Gesehen: „Black Swan“ von Darren Aronofsky

Ein einfacher Blick in den Spiegel genügt nicht mehr.

movieposter_blackswanRegisseur Darren Aronofsky verlangt nach seinem Drama „The Wrestler“ wieder einmal alles von seinen Schauspielern ab. In diesem Fall ist es Natalie Portman, die in dem Balletdrama „Black Swan“ eine schizophrene Ballerina mimen soll. Dafür trainierte sie ein Jahr lang fünf Stunden täglich und dabei herausgekommen ist ein überzeugendes Psychodrama, das in so mancher Hinsicht unter die Haut geht.

Streicher, Flöte und Fußgetrippel. Natalie Portman hat ihren ersten großen Auftritt im Scheinwerferlicht. Ihr Blick, ein Leid. Sie will es zu sehr. Dieses Gefühl lässt nicht mehr los. Das Orchester setzt ein und die ehrgeizige Nina wird durch einen Lippenbiss nicht nur zum weißen Schwan in Tschaikowskys Schwanensee, sondern auch zum dämonischen schwarzen. Die Rolle ihres Lebens, welche die Mutter nicht hatte und die ihr das Leben zur paranoiden Last werden lässt. Sie lebt den vollkommenen, weißen Schwan, doch mit der Aufgabe, den schwarzen Schwan in sich zu entdecken, tut sich der Abgrund auf.

Die unterschiedlich verzerrten Gesichter lauern ihr in den einsamen Momenten auf und die Frage nach dem Guten ist nicht leicht beantwortet. Viele Pirouetten wurden gedreht, die Konzentration gestärkt, doch ist Lily (Mila Kunis) Konkurrenz, Freundin oder gar hinter ihrem Leben her? Vielleicht sogar hinter ihrem exzentrischen Lehrer (Vincent Cassel), für den doch nur Nina die „kleine Prinzessin“ sein sollte und der sie doch so herausfordert. Die Erotik knistert, die Flügel werden geschwungen.

Und letztlich ist sie der schönste Schwan, der perfekte. Abspann. Viele Worte beschreiben nicht diese Geschichte der Selbstzerstörung und Hingabe. Die opulente Musik Tschaikowskys übernimmt die Erzählerrolle, zieht den Zuschauer noch stärker hinein als Nina noch tiefer fällt. Der Golden Globe für Natalie Portmans Meisterrolle steht für sich.

Gesehen von: Hella Wittenberg