Gesehen: „Happy New Year“ von Garry Marshall

Neues Jahr, neues Glück

happy new yearEin Jahr nach „Valentinstag“ fügt sich das festliche „Happy New Year“ von Regisseur Garry Marshall (führte u.a. bei „Pretty Woman“ Regie) widerstandslos in die Riege seiner seichten romantischen Komödien ein. Ein weiteres Mal lautet dabei das strikte Motto: Masse statt Klasse. Denn jeder einzelne Promi soll in den endlos wirkenden 118 Minuten von der inhaltlichen gähnenden Leere ablenken. Nur hat dieses schamlose Einlullen beim Vorgänger doch noch ein wenig besser funktioniert.

Es ist die Nacht der Nächte. An Silvester sucht jeder nach der schillerndsten Party, nach der verheißungsvollsten Begleitung und dem umwerfendsten Outfit. In „Happy New Year“ zentrieren sich die Erzählungen rund um den New Yorker Times Square, wo der Countdown für das Jahr 2012 mithilfe des berüchtigten Brauchs der herabsinkenden Kugel zelebriert wird. Da gibt es den todkranken Stan (Robert De Niro), der unbedingt vom Dach des Krankenhauses das mitternächtliche Ritual ein letztes Mal beobachten möchte, die gestresste Organisatorin des Ganzen, Claire (Hilary Swank), sowie auch den Rockstar Jensen (Jon Bon Jovi, der für den Film extra seine Welttournee unterbrach), der wieder mit der Chefin des Catering-Unternehmens Laura (Katherine Heigl) zusammen kommen möchte. Hinzu gesellt sich die schüchterne Ingrid (oberpeinlich: Michelle Pfeiffer), die endlich all ihre guten Vorsätze mit der Hilfe des Draufgängers Paul (Zac Efron) in die Tat umsetzen möchte. Die Hoffnung spielt in allen Geschichten eine äußerst wichtige Rolle und so kommt man nicht umhin, einen neugierigen Blick in ein Krankenhaus zu werfen, wo sich Grace und James (Sarah Paulson und Til Schweiger) wie auch das Paar Tess und Griffin (Jessica Biel und Seth Meyers) auf den bevorstehenden Nachwuchs freuen. Nicht zuletzt, da es eine immense Geldsumme für das Paar mit dem ersten Neujahrsbaby zu gewinnen gibt, was wiederum den Kampfgeist erheblich steigert. Wer wird das Rennen gewinnen?

Einen weiteren Hoffnungsschimmer sieht die junge Hailey (Abigail Breslin) für ihren ersten Kuss pünktlich um Mitternacht bei der großen Feierei. Nur hat die übervorsichtige Single-Mutter Kim (Sarah Jessica Parker) da noch ein Wörtchen mitzureden und lässt happy new year_02damit das Vorhaben umso unmöglicher erscheinen. Auch für Elise (dies ist der erste Spielfilm des Broadway- und Fernsehstars Lea Michele) rückt die Chance auf ihr Debüt als Begleitsängerin von Jensen in weite Ferne, da sie ausgerechnet mit dem Silvester-Muffel Randy (Ashton Kutcher avanciert nach der Romantiker-Nummer in „Valentinstag“ zum üblen Zyniker) stundenlang im Fahrstuhl feststeckt. Und schließlich ist da noch Sam (Josh Duhamel), der nach einer Trauung seines besten Freundes außerhalb von New York einen Unfall baut und ohne sein Auto auf ein Wunder hoffen muss, um vom Fleck weg zu kommen und so seiner großen Liebe im Big Apple nach einem Jahr Funkstille endlich wieder zu begegnen. Werden alle trotz der kleinen und größeren Probleme und Ängste noch ihr Glück in dieser magischen Nacht finden?

Leider handelt es sich bei Garry Marshalls „Happy New Year“ schlichtweg um Fließbandarbeit. Hektisch wird von einer Kurzgeschichte zur nächsten gehüpft, ohne auch nur bei einem Charakter wirklich in die Tiefe gehen zu wollen. Man befindet sich unglücklicherweise in einer Festtagsgeseiere-Endlosschleife. Um dabei für eine gewisse Echtheit zu sorgen, startete man mit den Dreharbeiten genau am 31. Dezember des letzten Jahres am Times Square und heraus kamen circa 40 Stunden ungeschnittenes Material. Produzent Mike Karz meint zum Dreh-Startschuss in New York an Silvester:

„Eine Million Menschen kommen dort zusammen, Tausende von Polizisten sind im Einsatz, Straßen werden gesperrt, man weiß nie, wie das Wetter sich entwickelt, Fernsehtermine und Nachrichtenteams haben Vorrang – außerdem wird das Event live in alle Welt übertragen. Aber abgesehen davon war das ein Kinderspiel.“

happy new year_03Frank Sinatra singt „New York New York“, die Menschen liegen sich mit dicken Tränen in den Augen in den Armen. Das kann nur eine gut produzierte Hollywood-Schmonzette sein! Neben Liebe, Reue, Verzeihen, Abenteuerlust und Befreiung soll sich vor allem die Hoffnung in den Mittelpunkt des Ensemble-Films stellen. Doch die beschränkt sich nach der völligen Übersättigung an Dämlichkeit lediglich darauf, dass man sich nichts sehnlicher herbei wünscht als das schnelle Ende des trostlosen Films. Gerüchten zufolge hatte Ashton Kutcher, ohne zu der Zeit das Drehbuch gelesen zu haben, sofort sein Mitwirken in dem neuen Marshall-Movie bestätigt. Hätte er doch nur noch ein wenig mit der Zusage gewartet. Denn selbst wenn man als Zuschauer mit dem Mindestwunsch eines zweiten „Valentinstag“ an die Sache herangeht (in dem Ashton Kutcher und auch Jessica Biel bereits mitwirkten), so wird man auch mit diesem lauen Enthusiasmus-Lüftchen herb enttäuscht werden.

VÖ: 08. Dezember 2011

Gesehen von: Hella Wittenberg