Wie verhält man sich, wenn man mit Gewissheit weiß, dass man nicht mehr lang zu leben hat? Alles Unwichtige scheint vergessen. Der Gedanke an das eigene Wohlergehen wächst ins Unermessliche, man möchte das Beste aus der vorhandenen Zeit machen. Man nimmt sich alles, macht alles, worauf man Lust hat. Doch verändert sich das Verhalten auch, wenn man seit jüngster Kindheit weiß, dass einem nur ein kurzes Leben bevorsteht? Mit dieser Thematik setzt sich das Science-Fiction-Drama Alles, was wir geben mussten auseinander, welches nach dem gleichnamigen Bestseller des Autors Kazuo Ishiguro entstanden ist.
Kathy (Carey Mulligan), Tommy (Andrew Garfield) und Ruth (Keira Knightley) sind Freunde seit der Kindheit. Sie leben in dem englischen Internat Hailsham in absoluter Isolation. Dort, wo sie selbst die Traurigkeit der Menschen um sie herum kaum wahrnehmen. Sie kennen es nicht anders und begreifen es nur zur Hälfte. Sie haben eine Vorstellung von dem Leben außerhalb des Internats, von der Sexualität und auch ein Verlangen danach. Ihre Welt scheint trotzdem fernab der unseren und schon bald wird sich der Betrachter ihrer Rolle in derselben gewahr. Sie sind dazu bestimmt, ihre lebenswichtigen Organe zu spenden.
Regisseur Mark Romanek („One Hour Photo“) inszeniert eine verzwickte Liebesgeschichte, in welcher der Wert der Zeit neu zu schätzen gelernt wird. Obwohl die Drei dazu bestimmt sind „etwas Besonderes“ zu sein, wirken sie in der Alternativwelt, die der heutigen sehr ähnelt, verloren. Als die drei Freunde älter werden und auf das Gut The Cottages ziehen, zeigt ihnen lediglich das Fernsehen echte Intensität, reale Emotionen. So werden die Science-Fiction Elemente nur dazu verwendet, um von dem ganz gewöhnlichen Leben zu erzählen. Die Intrigen und Freundschaften gleichen dem durchschnittlichen Leben. Dies ermöglicht einen Einblick in die menschliche Psyche, die geprägt von kindlicher Unschuld moralische Fragen aufwirft und einen ganz neuen Blick auf die Sterblichkeit zulässt.
Andrew Garfield (bekannt als neuer „Spiderman“) sowie Carey Mulligan („Wall Street: Geld schläft nicht“) bewegen sich mit „Alles, was wir geben mussten“ fernab von ihren sonst eher konventionellen Hollywoodrollen und stellen ihr Talent für die großen Momente, die nur wenige Worte benötigen, unter Beweis. Doch so sehr man auch in den gesamten 105 Minuten des Films auf die Ausführung der durchaus interessanten Ausgangssituation wartet, so viele Fragezeichen bleiben doch offen. Eine verwirrende Unerfülltheit ist nach dem Kinobesuch erreicht, doch so ist das wohl mit den tragischen Liebesgeschichten.
Gesehen von: Hella Wittenberg
Kinostart ist der 14. April in Deutschland.