hinter die heile-Welt-Fassade der Familie mit den zwei Kindern geworfen. Und das bietet ordentlich Zündstoff! 

Der 40. Geburtstag steht vor der Tür. Zunächst bei Debbie, der es am liebsten wäre, wenn keiner von ihrem tatsächlichen Alter erfahren würde. Und dann Petes Ehrentag, welcher dagegen groß gefeiert werden soll. Aber bis es so weit ist steht noch jede Menge Stress ins Haus. Da wären zum einen die finanziellen Sorgen. In Debbies Boutique fehlt Geld in der Kasse: entweder von Ladenmagnet Desi (Megan Fox, „Transformers“) oder der grauen Maus Jodi (Charlyne Yi, „Paper Heart“) entwendet. Außerdem läuft auch Petes Plattenlabel leider nur schleppend. Dazu kommen die Streitereien zwischen den Töchtern Sadie (Maude Apatow, „Wie das Leben so spielt“) und Charlotte (Iris Apatow, „Wie das Leben so spielt“), deren Auseinandersetzungen aber nichts im Vergleich zu denen der Eltern sind. Denn vor allen Dingen steckt das Paar in einer großen Midlife-Crisis. Durch die Geburtstage können die persönlichen Probleme erst so richtig hoch kochen.

Was das Alter mit einem macht. Ob es nun um die Ernährung geht oder um die Sicherheiten im Job sowie für die Kinder. Oder auch wie eine Ehe nach einer gewissen Zeit auszusehen hat: in Judd Apatows bissiger Komödie „Immer Ärger mit 40“ geht es um all die überhöhten Erwartungshaltungen – ob von der Gesellschaft oder von einem selbst aufgestellt. Unbarmherzig genau zeichnet er das Bild von einem Ehepaar, welches versucht das überall propagierte große Glück im Alter zu finden und sich dabei endlich von den Problemen der Eltern zu befreien. Dass dabei ein Lachen manchmal im Halse stecken bleibt, versteht sich von selbst. Lustig ist längst nicht alles. Nicht, wenn in den über zwei Stunden ausgiebig gebrüllt, gegängelt und geheult wird (im besten Fall tut dies auch noch ein jedes der vier Familienmitglieder zum gleichen Zeitpunkt). Des Weiteren wird über das Ganze noch eine reichliche Prise Sex in all seinen unpassenden Formen gestreut, so dass man sich gar an die von Apatow produzierte Erfolgsserie „Girls“ erinnert fühlt. Dessen Hauptdarstellerin und Drehbuchautorin Lena Dunham hat gar eine kleine Rolle als Musiklabel-Angestellte mit verrückter Frisur abbekommen – gut tut das der Stilikone aber leider so gar nicht. Und da wären wir auch schon beim Punkt: viel zu oft möchte man lieber wegschauen, wenn wieder einmal auf alle möglichen Peinlichkeiten raufgehalten wird. Augen zu bei Toiletten- sowie Hämorriden-Geschichten und Drogenexzessen. Doch ohne solche kleinen Schockmomente wäre es wohl kein echter Apatow-Film. Überdreht, unbequem, eigensinnig und vor allem irrwitzig.

Kinostart: 14. März 2013

Gesehen von: Hella Wittenberg