„Pass dich an oder stirb!“
Bereits in dem Autorendrama „Capote“ (wofür Philip Seymour Hoffman 2006 der Oscar als Bester Hauptdarsteller überreicht wurde) befasste sich Regisseur Bennett Miller mit der Verfilmung biografischen Materials. In seinem zweiten Spielfilm „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“ hat er sich nun der auf wahren Ereignissen basierenden Geschichte von Billy Beane, dem Manager eines Baseball-Teams (Brad Pitt) zur Brust genommen und damit gleich sieben Oscar-Nominierungen erbeuten können.
Billy Beane (Brad Pitt) ist Manager der Baseball-Mannschaft „Oakland Athletics“ und hat mit großen finanziellen Problemen zu kämpfen. Sein Team ist kaum noch konkurrenzfähig, da ein starker Spieler nach dem anderen mithilfe von deutlich dickeren Geldbörsen abgeworben wird. Um den Abstieg nicht weiter forcieren zu müssen, holt sich die einstige Baseball-Hoffnung Beane schließlich den noch recht unerfahrenen Wirtschaftsforscher Peter Brand (Jonah Hill, „Cyrus“) mit ins sinkende Boot. Gemeinsam wollen sie das Risiko eingehen und auf nüchterne Statistiken und Analysen setzen. Und so setzt sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten letztlich ein Team voller Außenseiter in der Saison 2002 mithilfe der Leistungs-Errechnung am Computer durch und bringt mit dieser unkonventionellen Art alle Sportbegeisterten erst zum Stirnrunzeln und später nur noch ins Staunen. In den Nebenrollen können im Besonderen Philip Seymour Hoffman als grimmiger Coach und Chris Pratt („Bride Wars – Beste Feindinnen“) als verschüchterter Spieler ihre Vorzüge zur Schau stellen.
Wer in dem 133 Minuten-Sportdrama von Bennett Miller Baseball-Spieler in schweißtreibender Aktion sehen möchte, kommt hier nur partiell auf seine Kosten. Vielmehr begleitet der Zuschauer den äußerlich ruhig wirkenden Billy Beane, der es vorzieht, den Spielen seiner Mannschaft nicht beizuwohnen. Man sieht den gestelzten Umgang mit der Ex-Frau Sharon (leider viel zu selten zu sehen: Robin Wright, „Pippa Lee“), den Versuch eine geregelte Beziehung zu seiner Tochter Casey (Kerris Dorsey, „Brothers & Sisters“) aufzubauen und Rückblenden in die Zeit als er noch wählen konnte zwischen der Karriere als Profi-Baseballers und dem Stipendium an einer angesehenen Universität. Aber mit der Entscheidung, sich diese Hintergrundstory des Millionengeschäfts mitsamt dem einsamen Helden auf großer Leinwand anzuschauen, kann man weniger falsch machen. Denn ohne enormes Wissen über Baseball ermöglicht der 1963 geborene Pitt die Glaubwürdigkeit einer global anwendbaren Geschichte über den durchschlagenden Erfolg eines Außenseiters, die dabei sogar ganz ohne Klischees auskommt.
VÖ: 02. Februar 2012
Gesehen von: Hella Wittenberg