Gesehen: „Charlies Welt – Wirklich nichts ist wirklich“ von Roman Coppola

Handsome. Brilliant. Heartbroken.

Ihn trifft es so hart wie sonst keinen. Der selbstverliebte Frauenheld Charlie Swan III (Charlie Sheen, „Two and a Half Man“) wird von seiner Freundin Ivana (Katheryn Winnick, „Kiss & Kill“) und damit auch von seinen originellen Ideen verlassen. Für einen Grafikdesigner kein gutes Omen. Nun heißt es für ihn trotz aller Zweifel, Kummer und der Unwirklichkeit der Situation mithilfe seiner Schwester Izzy (Patricia Arquette, „Lost Highway“), seinem Manager Saul (Bill Murray, „Broken Flowers“) und dem engen Vertrauten, Stand-up-Comedian Kirby (Jason Schwartzman, „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“), wieder neuen Mut und Tatendrang zu fassen. Für Charlie beginnt eine Tournee in die Vergangenheit, gespickt mit farbenfrohen Möglichkeitsfantasien sowie gleichzeitigen größenwahnsinnigen Zukunftswünschen. Willkommen in Charlies Welt.

„Ich bin der festen Überzeugung, dass Filme Reisen sind – sie sind ein Mittel, um sich in reale oder erfundene Zeiten zu bewegen, die man gerne erforschen möchte. Indem ich Filme mache, lerne ich etwas über meine Interessen. Und natürlich lade ich das Publikum ein, mich auf meinem Weg zu begleiten. Ich versuche dabei nicht zu viel zu erklären, denn ich habe großen Respekt vor der Intelligenz des Publikums.“ (Roman Coppola)

In „Charlies Welt – Wirklich nichts ist wirklich“ tobt sich Regisseur und Drehbuchautor Roman Coppola („CQ“) einmal völlig aus. So huldigt er den 70er-Jahre Plattencover-Virtuosen Charles White III nicht nur namentlich, sondern auch inhaltlich mit absurd durchgeknallten Bild- und Einrichtungsideen und lässt zudem eine ganz intime Note einfließen, indem er Charlie Sheen manchmal sogar seine eigene Kleidung tragen lässt. Also ein Einblick in das mit verrücktesten Einfällen vollgestopfte Gehirn von Coppola selbst? Zumindest konnte er beim Schreiben von seinen persönlichen unglücklich verlaufenen Liebesgeschichten zehren. Trotz dessen sucht man in den 86 Minuten vergebens nach unverfälschter Tiefgründigkeit, wahrhaftiger Melancholie oder gar nach Halt gebender Stringenz. Vielmehr geht es in dem fragmentarischen Werk darum mit hochgradig exzentrischen Figuren, schrillen Farbkonstellationen, klassisch schönen Bildmotiven und komisch klamaukigen Dialogen zu spielen und sich jeglichen Freiheiten hinzugeben – auch wenn der Zuschauer dabei viel zu oft ermüdet, ermattet und verständnislos zurückbleibt.

„Ich wusste, dass ich einen wilden Film machen wollte. Mich interessierte die Idee, durchaus ernste, erwachsene Themen aufzugreifen und sie in einem Film abzuhandeln, wie man ihn für Kinder machen würde. Im Grunde bin ich ein großes Kind. Ich mag Streiche, Ausflüge in Fantasiewelten, Unanständigkeit.“ (Roman Coppola)

Kinostart: 02. Mai 2013

Gesehen von: Hella Wittenberg