Gesehen: „Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte“

Hauptplakat(494x700)Sein Ziel, einen Film zu machen, der genau so gut ist wie die Biopics „Walk the line“ und „Ray“ hat Regisseur Joann Sfar nicht erreicht. Sein Werk ist besser. Viel besser. „Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte“ ist ganz anders als die üblichen mehr oder wenigen akkurat nacherzählten Lebensbeschreibungen berühmter Persönlichkeiten.

„Die Wahrheit könnte mir gar nicht gleichgültiger sein“ erklärte Kultcomiczeichner Joann Sfar, der hier zum ersten mal Regie führte. Zwar zeichnet Sfar ebenfalls die Lebensstationen des Skandalmusikers Serge Gainsbourg nach (seine Kindheit im von den Nazis besetzten Paris, den Beginn seiner künstlerischen Laufbahn, zunächst als Maler, seine immer steiler verlaufende Karriere als Musiker und seine Beziehungen zu Frauen wie Brigitte Bardot (Laetitia Casta) , Juliette Greco und Jane Birkin (eindrucksvoll: die wenige Wochen nach Drehende verstorbene Lucy Gordon), aber Sfar legt vor allem Wert darauf, das Innenleben von Gainsbourg zu zeigen, welches ständig im Kampf mit seiner dunklen Seite steht, einer riesigen Comicfigur – Gainsbourg nennt sie selbst „die Fresse“ , die äußerst charismatisch von Doug Jones verkörpert wird.

Der permanent nahltlose Übergang vom Realen zum Surrealen macht dann auch den besonderen Reiz dieses Films aus. Man kann sich fragen, ob Joanne Sfar noch ganz bei Trost ist, wenn er den echten Gainsbourg als „heldenhafter als Superman“ und „christusgleicher, jüdischer und russischer“ als jeden anderen Menschen bezeichnet, aber wozu? Seinem Film hat das nicht geschadet. Der ist einfach großartig.

Mit: Eric Elmosnino, Laetitia Casta, Lucy Gordon, Doug Jones, Claude Chabrol. Regie: Joann Sfar. 121 Minuten.

Filmstart: 14.Oktober 2010

Gesehen von: Stefan Lehnberg