Wozu bist du fähig?
Ein typisches Highschool-Movie. Da gibt es den Außenseiter Andrew (Dane Dehaan), der stets die fiesen Sprüche und die Prügel erntet. Sein Cousin Matt (Alex Russell) ist dagegen der schöne Überflieger mit vielen Freunden. Einer davon ist zum Beispiel der Spitzensportler Steve (Michael B. Jordan). Als die Drei jedoch nach einer Feier eine mysteriöse Höhle entdecken und neugierig hineinklettern, ändert sich ihr Leben schlagartig. Denn mit einem Mal haben sie telekinetische Fähigkeiten. Was sich die Jungs mit diesen neuen Möglichkeiten für Späße erlauben und was bald komplett außer Kontrolle gerät, wird dem Betrachter durch die Kamera von Andrew nähergebracht. Dieser nimmt einfach alles auf und schon bald kann man neben fliegenden Objekten und Menschen auch rohe Gewalt sehen. Doch wozu wird jeder Einzelne durch diese neu entdeckte Macht genau fähig sein?
Alles muss festgehalten werden. Ob in einem Foto oder als Film. So kann man sich adäquat mitteilen, sich selbst betrachten und reflektieren. Der amerikanische Regisseur Josh Trank geht mit dem Titel seines Found-Footage-Films genau auf dieses zeitgenössische Phänomen ein.
„Die heutige Generation definiert sich so. Noch nie haben Kids so viel fotografiert wie heute – oder sich so sehr über Fotos selbst definiert. Jeder ist im Besitz einer Art Kamera, Bilder lassen sich in Sekundenschnelle ins Internet hochladen. Die heutigen Filme sind von dieser Art zu drehen gekennzeichnet.“ (Regisseur Josh Trank)
So springt Trank in seinem Spielfilmdebüt zwar auf den Zug des Wackelkamera-Hypes und auch des Superhelden-Revivals auf, schafft es aber trotzdem, dass man ohne Kopfschmerzen aus dem Film heraus geht. Zum einen, da es sich bei dem Werk um schlanke 84 Minuten handelt und zum anderen, weil nach einer gewissen Zeit die Kamera durch Andrews gewonnene Fähigkeiten auch zum Schweben gebracht werden kann. Nach Underdog-Filmen wie „Kick-Ass“, „Defendor“ oder auch „Super“ scheint der Durst nach dem 08/15-Mensch mit Superkräften noch immer nicht gestillt. Man bekommt davon einfach nicht genug, weil jedes Werk für sich einen spannenden, innovativen Weg findet mit der Materie umzugehen. So auch „Chronicle“, der das Anti-Superhelden-Genre mit dem Found-Footage-Stil gekonnt mixt. Außerdem blitzt immer wieder die Frage nach dem auf, was man selbst als halb Jugendlicher, halb Erwachsener mit solch übernatürlichen Fähigkeiten anstellen würde? Dabei geht es nicht um Gut oder Böse, sondern um das Erwachsen werden, mit den damit zusammenhängenden Problemen und Freuden. In diese Situation werden die telekinetischen Kräfte eingeführt. Und da geht es zuerst einmal um die positiven Seiten im Leben, weniger um Moral. Zudem runden netter Schabernack im Kaufhaus, Football in den höchsten Höhen und eine Schultalentshow der etwas anderen Art das Spektakel ab und verdeutlichen mit wie viel Spaß und Kreativität an dieses besondere Filmprojekt herangegangen wurde.
Kinostart: 19. April 2012
Gesehen von: Hella Wittenberg