Gesehen: „Fado“ von Jonas Rothlaender

Plakat_a1_02.inddSeit 2012 wird im Rahmen des First Steps Awards (dem wichtigsten Nachwuchspreis für junge Filmemacher in Deutschland) der No Fear Award verlieren. Er wurde initiiert und wird gestiftet von Katja und Nina Eichinger und zeichnet Nachwuchsproduzenten aus, die sich mit ihrem Abschlussfilm inhaltlich wie produktionstechnisch auf besonders mutiges Terrain begeben. Ein Preis für Filme mit unbequemen, mutigen und wichtigen Themen. In diesem Jahr ging er an „Fado“ und damit an dessen Produzentin Tara Biere.
In „Fado“ folgt Regisseur Jonas Rothlaender seinem Protagonisten, dem jungen Arzt Fabian (Golo Euler), nach Lissabon. Der wiederum reist seiner Exfreundin Doro (Luise Heyer) hinterher, die in Lissabon als Architektin ein Bauprojekt betreut. Die beiden begegnen sich zögerlich, was in der Heimat zum Bruch führte weiß man nicht, aber die Liebe scheint, aller Ressentiments zum Trotz, noch da und man nähert sich an, erst langsam, dann leidenschaftlich. Erst im Aufeinandertreffen mit einem attraktiven Arbeitskollegen von Doro kristallisiert sich langsam heraus, welches Problem das Paar eins auseinander getrieben hat: Fabians alles vereinnahmende Eifersucht.
Jonas Rothlaender lässt sich viel Zeit, seine Protagonisten und ihre Beziehung zu etablieren, wägt dabei aber genau ab, was von ihnen er Preis gibt und was er im Verborgenen hält. „Fado“ ist ein ruhiger, langsam erzählter Film, in der ersten Hälfte mitunter etwas zäh, seine Tricks und Kniffe hebt er sich lange auf, was aber viel zur Wirkung der Geschichte beiträgt. Zunehmend vermischt sich Fabians Wahrnehmung mit der Realität und bald ist auch dem Zuschauer nicht mehr so ganz klar, was nun seiner Fantasie entspringt oder wo sein Misstrauen vielleicht auch gerechtfertigt sein mag. Das ist erzähltechnisch nicht nur spannend sondern auch extrem geschickt, da man dadurch als Zuschauer den Draht zu keiner der beiden Seiten verliert. Weder zu Doro, die Fabians zunehmend aggressiven Attacken gegenübersteht, noch zu Fabian, dessen Kampf mit dem inneren Dämon Eifersucht so quälend scheint, dass man nicht umhin kann, auch mit ihm zu fühlen. Und wer sagt, dass er sich das alles wirklich nur einbildet? Die Grenzen verschwimmen zunehmend, nur eines wird bald klar: das bittere Ende wird kommen, mit der Macht eines Tsunami.
„Fado“ ist tatsächlich ein mutiger Film und ganz nebenbei angenehm originell, sowohl was das unverbrauchte Thema als auch den frischen, allesamt auf hohem Niveau agierenden Cast angeht. Wie gut, dass es Preise wie den First Steps Award gibt – das ist definitiv der Nachwuchs, den man ausgezeichnet sehen will.

„Fado“ ist seit dem 01.09.2016 in den deutschen Kinos zu sehen.

Gesehen von: Gabi Rudolph

FADO Official Trailer from jonas rothlaender on Vimeo.

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