Gesehen: „Green Lantern“ von Martin Camphell

„Am hellsten Tag, in schwärzester Nacht entgeht nichts Böses meiner Wacht. Wer finsteren Mächten sich verspricht, der hüte sich vor Green Lanterns Licht!“

Green LanternAlles beginnt mit einem sich reimenden Schwur. Dies ist der entscheidende Schlüsselmoment, in welchem aus dem überheblichen Testpiloten Hal Jordan (Ryan Reynolds) ein Leben schützender Wächter des Green Lantern Corps wird. Dass die Wahl auf einen vor lauter Charakterschwächen strotzenden Menschen fiel, überrascht viele, im Besonderen den klugen Anführer des Corps Sinestro (Mark Strong). Aber am allermeisten ist doch Jordan selbst von dieser Bestimmung geschockt. „Warum gerade ich?“, fragt er sich immer wieder selbstzweifelnd. Doch der übernatürliche Macht verleihende grüne Ring irrt sich niemals und er rekrutiert nun einen ganz gewöhnlichen Menschen.

Der Zuschauer wird in dem von Martin Camphell („Vertical Limit“) kreierten Fantasy-Werk in knapp zwei Stunden mit auf eine intergalaktische Reise, in eine ganz andere Welt genommen. Man dringt bis zum Kern des Universums vor, wo alles überlebensgroß erscheint und in der man mit Willens- bzw. Vorstellungskraft alles erschaffen kann. Die gute 3D-Verarbeitung ist dabei besonders auffällig und lässt die Fieslinge des Films umso bösartiger und widerwärtiger wirken. Hector Hammond (Peter Sarsgaard) reiht sich dabei weit vorn mit ein. Er ist der kluge Wissenschaftlerkopf, dem es gestattet wird die erste auf der Erde entdeckte Leiche eines Aliens zu untersuchen, wobei er auf gefährliche Weise mit dem noch größeren Übel, nämlich den Weltenzerstörer Parallax, in Berührung kommt. Schon immer von der Angst getrieben, stärkt dies nun Hammonds Negativität, die er sein Leben lang mit sich herumgetragen hatte und wirkt sich nun zu allererst auf den Verursacher seiner Probleme aus: den Vater (Tim Robbins). Nun muss Jordan all seinen Mut zusammennehmen und die Dämonen seiner Vergangenheit bewältigen, um die neuen Feinde in Form des großen Bösen Parallax und dem Helfer Hammond zu bekämpfen. Dies ist ihm nur mit der Unterstützung von seiner kompetenten Kollegin und Freundin Carol Ferris (Blake Lively) möglich. So kann er seine innersten Ängste bezwingen, damit sich seine größte Schwäche in sein höchstes Gut verwandelt und er aus der Masse der vielen grünen Krieger des Planeten Oa heraussticht.

Diese Comic-Verfilmung, dessen Hauptfigur bereits eine 70 Jahre lange Geschichte aufzuweisen hat, wirkt wie viele der Superheldenstories inspirierend. Denn wer möchte nicht den inneren Schweinehund überwinden und Unmögliches möglich machen? Und dies stellt sich erst als Anfang der Hal Jordan Geschichte dar. Der Betrachter wird hierbei lediglich in die neue Welt eingeführt, um schon bald in einem zweiten Teil weitere Schlachten gegen die gelbe Macht führen zu können, die nur mit Angst und Schrecken regiert. Jedoch bleibt auch hier der Wehmutstropfen der Klischeehaftigkeit und gleichzeitigen Humorlosigkeit. So können selbst die wundervoll eingesetzten Möglichkeiten der Computer-Technologie und das solide Schauspielerensemble (zum Beispiel sprach Geoffrey Rush die Rolle des Vogel-Fisch-Aliens Tomar-Re) nicht die unfreiwillig komischen Momente und die damit an manchen Stellen fehlende Glaubwürdigkeit aufwiegen.

Kinostart: 28. Juli

Gesehen von: Hella Wittenberg